Dass Koihime Enbu auf japanischen Comic-Büchern beruht, überrascht angesichts des hier verwendeten Anime-Stils mit seinen klaren Strukturen in keiner Form. Dass die Visual Novels der Koihime-Muso-Serie erzählerisch hingegen eine Variation von Romance of the Three Kingdoms darstellt, diesem aber die Sicht weiblicher Protagonisten hinzufügt, habe ich so nicht erwartet. Ich wusste nur, dass ein nett aussehender 2D-Prügler auf Steam erschienen ist, der nur Frauen als Kämpfer zur Verfügung stellt und der seine Ursprünge in der Spielhalle hat. Doch der Überraschung angesichts des Themas folgte eine Ernüchterung. Denn auch wenn die Dynasty Warriors von Koei das Thema schon breitgewalzt habe und ich daher die wesentlichen Zusammenhänge der Three Kingdoms kenne, kann ich der Geschichte hier nicht wirklich folgen.
Die Dialoge sind zu oberflächlich, um einen Einblick in die Konflikte zu geben. Dementsprechend blass bleiben die Figuren, die hinsichtlich des Artdesigns jedoch interessant wirken. Klar: Prügler müssen nicht immer eine ausufernde Geschichte erzählen, auch wenn ArcSystem mit Titeln wie BlazBlue oder Persona 4 Arena Ultimax das Gegenteil beweisen will. Doch mit dem, was das immerhin auf Erzählungen basierende Koihime Enbu anbietet, bleibt man nur geringfügig über dem, was der magere Story-Modus in Street Fighter 5 anbietet.
Solide ohne Ausreißer
Bei der Kampfmechanik hingegen gibt man sich keine Blöße. Mit drei Angriffstasten (schwach, mittel, stark) sowie einer für Würfe verfolgt Koihime einen ähnlich einfachen Weg wie das im letzten Monat veröffentlichte Melty Blood: Actress Again – Current Code. Die Spezialattacken der 13 Kämpferinnen werden zumeist über bekannte Bewegungen (Halbkreis, Viertelkreis, “Z” ) ausgelöst. Besonders starke Angriffe, die Segmente der so genannten “Tactics Bar” verbrauchen, die sich wiederum durch eingesteckte Treffer und noch stärker durch eigene Attacken auffüllt, kann man bei allen über eine identische Kombinationen erreichen. Das vor allem in der Anfangsphase übliche Nachschlagen entfällt so. Obwohl dies die Vermutung nahelegt, dass die Kämpferriege austauschbar scheint, bietet jede Figur kleine interessante Nuancen, die man sich im Training samt Herausforderungsmodus aneignen kann.
Dabei kommt es im Kampf gegen die KI und noch mehr gegen menschliche Kontrahenten zu schnellen, dynamischen Gefechten, bei denen es aber vor allem auf das Abpassen der gegnerischen Angriffe geht, um gezielt Konter setzen zu können. Dann nämlich ist das Gegenüber kurz bewegungsunfähig, so dass man mit Spezialangriffen und Kombos die Lebensenergie schnell abknabbert. Und dieses Vorgehen wird von der kompetent agierenden KI auch zunehmend genutzt. Während die ersten Duelle sowohl im Arcade-als auch im Szenario-Modus noch glimpflich ablaufen, wird spätestens ab dem fünften oder sechsten Gegner jede Auseinandersetzung zu einem nervenaufreibenden Kampf. Im Animationsdetail ist man dabei allerdings nicht so ausgefeilt wie die Spezialisten von ArcSystem, während die zehn hinsichtlich des Designs gelungenen Hintergründe das Schicksal von Melty Blood teilen: Sie sind nur selten animiert. Mit Glück fliegen vielleicht mal Staubwolken, Pollen oder Blütenblätter vorbei, aber das war es schon. Apropos Glück: Was das Online-Spiel betrifft, das die spartanischen Modi um Ranglisten- oder Freundschaftskämpfe ergänzt, ist man auch gehörig auf Glück angewiesen, wenn man einen Gegner finden möchte. Die Räume sind meist erschreckend leer – selbst wenn man die Suchkriterien maximal öffnet und selbst schwache Verbindungen aus aller Welt ungeachtet des Rangabstands akzeptiert. Andererseits kann ohnehin nichts die gemütlichen „Sofa-Duelle“ ersetzen, die man auch hier erleben kann.