Auf der Jagd

Im Kern halten die Entwickler am Konzept von Little Nightmares fest, das mich anno 2017 mit einer Wertung von 78% nicht nur stilistisch, sondern auch spielerisch überzeugen konnte: Es dreht sich in diesem Rätsel-Plattformer weiterhin alles darum, mit Geschick und Köpfchen in dieser düsteren, oft farblosen und bizarren Welt zu überstehen. Dabei übernimmt man die Rolle des kleinen Mono, der offenbar durch den Bildschirm eines TV-Geräts an diesen trostlosen Ort katapultiert wurde. Die Reise beginnt in einem finsteren Wald, in dem die ersten Herausforderungen in Form von tiefen Abgründen und fiesen Fallen nicht lange auf sich warten lassen. Angekommen in einem abgelegenen Haus, das gewisse Parallelen zu dem Anwesen in Resident Evil 7: biohazard aufweist, warten gleich zwei Überraschungen: Zum einen trifft man auf den ersten gefährlichen Antagonisten, einen maskierten Jäger, der einem Horrorfilm à la Freitag der 13. entsprungen sein könnte. Zum anderen auf ein mysteriöses kleines Mädchen, das offenbar von dem schießwütigen Schergen gefangen gehalten wurde und sich bald als nützlicher Koop-Partner erweisen wird, mit dem man sogar grob auf Tastendruck mit Lauten kommunizieren kann.

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Teamwork ist oft der Schlüssel, damit es weitergeht. © 4P/Screenshot

Als Duett wachsen die beiden Kinder im wahrsten Sinne des Wortes über sich hinaus, erhalten mit Teamwork Zugang zu weiteren Arealen und helfen sich gegenseitig aus der Patsche. Die Begleiter-KI agiert erfreulich clever und gibt stellenweise sogar dezente Hinweise, was zu tun ist. Im Mittelpunkt stehen erneut die prima designten Umgebungsrätsel, die neben dem Verschieben von Objekten und Kletterpartien mitunter auch etwas kreativere Lösungsansätze erfordern. Die eingestreuten Schleichpassagen sorgen dagegen genauso für Spannung wie die dramatischen Fluchtsequenzen, in denen man seinen Häschern oder anderen Gefahren meist nur knapp entkommt. Dass dies immer beim ersten Versuch gelingt, ist unwahrscheinlich: Wie schon beim Vorgänger kann das Trial & Error in manchen Situationen an den Nerven zehren, die aber zumindest dank der fair platzierten Speicherpunkte gleichzeitig geschont werden. Bei der allgemein guten und simplen Steuerung gibt es zwischendurch aber vereinzelte Momente, die einen zur Verzweiflung treiben können. Hin und wieder hakt es vor allem bei der Aufnahme von Gegenständen, bei denen man die Figur peinlich genau platzieren muss, bevor die Aktion ausgeführt wird. Das kann in manchen Momenten sogar dazu führen, dass man den eigentlich richtigen Lösungsweg verwirft und seine Zeit mit alternativen Methoden verschwendet, die nicht funktionieren. Vor allem eines der ersten Rätsel, bei denen man mit einer Sicherung hantieren muss, ist negativ haften geblieben.     

Starke Nerven gefragt

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Manchmal hilft einfach nur die Flucht vor den bizarren Kreaturen! © 4P/Screenshot

Für Frust sorgt zudem das neue Kampfsystem: So schön es auch ist, sich mit Werzeugen wie einer Axt neue Durchgänge zu schaffen, so strapaziös gestalten sich die Konfrontationen, in denen man sich nur mit einem guten Timing erfolgreich zur Wehr setzen kann, meist aber überrumpelt wird. Zwar ist manchmal Weglaufen eine sinnvolle Optionen, aber manche Auseinandersetzungen lassen sich nicht vermeiden und enden häufig im Tod, wenn man nicht schnell genug oder zum richtigen Zeitpunkt reagiert. Deutlich aufregender sind Momente, in denen man seine Taschenlampe als „Waffe“ missbraucht. Man kennt den Moment aus vielen Horrorfilmen: Umringt von Puppen bahnt man sich mit einem unguten Gefühl seinen Weg durch einen spärlich beleuchteten Raum. Man ahnt schon, dass sich früher oder später ganz sicher eine dieser vermeintlich leblosen Gestalten auf einen stürzen wird – und erschreckt sich freilich trotzdem, wenn es passiert. Hier hält man sich die hartnäckigen Verfolger aber nicht nur durch die Flucht vom Leib, sondern kann sie auch durch gezieltes Anleuchten stoppen. Dumm nur, wenn plötzlich von allen Seiten Gegner auf einen zustürmen… Neben den Begegnungen mit den Antagonisten gehören diese Passagen mit zu den intensivsten und spannendsten Momenten im Laufe des Grusel-Abenteuers, das mit einer Spielzeit von etwa sechs Stunden doppelt so umfangreich ausfällt wie der Vorgänger.      


