Krieg im Büro

Die Geschichte dreht sich zunächst um den rätselhaften Protagonisten, der mit völliger Amnesie in einer surreal gezeichneten Welt aufwacht. Der einzige Hinweis auf seine Identität ist der auf seinen Arm tätowierte Name „Klaus“. Schnell merkt der kleine Jump-n-Run-Held in Hemd und Krawatte, dass ihm offenbar eine höhere Macht auf seinem Weg durch tödliche Zahnräder und Fallen hilft: Ich als Spieler kann schließlich nicht nur Klaus mit dem linken Stick steuern, sondern auch die Umgebung manipulieren. Wandert mein Daumen über ein Zahnrad, kann ich danach mit dem rechten Stick Türen öffnen, Leitern zur Seite fahren und Plattformen in die Luft befördern. Ich antworte Klaus natürlich nicht direkt, durch meine Reaktionen spürt er aber meine Hilfsbereitschaft und teilt mir seine Gefühle mit. Immer wieder gibt er mir Hinweise auf die Meta-Ebene seines surrealen Abenteuers. Offenbar hatte entweder er oder einer der Spielentwickler genug von Ellenbogenmentalität und seinem eintönigen Büro-Job in gebückter Haltung vor dem Monitor – und hat das Thema in dem Plattform-Knobler umgesetzt.

 

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Der richtige Dreh: Mit Hilfe des Touchpads manipuliert man kleine Apparaturen – manchmal auch unter Zeitdruck. © 4P/Screenshot

Wirklich sprechen kann Klaus ebenfalls nicht. Stattdessen murmelt er wie ein Sim putzige Wortfetzen aus dem PS4-Controller, während seine Gedanken in Textform auf den Wänden der Welt erscheinen. Die deutsche Lokalisierung wirkt schwach, gerade angesichts des philosophischen Themas: Das eingeschnappte „You asked for it!“ wird z.B. als „Du hast danach gefragt!“ statt „Du hast es nicht anders gewollt!“ übersetzt.

Dr. Klaus und Mr. Hyde?

Trotz seiner rebellischen Rockabilly-Tolle wirkt Klaus ziemlich niedergeschlagen und voller Weltschmerz – ganz anders sein muskulöses Gegenstück K1, dessen Kontrolle ich ab der zweiten Welt immer wieder übernehme.  Der animalisch-impulsive Superheld haut z.B. attackierende Klone um, sein Kampfsystem mit Frontalschlag, Uppercut und Bodenstampfer bleibt aber ziemlich simpel. Außerdem kann er mit seinem Cape Abgründe überqueren, was ihm sichtlich Spaß bereitet.

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Nützlich: K1 kann den verkopften Klaus auf hohe Plattformen katapultieren. © 4P/Screenshot

Wie im Klassiker The Lost Vikings lasse ich die beiden immer wieder zusammenarbeiten. Mehrspieler-Möglichkeiten gibt es nicht, aber ich muss ständig zwischen dem Duo hin- und herschalten. Klaus zwängt sich durch eine enge Röhre und hackt das Terminal für eine Tür, K1 stampft durch den neuen Durchgang, schwebt über einen weiten Abgrund und zerdeppert ein weiteres Terminal, welches wiederum den Weg für Klaus freimacht. Die Rätselmechaniken wirken wie ein bunter Mix aus allen möglichen Indie-Knoblern. Eigene Ideen bringt Entwickler La Cosa leider nicht ein, es mangelt aber immerhin nicht an Abwechslung. Am interessantesten sind die kurzen Geheim-Levels, welche sich relativ leicht finden lassen. Mal invertiert der bockige Klaus meine Steuerung, später bin ich im obligatorischen Schwarz-Weiß-Level unterwegs, in dem ich Leuchten auf Schienen bewege. Als Belohnung für die zusätzlichen Mühen gibt es immer wieder kleine Erinnerungsfetzen in Zeichentrickform: Aus Jugend und Familie, der Studienzeit, von einer verflossenen Liebe oder von der Beziehung zum strengen Boss.

Manipulation mittels Touchpad

Manchmal müssen auch explosive Gegner zu porösen Wänden gelockt werden. Eine wichtige Rolle spielt außerdem die schon erwähnte Manipulation der Umgebung mittels Touchpad: Das Spielgefühl erinnert dabei ein wenig an Sackboy’s Prehistoric Moves – diesmal darf allerdings kein zweiter Spieler mitmischen. Die Steuerung verrichtet ihren Job brauchbar, im Vergleich zu Super Meat Boy, Mario & Co mangelt es aber etwas an Präzision. Gerade vor Ventilatoren oder auf beweglichen  Plattformen rutscht Klaus auch mal unerwartet in die falsche Richtung weg – in seltenen Fällen springt er sogar überhaupt nicht mehr. Seltsam auch, dass seine Steuerung trotz nur einer Laufgeschwindigkeit auf den Analogstick gelegt wurde; mit dem Digitalkreuz bewegt man die Kamera ein wenig zur Seite.

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Kläuschen, hüpf! In geheimen Bonus-Levels steuert man z.B. vier Figuren gleichzeitig. © 4P/Screenshot

Auf seiner surrealen Reise durchqueren die Helden allerlei in Pastellfarben gehaltene Kulissen, von der Kanalisation voller stinkender Hemden über Büro-Legebatterien bis hin zu Kabelschächten voller tödlicher Laser. Oft mangelt es den sich wiederholenden Objekten an Details, was aber ein wenig durch die surreale Inszenierung aufgefangen wird. Mit dem Soundtrack bin ich dagegen gar nicht warm geworden: Im Mix aus Funk und Chiptunes knarzen immer wieder schräge Disharmonien aus dem Lautsprecher, so dass die Musik irgendwann einfach ausgestellt habe. Schade auch, dass es so wenige Bosskämpfe gibt, dadurch wirkt die Dramaturgie trotz wechselnder Rätselmechaniken manchmal monoton.

 

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