Spaß statt Genauigkeit

Ubisoft hat mit Sicherheit gehofft, dass Just Dance ein Hit sein würde. Doch dass man nach dem Start der Serie auf Wii im Jahr 2009 nicht einmal zehn Jahre später auf über 60 Millionen verkaufte Einheiten über alle Ableger hinweg blickt, dürfte selbst die optimistischsten Planer überrascht haben. Wenn man die auf der Just-Dance-Technik aufbauenden “Experiences” zu Michael Jackson oder den Black Eyed Peas hinzuzählt, liegen die Abverkäufe sogar bei fast 70 Millionen. Gar nicht schlecht für eine Reihe, die die bis dahin dominanten Tanzmatten als erforderliche Hardware für das rhythmische Gehampel obsolet machte. Eine Reihe, die sich mit ihrer einfachen, im Zweifel sehr nachgiebigen und spielerfreundlichen Steuerung sowie dem Fokus auf Partyspaß auch komplexeren bzw. besser erfassten Kinect-Konkurrenten wie Dance Central (immerhin von den Rhythmusspezialisten Harmonix) widersetzen konnte.

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Just Dance 2018 bietet routinierten Tanzspaß mit allen bekannten Stärken und Schwächen. © 4P/Screenshot

Die Einstiegshürde war und ist bei keinem Tanzspiel so gering. Ein Soundtrack, der seit jeher aus einer gut zusammengestellten Mischung alter und neuer Hits über diverse Genre hinweg besteht, sorgte zudem dafür, dass sich Alt und Jung gleichermaßen vor dem Bildschirm einfanden. Und all das ist natürlich auch in Just Dance 2018 vorhanden. Da man seit mehreren Jahren auch Mobiltelefone über eine App mit der jeweiligen Konsole verbinden und als Kontrollgerät verwenden kann, braucht man nicht mal mehr ein Spielsystem mit Kamera à la Kinect oder ein mit Controllern vollgestopftes Regal, um Spieler auf der Tanzfläche vor dem Bildschirm zu versammeln. Allerdings bleibt es auch dieses Jahr wieder dabei, dass man die nur über ein einzelnes Steuergerät laufende Erkennung leicht austricksen kann: Selbst im Sitzen und nur mit Einsatz eines Armes lassen sich weitgehend problemlos Vier-Sterne-Wertungen erreichen.  Was die auf Punktzahlen tanzenden Spieler stört, ist für den Partyspaß aber enorm zuträglich: Man muss die auf dem Bildschirm angezeigte Choreografie der silhouettenhaften Figuren, die sich immer wieder an den Musikvideos der Originaltracks orientiert, nicht hundertprozentig akkurat nachahmen – zumal die eingeblendeten Karten weiterhin nicht immer aussagekräftig genug sind. So kann man sich auch tatsächlich der Musik hingeben und mit den Vorgaben als Basis vor allem in der Gruppe  gute Laune ohne Frustfaktor erleben.

Kleine Unterschiede, viele Gemeinsamkeiten


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Im neuen Kids-Modus warten kindgerechte Songs und Choreografien – der Spaß steht im Vordergrund. © 4P/Screenshot

Obwohl man sich über alle Systeme sowohl die Steuerungsmechanik, die nachgiebige Erkennung sowie die Songliste teilt, die von “Despacito” (wohl der Sommerhit schlechthin) über Bruno Mars und Ariana Grande bis hin zu Queen, Boney M. (als eine der zahlreichen Cover-Versionen) oder “How far I’ll go” aus dem Disney-Film Vaiana reicht, gibt es hier und da kleine Unterschiede. Auf Xbox One z.B. wird auch nach wie vor die reine Bewegungssteuerung per Kinect unterstützt, die sich nicht ganz so einfach austricksen lässt wie das Tanzen per Telefon oder Joycon. Letztere haben aber dafür den Vorteil, dass sie im entsprechenden Takt des Songs vibrieren, so dass man nicht nur einen visuellen, sondern auch haptischen Ansatzpunkt hat, wann die Bewegung zu erfolgen hat. Allerdings würde ich auf der Switch-Version dringend anraten, nur im Dock am großen Bildschirm abzutanzen. Im Mobilbetrieb gehen die ohnehin schon unauffälligen Bewegungskarten noch mehr unter. Zudem kann man nur mit Internet-Anbindung alle Features genießen. Denn neben dem frischen „Kids“-Modus, bei dem kindgerechte Songs mit einer angepassten, vereinfachten Choreografie die jüngeren Tänzer mit ins Boot holen, feiert der Online-Modus eine Rückkehr. Dieser wurde letztes Jahr durch eine asynchrone Variante ersetzt, die aber scheinbar nicht ganz so gut ankam. Doch was auch immer die Gründe dafür waren, wieder die direkten Vergleiche einzusetzen, die gelegentlich durch Sonderaktionen wie “Alle tanzen gemeinsam gegen einen Boss” aufgebrochen werden – das parallele Tanzen um Punktzahlen macht Spaß. Wenn man sieht, dass man nach einer “Perfekt”-Serie in der Platzierung nach oben jagt, legt man sich gleich mehr ins Zeug, um auch in die Top 5 vorzustoßen.

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Bis zu sechs Spieler können abtanzen, teils mit unterschiedlichen Choreografien. © 4P/Screenshot

Auch die anderen, allerdings allseits bekannten Offline-Modi versprühen den gleichen Unterhaltungswert wie eh und je – und sind mangels gravierender Änderungen nicht dazu geeignet, Serienhasser eines Besseren zu belehren.  Allerdings muss man anfänglich kleine Brötchen backen, da nicht einmal alle 40 Tracks von Beginn an zur Verfügung stehen. Das volle Repertoire wird ebenso erst nach ein paar getanzten Songs freigegeben wie zusätzliche Modi. Dazu gehören sowohl das Dance Lab mit seinen ständig wechselnden Themen bzw. Choreos oder der Fitness-Modus, aber Themenbereiche wie “Latin Corner” oder die “Easy Peasy Party”. Schade ist allerdings, dass man in allen Varianten mal mehr (z.B. in “Extreme”), mal weniger, aber dennoch kontiniuerlich auf den Abo-Service “Unlimited” hingewiesen wird, für den immerhin drei Monate mit dem Kauf freigeschaltet werden bzw. als Code beiliegen. Hier warten über 300 frische Songs, um das Repertoire zu vergrößern. Diese werden allerdings gestreamt und nicht bei Bedarf lokal auf der Konsole gespeichert. Und das wiederum kann dazu führen, dass die im Hintergrund laufenden Videos mit einer schwankenden Bildrate- und damit –Qualität abgespielt werden. Immerhin hat dies auf die Abfrage bzw. die Anzeige der Move-Karten keinen nennenswerten Einfluss.

  1. Dieses Spiel ist völlig sinnbefreit. Wieso kauft man sich denn die ganzen Musiklizenzen für ein Tanzspiel ein, wenn im Spiel dann die Original-Tänze durch irgendwelche generische Tanzbewegungen ersetzt werden?
    Was kommt als Nächstes? Ein Karaokespiel, wo man nur Lalala singen kann?

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