Die andere Seite

Was wäre ein Master Chief ohne seine Cortana? Oder ein Portal ohne GlaDOS? Als Spieler hat mich die künstliche Intelligenz schon häufig auf meinen Abenteuern begleitet und mich dabei entweder sinnvoll unterstützt oder mir das Leben schwer gemacht. Aber selbst als KI agieren? Das ist eher ungewöhnlich. Doch genau das ist der Job, der an Bord der beschädigten Raumstation wartet. Die erste Bewährungsprobe lässt nicht lange auf sich warten: Ich muss das Sprachmuster von Emma erst analysieren und verifizieren, bevor Zugriff möglich ist. Doch schon gibt es durch Störungen in der Übertragung das erste Problem, denn die Muster stimmen nicht hundertprozentig überein. Was also tun? Den Zugriff eiskalt ablehnen oder ein paar Schaltkreise zudrücken und ihr den Zugang gestatten?

Wer will, kann es sogar auf die Spitze treiben und bei Übereinstimmungen ablehnen. Allerdings hält sich das Programm für solche Situationen immer ein Hintertürchen offen und reagiert mit Maßnahmen, damit es im Spielverlauf weitergeht. Faktoren wie Entscheidungsfreiheit und mitunter sogar Zeitdruck werden also leider nur suggeriert und das Muster ist schnell durchschaut, dass man hier de facto nicht scheitern kann und man einer linearen Handlung folgt, die nur in leichten Variationen vom Drehbuch abweicht.

Alles im Blick

Das wichtigste Werzeug als KI stellen die zahlreichen Kameras innerhalb der Station dar, auf die man zugreifen kann. Mit

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Als Sphäre kann man sich frei auf der Raumstation und im All bewegen. © 4P/Screenshot

ihnen kann man die einzelnen Räume dank Schwenk- und Zoomfunktion nicht nur aus jedem Blickwinkel betrachten, sondern hackt sich von dort aus auch in Systeme wie Laptops, Lüftungen oder Türschalter. Wird ein Link durch die angezeigte

 

Tastenkombination mit den jeweiligen Geräten hergestellt, darf man z.B. den Audio-Logs lauschen oder diverse Aktionen auslösen.

Zwischendurch werden außerdem immer wieder kleine Rätseleinlagen oder Minispiele in die Handlung eingebunden, bei denen mitunter Gedächtnis, Logik oder Reaktion auf eine mehr oder weniger harte Probe gestellt werden. So versprüht das Spiel z.B. stellenweise einen Hauch von „The Witness“, wenn man verschlossene Türen erst durch das Zeichnen von Linien für bestimmte Schaltkreis-Muster entsperren muss. In anderen Abschnitten muss man sich dagegen bestimmte Sequenzen von Mustern merken oder den Analogstick schnell genug in die angezeigte Richtung drücken.

Meist macht es relativ schnell „Klick“ und man weiß bei den Rätseln nach dem einen oder anderen Fehlversuch, was zu tun ist. Allerdings gibt es Ausnahmen, bei denen ich bis heute nicht genau das Lösungskonzept verstanden habe. Zum Glück kam ich in diesen seltenen Momenten durch simples Ausprobieren weiter. Wahrscheinlich habe ich einfach eines der mitunter gut versteckten Dokumente übersehen, die man mit der Kameralinse einscannen kann. Generell sollte man immer die Augen

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Alles im Blick: Hat man Zugriff auf die Kameras, kann man jeden Raum aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. © 4P/Screenshot

offen halten und die Umgebung nach Hinweisen absuchen, darunter z.B. auch Pins für gesperrte Laptops.

Kommunikation als Schlüssel

Mindestens ebenso wichtig wie die Bedienung der Kameras und Hacking-Einlagen ist die kontextsensitive Kommunikation mit Emma. So gibt man ihr auf Nachfrage u.a. Infos, in welchem Raum ein Feuer ausgebrochen ist oder übermittelt ihr den Status von angedockten Modulen hinsichtlich Atmosphäre & Co. Umgekehrt erweist sich auch der Mensch als nützliche Hilfe für die KI: Informiert man Emma z.B., dass in einem Modul die Kameras ausgefallen sind, versucht sie den Fehler in der Schaltzentrale zu beheben. Durch dieses Zusammenspiel entwickelt sich schnell eine interessante und durchaus innige Beziehung zwischen der Astronautin und der KI, die dank der großartigen Synchronsprecher wunderbar transportiert wird. Trotzdem ist es schade, dass der Titel nicht komplett lokalisiert wurde, sondern man mit deutschen Untertiteln Vorlieb nehmen muss.


