Eine Flugsimulation für eine neue Generation
 
Der Einstieg in diese waschechte Flugsimulation ist gut gelungen, da man viele Assistenzsysteme, Automatismen und Vereinfachungen anpassen kann – einen kinderleichten Arcade-Modus sollte man allerdings nicht erwarten. 33 Assistenz-Optionen und drei globale Schwierigkeitsmodi lassen sich konfigurieren. So kann man die Checkliste vor dem Start einfach an den virtuellen Co-Piloten delegieren und ihm gleich die Kommunikation mit der Flugverkehrskontrolle (ATC) aufs Auge drücken, wenn man sich lieber auf das Fliegen konzentrieren möchte. Landepfade können beim Anflug auf die Landepiste helfen und Navigationspunkte auf der Weltkarte helfen bei der Orientierung. Die gewünschte Flugerfahrung kann anhand der Assistenzsysteme auf die eigenen Bedürfnisse und Erfahrungen zugeschnitten werden – und auf den “einfacheren Stufen” kann man kuriose Landungen hinlegen.
 
Trotzdem sollte man zunächst das achtteilige Tutorial mit einer Cessna 152 absolvieren, das einem teils in hervorragender Form die wichtigsten Aspekte des Fliegens beibringt – inkl. deutscher Sprachausgabe und Texte. Nach Abschluss der Flugschule kann man starten, landen, die Höhe halten, Geschwindigkeit anpassen und vermeidet allzu hektische Manöver. Allerdings werden nur die Grundlagen angeschnitten und viele fortgeschrittene Aspekte wie Flugverkehrskontrolle oder Autopilot werden nicht thematisiert. Hier hätten zumindest kurze Einführungen geholfen, denn so muss man sich selbst reinfuchsen. Aber es ist ja auch eine Simulation, die Zeit, Geduld und Fingerspitzengefühl erfordert.  

Die Güteklasse der Simulation

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Über den Dächern von Hongkong. © 4P/Screenshot


Die Komplexität der Simulation ist beeindruckend: Die Aerodynamik und die auf das Flugzeug wirkenden physikalischen Kräfte werden an bis zu 1.000 Stellen der Flugzeugoberfläche berechnet – nicht bloß an einer Stelle wie beim Vorgänger. Luftmassen, Winde und dynamische Wolkenbildung werden simuliert – und selbst leichter Wind übt einen spürbaren Einfluss auf die Flugsteuerung je nach Masse des Fluggeräts aus. Es geht sogar so weit, dass Auftrieb und Turbulenzen direkt mit der lokalen Temperatur in der Umgebung zusammenhängen. Hinzu gesellen grafisch und spielerisch relevante Wettereffekte, da die Wolken die Sicht einschränken und die Maschine sogar vereisen kann – die Wetterdarstellung sucht ihresgleichen. Übrigens: Wer lieber das “alte Flugmodell” nutzen möchte, kann dies in den Optionen anschalten.  
 
Während Schnellstarter gleich mit einem Flugzeug in der Luft losdüsen können, kann der Flugalltag für Fortgeschrittene so aussehen: Flugplan einrichten und Wegpunkte setzen. Die Checkliste im Cockpit durchgehen. Auf dem Flughafen-Vorfeld herumfahren. Funkgespräche führen. Startvorbereitung treffen, abheben, Reiseflughöhe erreichen und den IFR-Routeneinflug einleiten. Autopilot setzen. ATCs wechseln, Landeanflug starten, am Ziel landen, zum Gate fahren und sich auf den simulierten “Ground Service” freuen. Passagieraufkommen wird nicht sichtbar simuliert.  

