Alles bleibt anders?

Natürlich haben Raw Fury und das mittlerweile verantwortliche Entwicklungsteam von Stumpy Squid in den letzten sechs Jahren das spielerische Fundament von Kingdoms nicht großartig umgestülpt. Mit Two Crowns wurde zwar ein sinnvoller sowie gut funktionierender Koop-Modus hinzugefügt, während man an Sieg-Optionen und dem allgemeinen Umfang der Serie schraubte. Doch auch die kostenlosen Erweiterungen Deadlands und Shogun haben eher verfeinert, statt Inhalte oder Mechaniken auf den Kopf zu stellen. Und das ist mit dem jetzt kostenpflichtigen Abstecher in die Wikinger-Welten von Norse Lands nicht anders. Immer noch ist man in diesem auch nach sechs Jahren weiterhin interessanten Ansatz einer zweidimensionalen Aufbau-Strategie im Kern mit einem Monarchen dabei, eine Siedlung zu errichten. Zwar ist das Ziel letztlich, sich die sechs geheimnisvollen Inseln anzueignen, auf denen man sich herumtreibt und schließlich weitgehend frei zwischen ihnen hin und her reist. Doch der Weg dorthin führt nur über Aufbau, Verschieben der Dorfgrenze sowie Erkundung.

Es bleibt dabei, dass man nur recht wenige Einflussmöglichkeiten hat, die sich im Kern auf das Sammeln von Münzen und das Ausgeben an vorgesehenen Stellen beschränken. An einem Camp kann man Nomaden für Geld anheuern und diese zu Bewohnern seiner Siedlung machen. Dort weist man ihnen Jobs zu (wie z.B. Jäger, Landwirt, Hausbauer) oder macht sie zu Soldaten, die das Dorf verteidigen. Denn wie gehabt gibt es jede Nacht

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Die stimmungsvolle Pixelart-Kulisse ist ein Kennzeichen der Kingdom-Serie. © 4P/Screenshot

Angriffe durch die „Gier“, düstere Monster, die nicht nur die teuer errichteten Barrikaden zerstören können und damit ggf. auch den Einzugskreis der Siedlung wieder verringern, sondern vor allem nach den Münzen und insbesondere der Krone des Monarchen trachten. Und ganz klar: Ohne Münzen gibt es keinen Fortschritt, es lassen sich keine Ausbauten mehr arrangieren und von der Gier verängstigte Bewohner lassen sich dann auch nicht wieder umstimmen, ihre Arbeit erneut aufzunehmen. Wohl dem, der den fahrenden Händler am Tag zuvor losgeschickt hat, um seine Waren feil zu bieten und mit seinen Gewinnen wieder ins Haupthaus zurückzukehren. Und wenn sie die Krone erbeuten, heißt es so schlicht wie erbarmungslos “Game Over”.

Viel zu tun. Nur was?

Um in der wunderschönen Pixelwelt von Norse Lands überleben zu können, ist aber nicht nur Geld für den Aufbau, sondern vor allem Geduld seitens des Spielers vor dem Bildschirm gefragt – insbesondere für Neulinge in der Welt der minimalistischen Aufbau-Strategie. Denn es wurde eine weitere Kingdom-Tradition aufrechterhalten: Man muss sich alles selbst erarbeiten und aneignen. “Lernen durch Handeln” in Reinkultur. Im

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In Kingdom: Two Crowns darf man auch am geteilten Bildschirm versuchen, sich der “Gier” entgegen zu stellen. © 4P/Screenshot

Vergleich zu den frühen Serienablegern steigt das Anforderungsniveau allerdings nicht mehr ganz so schnell an, so dass man auch den einen oder anderen Fehler machen darf, ohne dass es einem gleich an die virtuelle Existenz geht. Später jedoch werden Fehlentscheidungen schnell bestraft. Kingdom nimmt einen nicht an die Hand. Es gibt zu Beginn ein paar rudimentäre Anmerkungen, aber kein Tutorial oder weiterführende Erklärungen. Das mag vielleicht abschrecken. Aber mit jeder Entdeckung, die man macht, mit jeder Mechanik, die sich einem erschließt und damit die logischen Zusammenhänge im Hintergrund erklärt, wird man tiefer in diese Welt voller Geheimnisse gezogen.

Doch mit jedem Tod und dem folgenden erneuten Versuch, sich nicht von der Kingdom-Welt unterkriegen zu lassen, lernt man. Selbst nach zehn oder 20 Mal kann man immer noch etwas Neues finden – wie z.B. die verschiedenen Jahreszeiten, die sich alle 16 Tage verändern und mit einem Blutmond eingeleitet werden, der die angreifenden Gier-Monster zu beflügeln scheint. Und mit jedem Neustart hat man Ideen, wie man etwas anders an die Sache herangeht. Zwar hat man keine Ahnung, wie man den gelegentlichen KI-Schwächen der Bevölkerung entgegenwirken kann. Mal scheint es, dass die per Münzen gegebenen Befehle ignoriert werden,

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Nicht nur das Dorf ist nachts durch regelmäßige Angriffe besonders gefährdet. Auch im Umland sollte der Regent vorsichtig sein. © 4P/Screenshot

ein anderes Mal kann es passieren, dass unnötig lange Wege gegangen werden, so dass die geplante Barrikade zum Dorfschutz nicht vor Einbruch der Nacht fertig wird. Doch nichts davon stellt sich als totale Motivationsbremse heraus. Sehr schön: Viele der Verbesserungen, die mit Norse Lands allgemein in die Spielmechanik eingeführt wurden, stehen mit dem parallel veröffentlichten sowie kostenlosen “Conquest Update” allen Spielern von Kingdom: Two Crowns zu Verfügung – ungeachtet dessen, ob sie die Erweiterung besitzen oder nicht. Doch u.a. die frischen Puzzle-Elemente und nicht zuletzt die erneut stimmungsvolle Pixelart-Kulisse sowie der grandiose dynamische Soundtrack rechtfertigen den Erwerb. Wäre man zynisch, könnte man sagen, dass im Detail nur Figuren ausgetauscht wurden, um der nordischen Kultur bzw. Mythologie gerecht zu werden – bekam man früher z.B. Rotwild zu sehen, sind es nun Elche. Doch mit viel Gespür für subtile, aber notwendige Design-Veränderungen wie z.B. etwas dichtere Wälder im Hintergrund, bekommen die Norse Lands einen unverwechselbaren Charakter.


  1. Finde den Stil so richtig geil, das Rumgaloppieren war auch geil...habs glaub nie über die ersten zwei, drei Tage geschafft...null Ahnung gehabt, was zu tun war. Kingdom New Land oder so war das.

  2. Akabei hat geschrieben: 09.12.2021 20:06 Oh, gleich im ersten Satz 2D-Pixelkunst für die bessere Sichtbarkeit bei Google untergebracht. :hatsoff:
    Lass den Mann, der wird's gerade schwer genug haben. Sicherlich nicht auf seinem Mist gewachsen, von einer Woche auf die andere seine komplette Crew mitsamt altem Chef zu verlieren.

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