Vom Flop zum Remaster
Kingdoms of Amalur: Re-Reckoning ist eine überarbeitete Version von Kingdoms of Amalur: Reckoning. Das Action-Rollenspiel erschien Anfang 2012 für PC, PlayStation 3 und Xbox 360. Mathias stellte in seinem damaligen Test heraus, dass es kein klassisches Rollenspiel à la Skyrim sei. Auch in Sachen Immersion sowie Spieltiefe der Welt könne es nicht mit anderen Titeln mithalten. Das Spiel sei vielmehr eine beute- und kampforientierte Variante von Baldur’s Gate Dark Alliance – mit Erinnerungen an Champions of Norrath und Dungeons & Dragons Heroes. Angetrieben von einer simplen Kampfmechanik, die sich erst spät mit Kombos und Variationen vom üblichen Knopfgehämmer löst, sowie unterstützt von einer freien Charakterentwicklung kommt man schnell in einen angenehmen Spielfluss, der allerdings unter dem Strich häufiger fordern müsste. “Dennoch werden die Jäger unter den Action-Rollenspielern mit vielen Missionen sowie haufenweise Gegnern in der weiten Welt Amalurs bedient. Hacker & Slayer werden so gut unterhalten wie schon lange nicht mehr”, fasste Mathias am Ende zusammen.
Während sich Kingdoms of Amalur: Reckoning weitgehend schlecht verkaufte und zur Studio-Schließung von 38 Studios führte (wir berichteten), traf es bei vielen Spielern trotz seiner Schwächen auf überraschend viel Gegenliebe, weswegen die THQ Nordic GmbH eine Neuauflage veranlasste, die von Kaiko (Legend of Kay Anniversary, Darksiders Warmastered Edition, Red Faction Guerilla Re-MARS-tered) realisiert wurde.
Überschaubare Grafik-Verbesserungen
Re-Reckoning ist ein Remaster und kein Remake. Die “aufgebohrte” Version sieht zwar besser bzw. schärfer als das ursprüngliche Spiel aus, aber trotzdem sind die optischen Verbesserungen eher dürftig, abgesehen von den Texturen. Die “Boden- und Wandtapeten” sind wesentlich klarer aufgelöst und lassen mehr Details erkennen, obgleich es hier und da noch kleinere Fehler gibt.
Die Texturen kleben auf der grobschlächtigen Umgebung (wenig Polygone), die von der comichaften Kulisse leicht kaschiert wird, trotzdem kann die Spielwelt ihre Leere und das grobe Design nicht verbergen. Auch die Beleuchtung ist überarbeitet worden und zeigt eine größere Dynamikbandbreite zwischen Licht und Schatten, die auf dem PC ein bisschen an den Einsatz von ReShade erinnert. Die PS4-Version ist im Vergleich zur 360-Fassung wesentlich dunkler bei gleicher Gamma-Einstellung.
Die bessere Ausleuchtung und die allgemein höhere Schärfe zeigen sich ebenfalls in den Dialogsequenzen, in denen jedoch Gestik und Mimik weiterhin altbacken und kaum verändert wirken. Insgesamt sind die optischen Unterschiede zwar spürbar, hätten in vielen Bereichen viel weitergehen können. Die vorgerenderten Videos könnten zudem schicker aussehen und die häufigen Ladezeiten fallen ebenso negativ auf.
Auf der PlayStation 4 stießen wir zudem auf stockende Laufanimationen der Hauptfigur in der offenen Welt (ggf. Nachlade-Probleme), während auf dem PC zu deutlich sichtbare Level-of-Detail-Anpassungen von Objekten ins Auge gefallen sind. Die leichten Animations-/Streaming-Probleme von der PS4 haben wir auf der Xbox One nicht entdeckt, dafür ist die Soundabmischung sehr uneinheitlich (englische Sprachversion). Bei den anfänglichen Publisher-Logos sind die Jingles komplett übersteuert. Danach normalisiert es sich, aber mit den Standard-Audioeinstellungen sind die Dialoge mit unterschiedlichen Lautstärken abgemischt. In seltenen Fällen ist die Musik zu laut für das Gespräch. Allem Anschein nach ist der Day-1-Patch noch nicht ausgeliefert worden (Versionsnummer: cs:5347).
Die Performance des Spiels fiel im Testlauf keineswegs negativ auf. Auf der PlayStation 4 Pro es laut Entwickler in 1440p mit 60 fps (weitere Verbesserungen sind geplant). Auf Xbox One X wird 4K mit 60 fps geboten. Die PC-Version bietet Ultra-Breitbild-Unterstützung und einen Sichtfeld-Regler (FOV). Speicherstände aus dem Original sind nicht kompatibel.
