Die richtige Einstellung

Aber keine Sorge: Auch wenn es die Vielfalt an Einstellungen durchaus suggerieren kann, ist dieses Need for Speed keine Simulation, sondern bleibt hinsichtlich der Fahrphysik seinen Arcade-Wurzeln treu. Trotzdem kann es nicht schaden, mit den Handling-Optionen herum zu experimentieren, denn gerade auf dem Standard fiel es mir zunächst sehr schwer, ein ordentliches Gefühl für den Wagen zu entwickeln. Auch mit der anschließenden Stärkung der Bodenhaftung (Grip) wurde ich nicht wirklich glücklich, da sich die Einstellung spätestens beim ersten Drift-Wettbewerb als Griff in den Klo erwies. Erst mit dem Setup, das eine stärkere Tendenz des Wagens zum Driften aufwies, stellte sich endlich der erhoffte Fahrspaß und das gleichzeitige Gefühl einer „Kontrolle mit Stil“ ein, bei der man ähnlich lässig durch die Kurven schlittern kann wie zu besten Ridge-Racer-Zeiten, aber auch in anderen Veranstaltungen immer noch genügend Grip hat, um mithalten zu können. Trotzdem bleibt die Pad-Steuerung generell etwas schwammig und lässt Präzision vermissen. Aber immerhin werden am PC Lenkräder als mögliche Alternative unterstützt – und zumindest die Testfahrten mit dem Clubsport-Wheel von Fanatec fühlten sich dank des gelungenen Force Feedbacks richtig gut an. Allerdings kommt es dabei auf die passende Einstellung an: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass bei den Lenkrad-Optionen ein maximaler Lenkwinkel von 270 Grad, ein leicht reduziertes Force Feedback (zwischen 80 und 90) und die im Spiel leicht auf Drift getrimmte Fahrphysik für mich am besten funktionieren. Fragwürdig bleibt die erneute Entscheidung gegen eine Cockpitansicht – vor allem, weil der Fuhrpark mit seinen etwa 50 lizenzierten Boliden und Modellen von BMW, Nissan, Ford, Porsche, Lamborghini & Co nicht gerade üppig ausfällt, dabei aber sowohl Oldtimer wie den VW Golf Einser GTI als auch Supersportwagen vom Schlag eines McLaren 570S und sportliche Japan-Exporte wie den Nissan GT-R beinhaltet. Nach Rivals hat man hier immerhin eine größere Auswahl an Innen- und Außenperspektiven zur Verfügung, wobei in letzteren der automatische Zoom störend wirken kann.   

Vorhang zu!

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Coole Sprünge? Ghost Games versucht, Gymkhana in Need for Speed zu etablieren, aber man ist weit davon entfernt, Coolness und Style der Ken-Block-Videos einzufangen. © 4P/Screenshot

Spätestens seit Most Wanted haben Story-Aspekte verstärkt Einzug in die Serie gehalten, die meist auf geteiltes Echo gestoßen sind. Ich bin davon überzeugt, dass die Streetracing-Kultur oder Motorsport im Allgemein durchaus als zentrales Element einer Geschichte funktionieren können. Rush war ein großartiger Film, Days of Thunder oder „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ sind Klassiker und selbst den meisten Teilen der übertriebenen Fast-and-Furious-Spektakel kann ich durchaus noch etwas abgewinnen. Verdammt: Selbst der NfS-Kinofilm war noch erträglich und längst nicht so schlimm wie zunächst befürchtet. Tatsächlich erscheint er gegen diesen unsäglichen Trash-Müll, den Ghost Games hier fabriziert hat, sogar wie ein kleines Meisterwerk.

Hier war ich mir dagegen nicht sicher, wie ich auf die mit echten Schauspielern gedrehten Filmsequenzen reagieren soll: Lachen, weil die das einfach nicht ernst meinen können? Oder weinen, weil sie es tatsächlich ernst meinen? Panisch nach der Abbruch-Taste suchen? Oder durchhalten und mich weiter für die amateurhafte Inszenierung mit ihren peinlichen Dialogen des schlimmen, schlimmen…wirklich ganz, ganz schlimmen Drehbuchs fremdschämen? Meine Güte: Dieses bewusst auf cool getrimmte Gehabe mit „Jo“, „Bro“, „Kumpel“ und der obligatorischen Bro-Fist ist zusammen mit dem gaaaaaanz unauffälligen Product Placements eines Energy-Drinks kaum zu ertragen. Gibt es ernsthaft eine so große Zielgruppe, die solch einen Mist tatsächlich gut findet? Manchmal kann Trash ja so schlecht sein, dass er schon wieder gut oder zumindest lustig ist. Aber das, was ich mir hier notgedrungen ein zweites Mal im Rahmen des Nachtests ansehen musste, ist Trash in seiner reinsten Form: absoluter Müll! Bitte, bitte EA: Wenn ihr das Verlangen habt, einem Rennspiel unbedingt eine Story überstülpen zu müssen, dann macht es bitte anders – Hauptsache nicht so! Und um Himmels Willen: Nehmt den Figuren ihre Handys ab! Ständig klingelt im Spiel das Telefon und eine der Plapper-Süchtigen muss wieder mit blöden Sprüchen rumnerven – oft und gerne auch in den unpassendsten Momenten, wenn man sich in Events gerade auf sein Rennen konzentrieren muss. Aber darauf nimmt man generell nur wenig Rücksicht, denn auch bei Tutorial-Hinweisen hält man sich nicht zurück und nimmt dem Spieler mit Einblendungen während der Fahrt mal einfach die komplette Übersicht – abgesehen davon, dass es ziemlich unpraktisch ist, bei 200 Sachen einen Text lesen zu müssen.

