Ein famoser Einstieg gelang Dontnod (Remember Me) vor zwei Monaten: Das französische Studio schlug die erste Seite eines Mystery-Krimis auf und erzählte eine gefühlvolle Geschichte. Als Max ihr Studium der Fotografie beginnt, dreht sich ihre Welt vor allem um ihre ehemalige beste Freundin, um Gängeleien und das Lebensgefühl junger Menschen. Als prägend empfand ich Momente, in denen sich Max unter einen Baum setzte, um in der warmen Nachmittagssonne beliebig lange ruhiger Gitarrenmusik zu lauschen.
Diese Momente gibt es auch in Episode zwei, „Out of Time“ – genau wie hölzerne Dialogzeilen, die einfach nicht ins Vokabular eines Teenagers passen wollen. Es tut gut ein Spiel zu spielen, das seine Figuren über Make-up, Drogen oder das Verletzen der Privatsphäre sprechen lässt, anstatt von oben herab zu erklären. Manchen Faden lassen die Figuren aber zu abrupt fallen, einige Emotionen äußern sie zu theatralisch, viele Regungen spiegeln sich in den Gesichtern kaum wider. Das stellt der gefühlvollen Erzählweise kein Bein…
Hauptsache, alle haben Spaß!
… es wird allerdings deutlicher, wenn sich die Handlung in der zweiten Folge stärker auf Probleme des Alltags konzentriert. Dabei entfernt sich die Geschichte unerwartet weit von den Zeitreisen und von der Suche nach Rachel. Der große Handlungsbogen wird zwar stets angedeutet, im Vordergrund steht jedoch Kate: Ein
verunglimpfendes Video aus unbekannter Quelle macht im Internet die Runde und treibt Max’ Kommilitonin an den Rand der Verzweiflung. Wer steckt hinter dem erniedrigenden „Spaß“ und wie kann Max ihrer Freundin helfen?
Wer genau hinsieht, entdeckt in Kates Zimmer Hinweise auf ihren familiären Hintergrund, ihren Gemütszustand und andere erzählerische Akzente – das ruhige Erkunden aller Schauplätze gelingt auch der zweiten Folge Life Is Strange besser als dem erklärten Vorbild The Walking Dead. Und mit Sicherheit ist Kates Geschichte eng mit den Ereignissen um die verschwundene Rachel verknüpft. Ich empfand den erzählerischen Abstecher nach dem verheißungsvollen Einstieg aber wie einen Spannungsabfall. Das gilt auch für den zweiten Erzählstrang, auf dem Max nach wie vor ihre Freundschaft zu Chloe wiederherzustellen versucht – mit ähnlichen Ergebnissen wie in der ersten Folge. Bewegend waren die durchaus interessanten Szenen daher nicht.
Out of Time
Fahrt nimmt Out of Time erst gegen Ende auf, wenn die Ereignisse auf einen drastischen Höhepunkt zu laufen. Einen dramatischen Ausgang des entscheidenden Moments konnte ich leider nicht verhindern. Auch wenn die Schwere des Ereignisses übertrieben wirkt: In diesem Augenblick war ich emotional wieder dort, wo mich das Spiel haben wollte. Max’ Fähigkeit erhielt dann eine interessante Nebenwirkung und sowohl Rätsel als auch Entscheidungen gewannen an Tiefe.
Denn dies ist ein weiterer Teil in Episode zwei, der Wünsche offen lässt: Die Herausforderung beim Knobeln mit der Zeitverschiebung hätte schon früher anziehen sollen. Aber vielleicht macht die dritte Folge ja endlich dort weiter, wo die aktuelle erneut einen vielversprechenden Abschluss findet.
Einschließlich der Polizei
Das Ende ist nicht dramatisch? Sorry dann habt ihr die "falsche" Antwort gewählt.
Achtung:
Wer das Spiel noch spielen möchte sollte wirklich nicht den Spoiler lesen, ihr nehmt euch damit einiges!
klingt toll.
Ich hoffe echt, dass sie nach der Episode die Kurve kriegen
Kleiner Hinweis:
Laut MOD Community hat das Tagebuch an einer bestimmten Stelle 12 (!) verschiedene Variationen. Je nachdem, wie einer das Spiel spielt.
Das sagt für mich schon aus, dass die Entscheidungen in Laufe der nächsten Episoden noch die ein oder andere unerwartete Geschichte offenbaren werden.
unter 80%?
Aber... aber... die Protagonistin ist doch weiblich..