Besonders an der altbackenen, klobigen Benutzeroberfläche und dem verschachtelten Inventarsystem haben die Entwickler leider wenig bis gar nichts verändert – vor allem die PC-Version hätte eine bessere Steuerung verdient gehabt. Das Inventar-Management auf dem PC ist abermals ein Paradebeispiel für eine undurchdachte und lieblose 1:1 Konsolen-Umsetzung. Immerhin lässt sich die Kameraperspektive ausführlicher verändern und auf dem Controller können acht anstatt vier Fähigkeiten genutzt werden.
Anpassungen von Beute und Gegnerstufen
Im Vergleich zum Original ist der Schwierigkeitsgrad “Sehr Schwer” hinzugefügt worden (Gegner richten mehr Schaden an und haben ein höheres Level im Vergleich zum Spieler). Außerdem wollen die Entwickler die Beute-Generierung leicht angepasst haben, damit man mehr Gegenstände findet, die besser zum aktuellen Spielstil bzw. den Fähigkeiten des Charakters passen. Obwohl die Beute und ihre Werte weiterhin zufällig zusammengestellt werden, soll die Gewichtung der Wahrscheinlichkeit ein “sinnvolles Item” zu erhalten, leicht angehoben worden sein – zusammen mit einem unsichtbaren Auffangmechanismus, der gegen eine Beute-Pechsträhne helfen soll. In unseren Testläufen auf PC und PS4 bemerkten wir jedoch keine gravierenden Unterschiede im Vergleich zur damaligen Version.
Verändert wurde zudem die Mechanik, welche die minimalen und maximalen Stufen der Gegner in einer Region bestimmt. Im Original wurde für jedes Gebiet, sobald es erstmalig betreten wurde, (einmalig) die Spieler-Stufe als Ausgangspunkt für die Grenzwerte der Minimal- und Maximal-Stufen der Gegner dauerhaft gespeichert.
Bei Re-Reckoning wurde dieses System überarbeitet, und zwar wird für jedes Gebiet diese Stufen-Spanne der Gegner mit der aktuellen Spieler-Stufe neu berechnet, wenn man es betritt, wobei es für die Gebiete individuelle Grenzwerte nach oben und unten gibt, die zusätzlich noch vom gewählten Schwierigkeitsgrad abhängen. Im Vergleich zum Original wird man daher in den Gebieten nicht so schnell übermächtig und auch bei späteren Besuchen sind die Gegner eine etwas größere “Herausforderung”. Trotz dieser Anpassung spürt man den Charakter-Fortschritt weiterhin deutlich, obgleich die Gegner etwas länger mithalten können.
Bestehende Erweiterungen und “Fatesworn”
Kingdoms of Amalur: Re-Reckoning umfasst die beiden Erweiterungen “The Legend of Dead Kel” und “Teeth of Naros”. “Teeth of Naros” umfasst ein neues Gebiet mit Haupt- und Nebenquests, weitere Gegenstände (Waffen, Rüstungen), einen neuen Schadenstyp (Primal Damage) und die NPC-Rasse Kollossae. “The Legend of Dead Kel” ergänzt die Spielwelt mit dem Gebiet “Gallows End”, in dem neue Haupt- und Nebenquests warten. Zusätzlich zu neuen Gegenständen kommen drei “Twists of Fate” und ein weiteres Zuhause in die Spielwelt. Auch die Waffen- und Rüstungspakete sind im Remaster enthalten.
Darüber hinaus wird für das Rollenspiel noch ein weiteres Add-on entwickelt, das den Titel “Fatesworn” tragen und 2021 erscheinen wird. Der Umfang soll mehr als fünf Stunden umfassen und wird im Microsoft Store folgendermaßen kryptisch beschrieben: “Nach einem Besuch von Agarth ist klar, dass die Wiederbelebung durch den Gnom im Seelenquell das Gewebe in den Grundfesten erschüttert hat. Sie sind als Spieler das Epizentrum der möglichen Auflösung des Gewebes oder aber der Beginn der ersten Fäden, die sich im Gewebe entwirren werden.” Fatesworn ist in der Kingdoms of Amalur: Re-Reckoning FATE Edition enthalten.
Aber beim vid gebe ich dir Recht, das sieht wirklich nicht so schön satt aus wie das Original und verliert dadurch etwas Charme. Wenn man sich das remaster holt, bekommt man wenigstens auch Zugang zum Original?
Ich vermute mal die Wertung kommt durch das schlampige Remaster zustande. Ich wollte Kingdoms of Amalur: Reckoning schon immer mal "nachholen", nur leider gibt es ja das Original scheinbar nicht mehr.
Ist es nun "nur" ein schlampiges Remaster oder auch definitiv schlechter als das Original?
Wirklich schlimm, wie ganz alleine der Test von 4Players die Wertung der PC-Version bei Metacritic auf 71% runterverpestet.