Ubisofts Just-Dance-Serie hat nahezu keine ernst zu nehmende Konkurrenz. Einzig auf den Kinect-Systemen 360 und Xbox One setzt Harmonix mit Dance Central einen Kontrapunkt zum Spaß- und Party-fokussierten Abtanzen. Und auch dieses Jahr wird sich an daran nichts ändern. Denn Just Dance 2015 (JD2015) setzt genau dort an, wo der Vorgänger aufgehört hat: Die Menüstruktur ist frappierend ähnlich, die Belohnungen in Form von Mash-Ups und Alternativmixes, die man sich nach und nach freischaltet, kennt man ebenfalls. Und beim Tanzen vor dem Kinect-Sensor bzw. mit Remote in der Hand hat sich ebenfalls nichts geändert. Man wählt einen Song, ggf. eine der je nach Track unterschiedlichen und von der Tänzerposition abhängigen Choreografien, der man folgen möchte und legt los. Wie gehabt, muss man versuchen, den jeweiligen Tänzer gespiegelt nachzuahmen. Und wie man es kennt, sind die Karten, die die nächste Bewegung ankündigen, mitunter aussageschwach.
Aber das ist egal, denn die Bewegungserkennung ist zwar gut, aber auch sehr tolerant. Man möchte den Spieler bzw. die Gruppe vor dem Bildschirm nicht mit angezeigten Fehlern aus dem Konzept bringen, sondern lässt sie einfach gewähren. Und um eine Fünf-Sterne-Wertung einzuheimsen, reicht es im Normalfall auch nicht, ab und an mal die Arme im Rhythmus zu heben oder mit dem Hintern zu wackeln. Die Just-Dance-Serie war von Beginn an der Inbegriff für unkomplizierten Tanzspaß, den alle genießen können. In dieser Tradition hat sich auch auf Wii U mit der Remote-Kontrolle oder bei Nutzung der für iOS- sowie Android-Geräte erhältlichen Companion-App auf den Next-Gen-Konsolen die Möglichkeit gehalten, mit Minimal-Aufwand hohen Punkteertrag zu erzielen: Ohne Kamerakontrolle kann man auch sitzend und mit Schwingen des Armes im Takt locker drei Sterne erzielen. Das widerspricht dem Tanzprinzip und kostet auf Wii U auch einige Punkte, da man hier keine Ganzkörper-Alternative zu den Remotes hat.
Weniger ist mehr?
Ich war etwas erstaunt. Wo sind denn die Vortänzer des “On-Stage”-Modus? Und wo sind die Battles? Kurz und knapp: weg! Während es um On Stage nicht so schade ist, war die “Kampf”-Prämisse der Tanz-Duelle ein Konzept, mit dem Ubisoft durchaus weiter experimentieren könnte. Doch sei’s drum, denn man hat mit den Punkte-Herausforderungen, die man nicht nur an seine Freunde verschicken kann, einen interessanten asynchronen Ersatz gefunden. Überhaupt ist die Community dieses Jahr noch stärker in den Fokus gerückt: Nicht nur, weil der World-Dance-Floor als gut funktionierender sowie motivierender Online-Modus mit VIP-Auftritten der Just-Dance-Tänzer aufgewertet wird. Sondern weil es auch die Option gibt, zu so genannten “Community Remixes” zu tanzen.
Was steckt dahinter? Wer seine besten Moves der Community offenbart, hat die Möglichkeit, von den Entwicklern ausgewählt und in einem Video samt Name (Gamertag/Nick) aufzutauchen, dass statt der Originalchoreografie eingespielt wird. Bei den ursprünglichen Singstars hatte man ein ähnliches System, um Community-Inhalte zu fördern. Allerdings üben die hier zusammen geschnittenen Sequenzen auf mich einen größeren Reiz aus und sind auch weitaus weniger anfällig für “Fremdschämen” als die etwa halbminütigen Gesangsversuche in Sonys Karaoke-Spielen. Daher vermisse ich die fehlenden Tanz-Variationen nur selten.
Zweifelhafte Kompatibilitäts-Politik, coole Choreografien
Was ich allerdings vermisse, ist eine kohärente DLC-Politik. Es ist schon schade genug, dass die Songs des Vorgängers nicht importiert werden können. Doch wieso muss man z.B. für den Download von Katy Perrys „Roar“ im Just-Dance-2015-Shop zahlen, wenn der Titel im Vorgänger kostenlos zur Verfügung stand? Mit Ladys Gagas “Just Dance” wiederum “darf” man sich hier einen Song kaufen, der in der letzten Ausgabe noch mit auf Disc war. Und wer sich letztes Jahr z.B. “Gangnam Style” von Psy oder “Don’t You Worry Child” der Swedish House Mafia als Ergänzung für seine Song-Bibliothek angeschafft hat, muss hier feststellen, dass man sie nicht kostenlos importieren, sondern erneut für harte Währung (wenngleich allgemein günstiger) anschaffen muss. Das hätte eleganter und vor allem kundenfreundlicher gestaltet werden können – zumal Harmonix mit Dance Central Spotlight bereits gezeigt hat, dass dies zumindest bei gemeinsamem DLC möglich ist.
Über diesen Ärger könnte ich beinahe vergessen, die über 40 Tracks auf der Disc zu loben. Wie man es von der Serie kennt, wird ein breites Spektrum geboten. Von Oldies wie “Speedy Gonzales” bis zu aktuellen Hits wie “Maps” (Maroon 5) oder “Problem” (Ariana Grande), von Gassenhauern wie “Walk This Way” (Aerosmith & Run DMC) bis hin zu Pharrell Williams Supersommerhit “Happy” reicht das Programm, das vor kaum einem tanzbaren Genre Halt macht und das man mit einem Mikro auch als “Karaoke Light” nutzen kann. Die fantasievollen Choreografien, deren Anforderungsprofil sich im Allgemeinen höher anfühlt als letztes Jahr und die sich häufig an den Bewegungen aus den entsprechenden Musikvideos orientieren, sowie das knallige Artdesign, das die Serie kennzeichnet, haben sich ebenfalls positive Wertschätzung verdient.
Die DLC-Politik seitens Ubisoft ist echt ärgerlich, vor allem da ja diverse DLCs, die es bereits für 2014 gab hier noch einmal direkt feil geboten werden. War letztes Jahr ja nicht anders. Vor allem wenn man mal zwischen den Songs aus 4, 2014 und 2015 wechseln will ist das doch arg ärgerlich.
Das einzige, was es ja als Belohnung für das Besitzen vorheriger Teil gibt sind die Avatare. :/
Aber mal eine Frage zu den VIPs:
Was hat es mit denen auf sich? Tauchen die zufällig auf dem World Dancefloor auf oder zu bestimmten Uhrzeiten/Events oder wie wird das gehandhabt?