 

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Die 3D-Wolken sind absolut beeindruckend und blickdicht. © 4P/Screenshot


Navigation und spontane Ausfälle
 
In dem Microsoft Flight Simulator ist eine Navigationsdatenbank in Zusammenarbeit mit Navblue eingebaut worden, die man sich als Satellitennavigationssystem für Flugzeuge vorstellen kann. Wenn ein Sichtflug nicht möglich ist, z.B. weil das Wetter zu schlecht oder es zu dunkel ist, lässt sich das Flugerlebnis auf platzierbare und editierbare Wegpunkte umstellen, die man im Instrumentenflug abklappert. Die geplanten Flugrouten können auch in der Community geteilt werden.
 

Vertrieb, Download und Co.

Das Spiel wird als digitale Version im Microsoft Store, Xbox Game Pass für PC und Steam angeboten. Der erste Download fällt sehr klein aus. Danach müssen knapp 100 GB an Daten runtergeladen werden, weswegen man viel Zeit vor dem Start mitbringen sollte. Da der Download quasi im Spiel stattfindet, könnte es danach problematisch werden, das Spiel zurückzugeben, da die Zwei-Stunden-Schwelle schnell erreicht ist. Alternativ kann man eine Disc-Version mit zehn DVDs von Aerosoft im Einzelhandel kaufen, aber auch dieser Version erforderlich zusätzliche Downloads (ca. 10 GB). © 4P/Screenshot

Simulation, Flugkontrolle und Navigation können einige Schwachstellen nicht verbergen: Der größte Störenfried ist der Autopilot, der bei Langstreckenflügen mit den großen Maschinen richtig viel Blödsinn machen kann – und das ohne ersichtliche Gründe für das Durchdrehverhalten. Außerdem haben wir im Testlauf bemerkt, dass das Live-Wetter nicht immer mitspielte, das Flugzeug nach dem Ende der aktiven Pause seltsame Kapriolen machte und sogar die Flugsicherung nicht vor Fehlern oder Ausfällen gefeit war. Solche Bugs können in einem so komplexen Spiel natürlich auftreten, sollen jedoch nicht unerwähnt bleiben.  
 
Apropos Ausfälle: Ausgewählte Bordsysteme können je nach Einstellungen ausfallen, wobei es kein optisches Schadenssystem gibt. Abstürze und zerstörte Flugzeuge werden nicht gezeigt. Bevor eine Maschine “zerstört” wird, kommt eine Schwarzblende mit einer simplen Textbotschaft – oder es kommt zu kuriosen Landungen mit starren Flugzeugen. Trotz des Verbots von klaren Abstürzen ist es möglich, dass sich beschädigte Flugzeuge z.B. mit defektem Fahrwerk, Vereisungsschäden und Triebswerksausfällen “sicher” landen lassen – selbst auf dem Wasser. Die Simulation soll solche Szenarien begünstigen, erklärten die Entwickler in einem Interview.

  1. IEP hat geschrieben: 27.08.2020 08:05
    - Aus irgendeinem Grund labert mich der Co-Pilot (?) auf deutsch zu, allerdings mit englischer Betonung aller Wörter (???)
    Ist der ATC, der wohl immer das englische Azure Modul für Text-to-speech nutzt.

  2. Ja, die Doppelbelegung habe ich auch. Ist auch ein bisschen irritierend :ugly:
    Okay, da ich das erste Mal in meinem Leben einen Joystick für den PC benutze (davor nur auf C64 und Amiga) wusste ich nicht, dass es grundsätzlich keine Overlays gibt. Wenn ich drüber nachdenke ergibt das bei den vielen verschiedenen Modellen natürlich Sinn. Ich werde mir die Buttons einfach belabeln mit Nummer und Funktionsbeschreibung ;)
    Ich weiß nicht ob ich nicht genug Buttons habe, aber das Standard-Layout hat mir die Landeklappen auf die Tastatur gelegt. Da muss ich eventuell noch ein bisschen nachjustieren. Den Button für die Außenkamera brauche ich auf dem Joystick ja nicht... zum Beispiel.
    Und ja: Die Suchfunktion bei den Optionen ist gold wert!

