300 Sachen auf dem Tacho und zwischen Tür und Begrenzungsmauer passen gerade mal zwei Daumen, zur Klinke des Nebenmanns ein Daumen mehr. Der hat selbst einen Wagen neben sich – zu dritt hängen wir auf dem Gefälle des dreckigen Asphalts. In zwei Sekunden werden wir uns nebeneinander in die Kurve legen, Platz für Fehler gibt es nicht. Berührungen sind zwar keine Seltenheit, allerdings können solche Überholmanöver [GUI_PLAYER(ID=106925,width=377,text=Gentlemen, start your engines: NASCAR The Game fängt die Atmosphäre des amerikanischen Kreisverkehrs überzeugend ein.)] mehrere Runden dauern. Ganz davon zu schweigen, dass sich häufig Dutzende Wagen rundenlang im Pulk bewegen. Immerhin beschleunigen nach einem Start mehr als 40 Geschosse Rad an Rad. Und das ist Schwerstarbeit für Fingerspitzengefühl und Nerven! Denn NASCAR bedeutet minutenlange Duelle ohne Zeit zum Luftholen.
Fußgefühl
Was auf den langen Geraden eines großen Speedways aufregend ist, kann in den Kurven haarsträubend sein. Denn anders als die Boliden der Formelserien kleben die Fahrzeuge nicht wie aerodynamische Wunderwerke auf der Straße. Ein NASCAR-Auto muss man mit Samthandschuhen fahren – abrupte Gewichtsverlagerungen durch eine schnelle Änderung der Beschleunigung oder des Lenkeinschlags bringen es gefährlich ins Schlingern. Im Handumdrehen touchiert es dann den Nebenmann und löst im schlimmsten Fall eine Kettenreaktion aus oder rast unaufhaltsam in Richtung Streckenbegrenzung.
Und dieses Fahrverhalten fängt NASCAR The Game ausgesprochen gut ein: Das gefühlvolle Spiel mit Gas und Bremse, bei dem erfahrene Piloten beim Herausfahren aus
einer Kurve Zeit gewinnen, weil sie langsam die Bremse lösen, während sie behutsam aufs Gas treten, gibt das Spiel überzeugend wieder. Durch ruhige Korrekturen lässt sich ein Fehler korrigieren, ein Dreher durch den geschickten Einsatz der Kupplung verhindern. Man kann mit Gas, Bremse und Kupplung lenken – das ist wichtig.
Mir fehlt lediglich ein fühl- oder wenigstens hörbares Feedback, wenn das Fahrzeug langsam die Bodenhaftung verliert. Es ist unerlässlich, diesen Grenzbereich zu erkennen, da er den Unterschied zwischen erfolgreichem Überholmanöver und Dreher ausmachen kann. Und weil man die Simulation nicht wie einen realen Boliden unterm Hintern spürt, sollte sie die Information auf anderem Weg vermitteln.