 

  1. Hab es auch (Dank dem Game Pass mal wieder) entdeckt und durchgespielt. Für mich einer der innovativsten Titel in Sachen "Story-Driven Game" der letzten Jahre. Die Atmosphäre ist zum Schneiden dick. Die Minispiele und das allgemeine Gameplay ordnen sich dem unter, was für mich absolut kein Problem war, ein sehr gut gemachter interaktiver Sci Fi Horror Thriller!

    Spoiler
    Show
    PS: Auch das das Spiel mir teils nur die Illusion von Entscheidungsfreiheit gegeben hat, fand ich okay, weil es absolut zum Kontext der Story gepasst hat. Ich hatte einzig und allein hier und da kleine technische Probleme das Figuren in Wände geklippt wurden oder Animationen falsch positioniert abgespielt wurden, aber das konnte ich verschmerzen.

  2. Weil es gerade bei Steam im Angebot ist, fiel mir das Spiel quasi in die Hände, da das Thema spannend klang (Weltraum, Mystery, Science Fiction) habe ich es mir geholt und wurde nicht enttäuscht :Hüpf:

  3. Also hätte das Spiel nicht so eine enorme Sci-Fi Atmosphäre mit Mystery Touch und einer doch spannenden Story das an ein modernes Kammerspiel erinnert, würde ich auch meinen das Gameplay ist ernüchternd. Nichts das es Übel wäre, aber irgendwie nutzt es sich sehr schnell ab und artet in Mühseligkeit aus.
    Bin gespannt ob die Programmierer an einem neuen Projekt arbeiten das eine ähnliche Thematik aufweist, nur besseres Gameplay bietet. Sehe hier Potential.

  4. Usul hat geschrieben: 29.05.2019 02:44
    Melcor hat geschrieben: 29.05.2019 02:09Und wieso? Was ist denn die Alternative? Ich habe ein Problem mit der gekauften Exklusivität, sowie der verscherbeln von brandneuen Spielen für lächerliche Preise. Wie signalisiere ich das als Kunde, wenn nicht mit dem Geldbeutel? Ein Boykott wäre ja eine Möglichkeit, aber die Leute wollen ja doch spielen. Ein Aufruf zur Piraterie scheint mir am zielführendsten. Und um Epic brauchst du dir wohl keine Sorgen machen. Devolver hat wohl auch bereits mit dem Exklusivitätsbonus von Epic einiges abgedeckt. Hier geht es also nur noch um Zahlen, nicht zwingend um Geld.
    Ich mache mir ja gar keine Sorgen. Weder um Epic noch um Devolver. Ich finde nur deine Argumentation seltsam. Einerseits willst du mit dem Geldbeutel deine Ablehnung signalisieren - also quasi: nicht kaufen -, andererseits rufst du aber dazu auf, daß man das Spiel doch kopieren sollte. Findest du das konsequent? Ich nicht, wenn ich ehrlich sein soll. Was spräche denn dagegen, dann einfach auf das Spiel zu verzichten? Außer natürlich "Ich will aber!"
    Man boykottiert ja nicht das Spiel sondern den Publisher/Retailer. Wieso also auf das Spiel verzichten? Ich habe ja bereits erwähnt, dass ich es beim Steam/GOG Release gerne kaufen würde. Und aufs Spiel verzichten... Ja, da sind doch die meisten nicht konsequent genug dafür:
    Bild

  5. Melcor hat geschrieben: 29.05.2019 02:09Und wieso? Was ist denn die Alternative? Ich habe ein Problem mit der gekauften Exklusivität, sowie der verscherbeln von brandneuen Spielen für lächerliche Preise. Wie signalisiere ich das als Kunde, wenn nicht mit dem Geldbeutel? Ein Boykott wäre ja eine Möglichkeit, aber die Leute wollen ja doch spielen. Ein Aufruf zur Piraterie scheint mir am zielführendsten. Und um Epic brauchst du dir wohl keine Sorgen machen. Devolver hat wohl auch bereits mit dem Exklusivitätsbonus von Epic einiges abgedeckt. Hier geht es also nur noch um Zahlen, nicht zwingend um Geld.
    Ich mache mir ja gar keine Sorgen. Weder um Epic noch um Devolver. Ich finde nur deine Argumentation seltsam. Einerseits willst du mit dem Geldbeutel deine Ablehnung signalisieren - also quasi: nicht kaufen -, andererseits rufst du aber dazu auf, daß man das Spiel doch kopieren sollte. Findest du das konsequent? Ich nicht, wenn ich ehrlich sein soll. Was spräche denn dagegen, dann einfach auf das Spiel zu verzichten? Außer natürlich "Ich will aber!"

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