  3. IEP hat geschrieben: 27.08.2020 08:05 - Das Controller-Overlay wird nicht eingeblendet, wenn ein Tooltip kommt, dieses muss man selber dann nochmal aufmachen, was bei vier Millionen Buttons auf dem Flightstick einfach nervig ist. Muss den Stick wohl belabeln :ugly:
    Das du das Controller Overlay überhaupt aufmachen kannst ist eigentlich schon ein Plus-Punkt :lol: Ich kenne das zumindest von keinem anderen Spiel und bei meinem Flightstick, wird eigentlich immer nur "Drücke 1" angezeigt und ich muss dann entsprechend suchen was nun die "1" ist. Da dann das Overlay aufmachen zu können, es sogar vom Spiel trennen und auf einen anderen Bildschirm schieben zu können finde ich top. Ich habe nur noch das Problem, dass verdeckte Buttons im Overlay nicht angezeigt werden und ich bei Stick und Throttle zwei mal die gleiche Button-Bezeichnung habe. Also muss ich bei "Drücke 1" schauen, ob ich das am Throttle oder dem Stick drücken muss :ugly:
    Ich finde es top, dass es Suchfunktionen für Funktionen, sowie die jeweiligen Buttons bei den Steuerungsoptionen gibt. Also entweder Suche ich nach "Seitenruder" um alle Steuerungselemente fürs Seitenruder zu finden oder ich Suche nach Taste "1" um alle damit belegten Steuerungselemente zu sehen. Sowas würde ich mir bei ARMA 3 wünschen.

  4. Ich hatte es an Tag 1 aus Jux und Dollerei mit Maus und Tastatur ausprobiert und habe nur die erste Trainingseinheit geschafft, und das auch nur mit Mühe und Not.
    Habe jetzt einen Flightstick, da ich mich reinfuchsen will und gestern erstmal die Flugschule bis zum Navigieren gemacht (dort bin ich beim Landen an einem Baum hängengeblieben und wollte es nicht nochmal machen :ugly: ). Es macht echt richtig Laune!
    Bin dann ein bisschen um meinen Wohnort herumgeflogen von einem Flugplatz aus, den ich seit meiner Kindheit kenne. Und wie im echten Leben ist das Ding einfach nur ein Feldweg.
    Negativpunkte, die mir aufgefallen sind:
    - Die Installation hat erst beim fünften Anlauf geklappt. Ich musste dazu eine Menge Tipps im Internet nachschlagen, das Spiel als Admin starten und einen PS4-Controller, der mit dem PC verbunden war, entfernen. Warum? Hat noch dazu die ganze Nacht gedauert
    - Das Controller-Overlay wird nicht eingeblendet, wenn ein Tooltip kommt, dieses muss man selber dann nochmal aufmachen, was bei vier Millionen Buttons auf dem Flightstick einfach nervig ist. Muss den Stick wohl belabeln :ugly:
    - Aus irgendeinem Grund labert mich der Co-Pilot (?) auf deutsch zu, allerdings mit englischer Betonung aller Wörter (???)
    - Die Performance lässt trotz High-End-Rechner ab und zu zu wünschen übrig. Vor allem, wenn es sehr wolkig ist und man aus dem Fenster Richtung einer Stadt schaut, die zu allem Überfluss noch von der Sonne angestrahlt wird
    Aber alles in allem bin ich fürs erste Zufrieden und werde mich definitiv noch mehr damit beschäftigen, als absoluter Noob. Schade nur, dass es nicht noch für die anderen Flugzeuge ein paar Einsteigertutorials gibt.

  5. Sugandhalaya hat geschrieben: 26.08.2020 14:51 Wenn ihr TLoU2 auch nur so kritisch getestet hättet wie den Flight Simulator...darf man, wenn man die PS4-Spiel nicht als fehlerlose Heilsbringer sieht, hier 5 Punkte draufschlagen und die bei TLoU2 und Konsorten abziehen? :lol:
    Darfst du. Wenn dich das glücklich macht.

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