Trimm-dich-Bewegung vor der Glotze

Vor über 15 Jahren hat Wii Sports die Spielewelt auf links gedreht: Plötzlich wollten die eigenen Eltern mit an die Konsole und im Seniorenwohnheim wurden Bowling-Runden mit der Wii-Fernbedienung abgehalten. Mit über 80 Millionen Einheiten ist es das bestverkaufte Videospiel der Welt, das auf nur einer Plattform erschienen ist – Wii Sports ist der Inbegriff von Nintendos erfolgreichem Plan der Zielgruppenerweiterung. Nach dem ebenfalls für Wii erschienenen Selbstläufer Wii Sports Resort (2009), das mit erhöhter Genauigkeit dank Wii Motion Plus und zwölf Disziplinen punktete, wurde die Serie 2014 noch einmal wiederbelebt – die Wii Sports Club getaufte HD-Neufassung des Erstlings für Wii U löste aber nicht mehr den Rummel aus wie der Motion-Control-Pionier.

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Anschnallen bitte: Nur im Shoutout-Modus beim Fußball kommt der dem Modul beiliegende Beingurt zum Einsatz. © 4P/Screenshot

Natürlich lag das auch an den bescheidenen Absatzzahlen der Wii U – und hier kommt die Switch und ihr eingangs erwähnter Siegeszug ins Spiel. Mittlerweile hat der Verkaufsschlager aus dem Hause Nintendo sogar die Wii hinter sich gelassen, ist also die erfolgreichste Heimkonsole von Big N. Und welcher Titel hätte da wohl das Potenzial zu den Absatz-Überfliegern Mario Kart 8 Deluxe (43 Millionen, Stand: 31.12.2021) und Animal Crossing: New Horizons (38 Millionen) aufzuschließen? Genau: ein neuer Sports-Titel. Der ist vergangenen Freitag erschienen, für 39,99 Euro als Digital-Version oder verpackt im Bundle mit einem Beingurt für 49,99 Euro. Wo der zum Einsatz kommt, das besprechen wir später…

Von flotter Menü-Musik und deutlich aufgebohrter Gute-Laune-Grafik flankiert lädt euch Switch Sports auf ein großes Sportgelände ein, von dem aus ihr eine der sechs Disziplinen anwählt. Diese sind: Tennis, Badminton, Bowling, Fußball, Volleyball und Chanbara (ein Versus-Kampfspiel mit Plastikschwertern). Angesichts der überschaubaren Anzahl sind wir uns nicht zu schade, diese einzeln mit euch durchzugehen…

Tennis light


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Gestatten, Chanbara: In dieser Zweikampf-Disziplinen beharkt man sich mit dreierlei Schwerttypen. Kurzweilig und schweißtreibend. © 4P/Screenshot

Wir starten mit der allseits beliebten Filzballschlacht, die schon Pong, den Urvater aller Telespiele, inspiriert hat: Tennis. Hier tritt die Verwandtschaft zum Vorgänger Wii Sports deutlich zutage. Tennis kann nur im Doppel gespielt werden und erneut ist es dem Spieler nicht gestattet, die Laufbewegungen der Sportler zu lenken. Stattdessen flitzen die Cartoon-Athleten automatisch über den Court und eure Aufgabe ist es, das Racket zu schwingen – durch Bewegungen mit dem Arm, der gerade einen Joy-Con in der Hand hält. Bei allen Disziplinen könnt ihr übrigens einstellen, ob ihr Rechts- oder Linkshänder seid. Das Tennis aus Nintendo Switch Sports funktioniert besser als das alte: Die Bewegungen werden ordentlich erkannt, neben der Schwungrichtung sorgt vor allem das Timing dafür, ob ihr einen Ball cross über den Platz peitscht (früher Treffer) oder elegant die Linie entlangspielt (später Treffer). Dazu klappen auch Lobs ordentlich, wenn ihr eine Aufwärtsbewegung in euren Armschwung einbaut, zudem landen Bälle durchaus mal im Aus. Schwach ist dagegen die Beschränkung aufs Doppel: Spielt ihr solo, übernehmt ihr beide Sportler – saust der Ball gerade übers Netz und ihr bewegt den Joy-Con, dann macht automatisch der vorn postierte Spieler einen Volley. Dieses dezente Verwirrspiel fällt im Vierspieler-Modus aus, dann kann sich jeder auf seine Rolle konzentrieren. Es gibt drei Schwierigkeitsgrade (leider: ultraleicht, sehr leicht, leicht) und die Option, entweder nur ein Spiel oder kurze Matches mit Best-of-3/5 zu absolvieren.

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Badminton spielt sich schon anders als Tennis: Die Ballwechsel sind lang und Stoppbälle ein gutes taktisches Mittel. © 4P/Screenshot

Wir geben rüber zum Fußball, denn dort warten drei Modi auf Hobby-Kicker: Im Eins-gegen-Eins oder Vier-gegen-Vier sausen zwei respektive acht Jungs und Mädels über einen mäßig texturierten Rasen. Via Analogstick des linken Joy-Con lenkt man die Bewegungen der Sportler, per Schwung des rechten Joy-Con wird geschossen. Dazu gibt es einen Spurtkopf, Sprünge und Flugkopfbälle. Das Ganze ist deutlich näher an Rocket League als an FIFA & Co., ohne die Brillanz und Finesse des Autoballs zu erreichen. Ein geordnetes Passspiel ist kaum möglich, die Bälle kullern meist nur so in Richtung Tor, dazu gibt es kein Aus sondern Banden; und lustige Fouls à la Nintendo World Cup leider auch nicht. Den Beingurt, welcher der Modul-Version beiliegt und den ihr vielleicht noch von Ring Fit Adventure habt, kommt im Modus Shootout zum Einsatz (aber auch nur da, keine andere Sportart nutzt ihn): Dazu klemmt ihr einen Joy-Con per Klettgurt an euren Oberschenkel und absolviert fünf Volley-Schüsse nach einem Eckball, auf ein Tor ohne Torhüter. Das besitzt leider den Unterhaltungswert einer Partie des VfL Wolfsburg gegen den FC Augsburg; am letzten Spieltag, wenn es für beide um nichts mehr geht…

  1. Zum Glück bin ich ohnehin nicht Zielgruppe für diese Art Spiele. Scheinbar muss man hier schon wirklich aktiv den Mehrspieler Part suchen, um den maximalen Benefit aus diesem Spiel zu ziehen. In Anbetracht der vielen Spiele die sonst noch 2022 erscheinen, kann man hier wohl bedenkenlos vom Kauf absehen.

  2. Im Optionen-Menü ist übrigens eine "Pro League" erwähnt, die erst noch freigeschaltet werden soll. Es gibt also Hoffnung für Turniere oder Modi für Fortgeschrittene ^^

  3. Schon ein bisschen enttäuschend, hatte aber nicht unbedingt was anderes erwartet.
    Habe daher immer noch meine gute Wii mit Wii Fit / Balanced Board & Co. und erfüllt daher ihren Zweck immer noch tadellos. :)

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