  1. Also ich muss mal meinen Senf hier loslassen zu diesem abstrakten Spiel. Es fing alles so wunderbar an, ich hatte den ersten Teil gerade noch einmal durch gespielt und machte mich also an Teil 2, Jäger, Lehrerin alles wunderbar, toll gemacht, sauber programmiert. Kamerad dabei, super. Dann ging der Terror los, ab dem Hospital Level. Das Spiel verwandelte sich in Arbeit, fern den vom Programmierer auserkorenen, goldenen Wegen gab es nichts was irgendwo zugelassen wurde als Lösung, es war Terror, mit den Puppen, mit dem unverzeilichen Timing, mit allem. Alles wiederholte sich, einfach nur ätzend. Regale stürzen auf dich, weil der Programmierer geschlampt hat und das Spiel nicht merkt, dass ich gar nicht mehr unter einem Regal geduckt laufe und so weiter. Dann die Portale, naja, mir kommt es so vor als wenn die sehr viel wollten aber nichts fein getuned war. Das Ende war so dermaßen abstrakt, dass ich einfach nur noch durch wollte, weil ich nichts mehr verstanden habe. Der Schluss war nur noch härtester Trial and Error, also wirklich unterirdisch. Wer Teil 1 gemocht hat, wird hier ein anderes Spiel vorfinden. Schlechter Feinschliff, keine 2. Lösungswege. Ich hoffe, es wird keinen dritten Teil geben, die Regie und die Entwickler haben es versaut, leider. Pros sind die Musik und die Soundeffekte und das Art-Design. Das Gameplay kann man vergessen. Lange nicht mehr so dermaßen über ein Spiel geärgert! 82% kann nicht sein, wenn der Redakteur das Spiel durchgespielt hat. :evil:

  2. Nachdem das Spiel in einem Sale im Playstation Store angeboten wurde, habe ich zugeschlagen – und was soll ich sagen: Es hat sich absolut gelohnt! Nach ca. 3 bis 4 Stunden stürzte das Spiel ab und meine Speicherdaten wurden beschädigt, sodass der Spielstand futsch ist. Noch nicht mal Kapitel kann ich mehr anwählen. Nein, ich darf noch mal ganz von vorne anfangen. Klasse Speichersystem! Danke, Tarsier!
    Einen Verbesserungsvorschlag hätte ich da noch: Den Game-Breaking-Bug im nächsten Spiel bitte kurz vor dem Finale auftauchen lassen, damit die Motivation, wieder neu beginnen zu dürfen, noch viel größer ist.

  3. Ziegelstein12 hat geschrieben: 10.03.2021 12:25 Muss man teil 1 gespielt haben für teil 2?
    Kein Storyspoiler. Nur weil die Ja oder Nein Antwort auch schon spoilernd sein kann.
    Show
    Ne, eigentlich garnicht.
    Ich würde nur sagen, dass Teil 2 eine kleine Überraschung in Teil 1 kaputt macht. Aber wenn du eh nicht vor hast den ersten zu Spielen, ist es ziemlich egal.
    Teil 2 hat außerdem ein paar Sachen im Hintergrund bei denen man mal denkt "ach, das kenne ich doch aus dem ersten", aber eben nichts wirklich hart relevantes.

  4. Der erste Teil war ne ganze Ecke besser meiner Meinung nach. Teil 2 hat zuviele Stellen welche einfach nur nerven. Welche nicht schwer sind sondern einfach nur nervig sind. Viel zuviel Trial&Error, dazu eine ungenaue Steuerung hier und da.
    Und über die Story lohnt es nicht zu diskutieren weil beide Spiele schlicht keine haben. Der Entwickler hat einfach iwas reingeknallt das er "cool" fand und fertig. Da steckt nichts weiter hinter. Nicht abwertend gemeint.

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