Zwei Bälle im Datenäther
Mensch, Dirk! Da verhaut ihr nach einer großartigen Saison nicht nur das Finale der NBA; du amüsierst die Amerikaner auch noch mit deinem Outing als Hasselhoff-Fan. So blöd das für den deutschen Star ist, so gut tut es allerdings dem Spiel, denn selbst hier verlieren die Kommentatoren zwei, drei Sätze zu Nowitzkis Bekundung. NBA Live ist somit auf dem aktuellen Stand und fühlt sich komplett an – eine Tatsache, die sich durch die gesamte diesjährige Karriere zieht. Warum? Weil ihr endlich im vollständigen Dynasty-Modus die Geschicke
eures Teams lenkt, euch an zahlreichen Spielvarianten und Minispielen versucht und taktisch anspruchsvolle Matches austragt. Was hat sich sonst im letzten Jahr getan?Die PSP-Menüs sind schicker als auf PS2 und PC.
Schon der Einstieg ist angenehmer, denn wo euch anno 2005 nüchterne Sachlichkeit in Empfang nahm, navigiert ihr heuer durch eine schicke Oberfläche. Die Präsentation ist sogar den grauen Balken auf PS2 und PC überlegen und ihr dürft zudem eure eigene Musik ins Menü einbinden. Aber nicht nur das, auch unter der Oberfläche gibt es viel zu tun: Zwar haben es weder Slam-Dunk-Schule, 1on1-Matches noch Training-Modus auf den Handheld geschafft, ihr dürft im Rahmen des All-Star Weekends aber trotzdem am Slam-Dunk Contest teilnehmen und statt einer Partie eins gegen eins findet ihr mit 2 Ball immerhin ein neues Minispiel. Dort müsst ihr flotter als euer Gegenspieler punkten, wobei ihr euer Konto schneller füllt, je weiter weg vom Korb ihr steht. So weit, so einfach, die Würfe zählen jedoch nur dann, wenn ihr von einer der festgelegten Positionen schießt. Und um dem Ganzen noch mehr Pfeffer zu verleihen, lassen zufällig auftauchende Extras den folgenden Wurf mehrfach zählen, frieren die Bewegungen des Gegners ein oder flößen eurem Star eine Portion Zielwasser ein. Habt ihr einen Kumpel samt PSP zur Hand, dürft ihr 2 Ball auch gegeneinander zocken. Auch einzelne Matches tragt ihr über WiFi aus, über das Internet tretet ihr allerdings nicht an.
Bei dem zweiten Minispiel, Handles, treten eure Qualitäten als Basketballer in den Hintergrund. Stattdessen drückt ihr innerhalb eines Zeitlimits auf vorgegebene Richtungstasten, woraufhin der gewählte Basketballer verschiedene Tricks aufs Parkett zaubert. Das Witzige daran: Ihr müsst die PSP hochkant halten. Sackt ihr dabei genug Punkte ein, schaltet ihr (erschreckend kurze und nichts sagende) Video-Clips der Superstars frei. Besser wäre zwar gewesen, wenn ihr je nach Schnelligkeit unterschiedliche viele Punkte absahnt und nicht nur darauf achten müsst, den Trick überhaupt zu schaffen. Eine nette Abwechslung ist Handles aber allemal. Ich fände es jedenfalls klasse, wenn EA im nächsten Jahr noch mehr dieser kleinen Zeitfresser einbaut.
Freestyle nur mit rechtem Stick
Wie gesagt: Abgesehen von teilweise unterschiedlichen Spielvarianten erwartet euch das gleiche Basketball
Ein Bild des neuen 2 Ball-Modus’: Der Spieler im weißen Hemd steht eingefroren auf dem Feld. |
wie auf PS2 und PC. Das heißt, ihr bestreitet Partien, die sowohl Fertigkeiten beim Blocken und Schießen verlangen als auch eine angenehme Portion taktisches Kalkül. Mir fehlt zwar die Möglichkeit, meine Athleten manuell als Deckung für einen Gegenspieler zu bestimmen, doch ansonsten taktiert ihr wie auf den Vorbildern. Und auch wenn den Superstars mit ihren besonderen Fähigkeiten im Vergleich zu den restlichen Athleten fragwürdig viele Treffer und Steals gelingen, gibt es keine Erfolgsgaranten unter den Spielzügen. PSP-Besitzer haben übrigens den Vorteil, dass die speziellen Fertigkeiten – von denen es diesmal alle von Konsole und PC bekannten auf die UMD geschafft haben – nicht nur mit einem Symbol unter den Sportlern markiert sind, sondern regelmäßig über deren Köpfen beschriftet werden. Dadurch ist hektisches Dechiffrieren winziger Hieroglyphen kein Thema und ihr habt genug Zeit, über die zweidimensionalen Zuschauer in der ansonsten schönen und vor allem flotten Kulisse hinweg zu sehen.
Es zeigt sich allerdings immer häufiger, dass das Fehlen eines zweiten Analogsticks ein Ärgernis für Handheld-Sportler ist. Bei NHL 07 fehlten daher lediglich Pässe und Poke-Checks, die ihr per Knopfdruck trotzdem noch abrufen konntet. In NBA Live 07 fehlen jedoch die Freestyle Moves, welche immerhin eine taktische Komponente waren. Im Klartext bedeutet das weniger Möglichkeiten in Verteidigung und Angriff, weil sich Pässe nicht manuell abschirmen lassen und ihr im Ballbesitz nur per Knopfdruck ein Power-Dribbling ausführen könnt. Damit wird das Spiel von noch mehr Automatismen geprägt als es ohnehin schon vorweist, denn bei vielen Korblegern z.B. fühlt ihr euch als Zuschauer ohne Kontrolle über die Athleten. Es ist bedauerlich, dass EA keinen Schritt nach vorne wagt. So erwartet euch das sehr gute, aber bekannte Spielgefühl aus dem Vorjahr. Unklar ist auch, warum die neue Freiwurf-Steuerung (Werfen durch Zurück- und Vorziehen des Sticks) nicht einfach auf den linken Stick gelegt wurde. Auf diese Idee sind die Entwickler leider nicht gekommen, so dass ihr nach wie vor per Knopfdruck Schussstärke und -richtung statisch vor dem Wurf bestimmt.