Ich pass’ auf dich auf!

Ein tragischer Unfall zwingt Sean und Daniel dazu, in den Wäldern Washingtons unterzutauchen. Gerade war alles noch so unbeschwert und plötzlich habe ich als großer Bruder die Verantwortung über einen kleinen Jungen und das gemeinsame Überleben. Auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz im Wald ließ ich Daniel zu keiner Sekunde aus den Augen. Dauernd schaute ich mich nach ihm um, sah zu, dass er sich nicht verletzte, brachte ihm bei, Steine auf dem Wasser hüpfen zu lassen und machte gute Miene zum bösen Spiel.

 

Normalerweise hat man als Spieler immer die Sicherheit, dass der Begleiter einem treu folgt, so dass man sich in Ruhe auf sein Missionsziel konzentrieren kann. Anders war es bei Daniel, der nicht weiß, was vorgefallen ist und das ganze als spaßigen Ausflug im Wald wahrnahm. All zu gut konnte ich Seans inneren Konflikt nachempfinden: Einerseits nicht lügen zu wollen, andererseits es nicht zu ertragen, seinen unbeschwerten Bruder zu verletzen. Gerade das Ende der Episode ließ bei mir alle

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So hart der Alltag auch ist: Daniels Wohl ist das Wichtigste für Sean. © 4P/Screenshot

Dämme brechen: Das letzte mal mit der höchst besorgten besten Freundin zu telefonieren, bevor man das Handy wegwarf, um nicht verfolgt zu werden, war nicht einfach. Aber als Daniel, kurz bevor Sean ihm alles gestehen wollte, strahlend zum Hüpftanz auf dem Bett zu meinem Lieblingssong aufforderte, kullerten die Tränen. Wie soll man es übers Herz bringen, einen kleinen unschuldigen Jungen so zu verletzen?

Politik mit dem Holzhammer


Doch bei Themen wie dem Überlebenskampf in der freien Natur und Entscheidungen, ob man Lebensmittel stehlen oder erbetteln will, bleibt es nicht. DONTNOD haben den Mut, ein in Amerika akutes politisches Thema, die Ausgrenzung von mexikanischen Immigranten, in die Geschichte von Life is Strange 2 zu integrieren. Nachdem sich viele Entwickler, wie zuletzt Ubisoft mit Far Cry 5, deutlich von politischen Inhalten in ihren Spielen distanzierten, versucht Life is Strange 2 zumindest, Themen wie Rassismus und Polizeigewalt zu integrieren. Leider bleibt es bei dem Versuch, denn diese Momente wurden nur sehr oberflächlich ins Spielgeschehen integriert und kommen oft mit dem Holzhammer. Eine vermeintlich rassistisch geprägte

 

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Die Anfeindungen eines Rassisten werden zu gehetzt und klischeehaft inszeniert. © 4P/Screenshot

Auseinandersetzung zu Beginn des Spiels wird viel zu überhastet und kurz inszeniert. Besonders flach wirken die späteren Anfeindungen eines klischeehaften Rednecks, der die Jungs innerhalb weniger Sekunden aufgrund ihrer Herkunft anfeindet, gefangen nimmt und alles mit einem „wegen euch haben wir die Mauer gebaut!“ garniert. Hilfe erhalten Sean und Daniel nach diesem tragischen Vorfall von einem bärtigen, natürlich unheimlich warmherzigen Journalisten, der an einem Artikel über Nudisten arbeitet und Sean darüber aufklärt „dass alles politisch ist“. So sehr ich es auch befürworte, dass Spiele politische Themen integrieren und klar dazu stehen, so enttäuscht war ich doch über diese klischeehafte Inszenierung von Gut und Böse. Die wenigen klar rassistisch geprägten Momente wirkten so, als hätte man sie nur über das Spielfundament gestülpt, um ein Statement abzuliefern.

 

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Löblich, dass DONTNOD auch aktuelle politische Probleme thematisiert. Schade, dass diese nur oberflächlich integriert wurden. © 4P/Screenshot

Viel interessanter wäre es gewesen, wenn man die Konsequenzen dieser Ausgrenzung im Alltag der Jungs tatsächlich hätte erleben dürfen. Weder für Seans Chef, seine Mitschüler, noch die weiße Familie auf die man an einer Tankstelle trifft, scheint seine Herkunft eine Rolle zu spielen. Dabei wäre es gerade interessant oder sogar wichtig gewesen, aufzuzeigen welchen Ausgrenzungen so viele Migranten täglich ausgesetzt sind. Was wir vorgesetzt bekommen, ist lediglich ein klischeehafter Bösewicht und ein mit der Situation klar überforderter junger Polizist. Gerade im Vergleich dazu wie viel Liebe zum Detail in allen anderen Situationen steckt und wie viel Zeit der Erzählung immer wieder gegeben wird, stechen diese Momente negativ raus. Bleibt zu hoffen, dass in den folgenden Episoden alle Themen die gleiche Aufmerksamkeit bekommen.

 

 

  1. Ich bin ja mal sehr gespannt ob man die Telekinese Fähigkeit in den nächsten Episoden einsetzen kann. LiS 1 hatte auch eine Fähigkeit die man einsetzen konnte. Das gehört einfach zu LiS dazu wie die Butter aufs Brot.

  2. Spiritflare82 hat geschrieben: 02.10.2018 18:41
    Ragism hat geschrieben: 30.09.2018 20:47 Es ist, als hätte ein 50jähriger, kinderloser Autor versucht, aus der Perspektive einer Teenagerin zu erzählen und sich in seiner völligen Ahnungslosigkeit an jedem flachen Klischee bedient, welches schlechte TV-Serien schon vor 30 Jahren benutzten.

    gehe ich mit konform, fand den ersten Teil auch oberpeinlich und zum augenrollen...vor allem find ichs geil wie viele gestandene Kerle Ü30 auf LiS abfahren, die LiS Spiele sind purer Kitsch und Klischees, kann ich bei Teens noch verstehen das die sowas eventuell cool finden in Richtung digitale Soap Opera aber bei Erwachsenen irgendwie nichtmehr...aber jedem das seine.
    Und das dann auch noch als Videospiel. So ein Kinderkram...

  3. Heute Vormittag Before The Storm durchgespielt und fand es zwar schwächer als den ersten Teil allerdings noch immer Gut. Die Bonus Episode fand ich dabei noch am besten. Ansonsten finde ich hielten sich die Peinlichkeiten in Grenzen. Wennn ich dagegen Jugendliche in Echt erlebe ist der Fremdschämfaktor erheblich höher. Manchmal jedenfalls...

  4. Ragism hat geschrieben: 30.09.2018 20:47 Es ist, als hätte ein 50jähriger, kinderloser Autor versucht, aus der Perspektive einer Teenagerin zu erzählen und sich in seiner völligen Ahnungslosigkeit an jedem flachen Klischee bedient, welches schlechte TV-Serien schon vor 30 Jahren benutzten.

    gehe ich mit konform, fand den ersten Teil auch oberpeinlich und zum augenrollen...vor allem find ichs geil wie viele gestandene Kerle Ü30 auf LiS abfahren, die LiS Spiele sind purer Kitsch und Klischees, kann ich bei Teens noch verstehen das die sowas eventuell cool finden in Richtung digitale Soap Opera aber bei Erwachsenen irgendwie nichtmehr...aber jedem das seine.

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