Immer schön zusammen bleiben

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Hinsichtlich Tuning und Anpassungen wird viel geboten. © 4P/Screenshot

Gut, dieser unsägliche Story-Quatsch lässt sich meistens überspringen und irgendwann lernt man, seine steigenden Aggressionen beim ständigen Ertönen des Klingeltons in den Griff zu bekommen. Aber darüber hinaus leidet dieses Need for Speed auch an größeren Problemen, die den Spaß am Rasen beeinträchtigen. So wird man z.B. schnell feststellen, dass klassische Rennen hier eher eine untergeordnete Rolle spielen, denn in den zahlreichen Veranstaltungen dominieren solche, in denen man in erster Linie mit Drifts, Stilpunkten oder dem einfachen Zeitfahren um den Sieg kämpfen muss – oft auch in einer Art Gymkhana für Arme.

Schaut man sich die klassischen Rennen gegen bis zu sieben Kontrahenten an, ist man dagegen fast schon froh, dass sie nur so selten auftauchen, denn wie schon bei der Neuauflage Need for Speed: Hot Pursuit greift auch hier ein mittlerweile zwar etwas entschärftes, aber immer noch spürbares Gummiband ins Renngeschehen ein und hält den Pulk künstlich beisammen – es sei denn, man ist so übermotorisiert, dass man die Konkurrenz regelrecht verbläst und gemütlich an der Spitze dem Sieg entgegen fahren kann. Ansonsten gilt: Als Führender wird man aggressiv mit harten Bandagen attackiert. Baut man einen Unfall, schließt man relativ schnell wieder zum Feld auf, das selbst bei als schwierig bezeichneten Events spätestens kurz vor dem Ziel mit angezogener Handbremse weiterfährt. Das gilt übrigens nicht nur für Rennen mit voller Besetzung, sondern auch in den vereinzelten 1:1-Duellen. Ausgerechnet im Spielmodus, in dem man als Team durch Kurven driften muss und nur im Pulk punkten kann, versagt aber selbst das Gummiband – und das in zweierlei Hinsicht: Zum einen kommen die Kameraden gerne plötzlich von hinten angepoltert, rempeln mich von der Piste und versauen mir dadurch meinen Drift – wohlgemerkt in einem Wettbewerb, in dem es um Teamwork geht! Zum anderen halten sie es nicht für nötig, gerade hier auf mich zu warten, wenn ich nach einem Unfall zu weit zurück liege und es de facto aufgrund des zu großen Abstands für niemanden die wichtigen Punkte gibt.


  1. WAS ?! ist so schwer daran ein gutes Rennspiel zu machen ? WAS ?!
    Lieber NFS UG1 UG2 und Most Wanted 2005 mit Widescreen Patch und HD Texture Mod als das ....

  2. Eirulan hat geschrieben: 25.07.2016 00:10 Hab das Spiel gerade eben mit 100% in allen 5 Kategorien beendet und fand es gut ... :)
    glückwunsch. hab es grad nach dem ersten rennen instant deinstalliert. das handling ist einfach nur unspielbar. dagegen wirken selbst the run oder undercover wie meilensteine.

  3. Hab das Spiel gerade eben mit 100% in allen 5 Kategorien beendet und fand es gut ... :)
    Ich sehe viele der angekreideten Schwachpunkte und kann sie voll verstehen, v.a. die Fremdscham auslösenden Cutscenes und die Papiertiger-Polizei... aber trotzdem hatte ich mit keinem NFS Teil seit Most Wanted 2005 mehr Spaß (okay Shift läuft außer Konkurrenz da anderes Konzept). Die letzten paar Vertreter der Reihe habe ich zwar alle (an)gespielt, aber nie beendet, diesen schon.
    Das hat folgende Gründe:
    - Die Technik ist ausgezeichnet, absolut flüssige 60 fps bei 1620p, das Streaming stockt nie und es sieht wirklich sehr gut aus. PC/alles max ohne Motion Blur. Das Geschwindigkeitsgefühl ist 1a, keine Ahnung was genau dem Tester hier gefehlt hat?!
    - Die Stadt und die Rennen sind interessant und abwechslungsreich, v.a. die letzten Rennen über jeweils bald ne Viertelstunde führen einen einmal durch die ganze Stadt. Den wenigen Gegenverkehr finde ich in dem Zusammenhang eher positiv, da nichts mehr nervt als nach 10 Min perfekter Raserei auf einmal willkürlich an scheiss Gegenverkehr hängen zu bleiben und das ganze Rennen von vorne beginnen zu müssen.
    - Tuning- und Optik-Optionen sind 1a und erinnern positiv an Underground.
    - Das Gummiband ist akzeptabel. Grundsätzlich finde ich Gummiband zwar immer scheisse, dieses hier schlägt aber nicht zu stark aus, außerdem kann man es ja immer ausrechnen und daher austricksen, somit bleibt man nie hängen. Trotzdem hätte ich SO GERNE mal ein NFS ohne...
    Wie gesagt, ich hatte mehr Spaß als mit den letzten 3, 4 NFS Teilen zusammen damit :)
    Spielzeit 29h
    PS.
    Was fflicki schreibt ist richtig, man sollte das Handling im Drift Bereich halten, der Grip Bereich ist wesentlich schwieriger zu fahren, auch bei Speed Events

  4. Kurze Frage: Wie viel taugt der "PaintJob"-Editor aufn PC?
    Einigermaßen Komfortabel benutzbar?
    (Ich habe nahezu 0 Interesse am Spiel, aber ich Bräuchte einen netten Editor :ugly: )

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