Fragen der Vergangenheit

Habt ihr einmal darüber nachgedacht, wie in 3000 Jahren die Menschen wohl auf unsere Zeit zurückblicken werden? Viele Texte und Videos könnten verloren oder für sie unverständlich sein. Sie werden aus Neugier tief in der Erde nach Überresten unserer Zivilisation graben und sich wundern, warum wir elektronische Bildschirme wie Altäre in der Mitte unserer Zimmer platziert haben. Oder dass scheinbar über Jahre hinweg eine hitzige Diskussion über die richtige Benennung eines Hefegebäcks mit Konfitüre-Füllung die Aufmerksamkeit der Menschheit dominierte. Und wie wir uns heute fragen, wie viele Dinosaurier wohl doch eigentlich Federn trugen (1) oder knallbunt waren (2), so werden auch wir für unsere Nachfahren vermutlich ein großes Rätsel sein.

 

„Wir sind gekommen, um die Rätsel dieser verlorenen Welt zu lösen.“

 

Wir schreiben das Jahr 5000. Die Menschheit ist nach einem großen Kataklysmus auf den Mars geflohen und entwickelte sich dort zu einer fortschrittlichen Gesellschaft weiter. Doch die zerstörte Erde birgt unwiderstehliche Geheimnisse über die menschliche Vergangenheit – und die Neugier ist groß. Aus diesem Grund reisen Archäologie-Professor Totel und sein Team auf die Erde, um dort die Geschichte der Menschheit zu erforschen, verborgene Schätze zu bergen und das sagenumwobene „Mutropolis“ zu finden. Mit dabei ist Henry Dijon, ein junger Archäologe mit detektivischem Spürsinn. Und dieser wird ihm noch sehr nützlich sein, denn plötzlich überschlagen sich die Ereignisse und Professor Totel verschwindet spurlos.


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So eine Mumie kann nützliche Dinge bei sich tragen, die für unseren Archäologen und Hobby-Detektiv Henry Dijon nützlich sein könnten. © 4P/Screenshot
Wo ist Professor Totel?

Komplett spurlos? Nein, für einen ambitionierten Detektiv wie Henry natürlich nicht! Sofort durchstöbert er die Forschungszentrale nach Hinweisen. Dabei sammelt er in guter, alter Point&Click-Tradition alles auf, was nicht niet- und nagelfest ist. Und so fällt ihm schnell ein Notizzettel des Professors in die Hände: Beim heiligen Kraken, befindet er sich etwa in Mutropolis?

 

Die Rätsel und Aufgaben, denen Henry sich bei seinem Abenteuer stellen muss, fügen sich meist harmonisch und logisch in sein Arbeitsgebiet als Archäologe und Möchtegern-Detektiv ein. So muss er, um an eine Phiole zu gelangen, den Mund einer Mumie zu öffnen, indem er sich entsprechendes Fachwissen aneignet – um dann anschließend von dieser Phiole Fingerabdrücke zu nehmen. Dabei fallen einige Rätsel ganz schön knifflig aus – manchmal auch nur, weil entsprechende Hinweise und Hilfestellungen im Spiel fehlen. Beispielsweise kann man sich im Zweifelsfall nicht via Leertaste alle Gegenstände anzeigen lassen, mit denen man interagieren kann. So kann man schon mal seinen Abend damit verbringen, nach einem Kugelschreiber zu suchen oder auf ein paar Fotografien zu starren, um aus ihnen die richtige Kombination zum Öffnen eines Tresors herauszulesen. Besonders ärgerlich war ein Rätsel, bei dem man mit einem Dietrich ein Schloss öffnen soll und bei dem ein hartnäckiger Grafik-Glitsch nur stumpfes Herumprobieren zuließ.

 
Fesselnde Story


Trotzdem knobelt man sich gerne auch einmal durch etwas zähere Rätsel, weil einen die spannende Geschichte in ihrem Bann hält. Es ist für mich immer ein gutes Zeichen, wenn ich mich schon auf den Feierabend freue, weil ich gerne mehr über Henrys Abenteuer, den verschwundenen Professor und diese mysteriöse Frau im Vogelkostüm erfahren möchte. Gleichzeitig bleiben Story und Rätseleinlagen gut ausgewogen, abwechslungsreich und vor allem humorvoll. Die Unwissenheit über historische Gegenstände und Persönlichkeiten von Henry und dem restlichen Team sind toll inszeniert. Ganz nach dem Motto: „Wer war dieser Sony Walkman? Und wohin ist er gelaufen?”

 

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Mysteriöse Vogelfrau und Roboter Max. © 4P/Screenshot
Archäologische Begeisterung

Henry ist natürlich nicht alleine unterwegs. Auf seiner Suche begleiten ihn unter anderem die Zwillinge Micro und Luc, Carlata, Cobra und Roboter Max, die alle ihre ganz eigenen Charaktere haben und dabei wunderbar lebendig synchronisiert (jedoch nur in Englisch) sind. Das ist wichtig, da der Grafikstil sehr plakativ und reduziert ist. Charaktere und Räume sind bunt und niedlich, aber wirken durch die flächigen Farben und fehlenden Outlines auch ein wenig klobig. Gleichzeitig bekommen sie so auch ihren ganz eigenen individuellen und lebendigen Charme. Das Spektrum an Gesichtsausdrücken und Bewegungen ist begrenzt, zudem scheinen Animationen und Sprachpassagen häufig nicht gleichzeitig ablaufen zu können. Dadurch entstehen immer wieder unschöne Gesprächspausen. Insgesamt wirkt die postapokalyptische Welt aber sehr stimmig und liebevoll erdacht, wenn auch weniger futuristisch als erwartet. Umso schöner werden bekannte Werke unserer Vergangenheit ins Szene gesetzt, die Henry mit großer archäologischer Begeisterung entdeckt.

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