Nah an der Quelle

Flipper-Puristen halten den Zen Studios spätestens seit Pinball FX2 vor, dass die unrealistischen Elemente, die man in den Tischen verbaut, dort nichts zu suchen haben. Natürlich wirkt es befremdlich, wenn man beim Aliens-Tisch aus Aliens vs. Pinball auf einmal mit dem M577 Truppentransporter auf der Flucht vor den Xenomorphen durch die Gänge jagt. Oder wenn man bei den Tischen der Star-Wars-Serie mit Macht-Elementen oder sich jagenden X-Wings und Tie-Fightern konfrontiert wird. Auch das seitwärts scrollende Shooter-Segment in American Dad oder das wechselnde Wetter auf dem Legends-Flipper ist nicht jedermanns Sache. Doch für mich sind die Pinball-FX-Tische seit Jahren ein enormer Spaßbringer: Die Kugel-, Bumper- und Gummiphysik funktioniert und mit den „übernatürlichen Elementen“ modernisiert Zen das Flippern für mich auf unnachahmliche Art. Und auch wenn man mit diesem modernen Mumpitz, den Spielhallen-Pinballer nicht brauchen, so gar nichts anfangen kann, muss man Zen jedoch zu Gute halten, dass man aus den Lizenzen, zu denen man Tische baut, unglaublich viel herausholt. Egal ob Doom, Skyrim, Star Wars, Marvel, die Flipper aus Aliens vs. Pinball, die Universal-Pinball Classics mit E.T., Der Weiße Hai oder Zurück in die Zukunft: Das Quellmaterial wird unterhaltsam eingesetzt.

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Auf dem Tisch zu Jurassic World kann man sich wie bei Aliens entscheiden, ob man die Missionen in Filmreihenfolge oder frei wählbar bewältigen möchte. © 4P/Screenshot

Das ist auch bei Jurassic World Pinball der Fall. Drei Tische stehen in dem für knapp zehn Euro erhältlichen Paket zur Verfügung. Mit Jurassic Park und Jurassic World sind zwei davon hinsichtlich der clever designten Missionen direkt mit dem jeweiligen Film verknüpft. In Jurassic World z.B. nimmt man an der Fütterung des Mosasurus teil oder versucht wie Chris Pratt in der Rolle des Raptor-Flüsterers Owen den Raubsauriern ein Minimum an Gehorsam beizubringen.  Bei Jurassic Park hingegen werden sowohl die Begegnungen von Dr. Grant und Dr. Malcom mit dem T.Rex ansprechend inszeniert und zu Missionen verarbeitet, aber auch die Flucht vor den Raptoren durch die Küche gegen Ende des Films thematisiert. Jurassic Park Mayhem könnte zeitlich parallel zu Jurassic Park 2 spielen, orientiert sich aber bei den Missionen an einer eigenen Geschichte: Man muss hier auf der vollkommen von Dinosauriern überrannten Isla Nublar letzte Evakuierungsmaßnahmen treffen. Die drei Tische sind hinsichtlich der Verteilung von Rampen und ähnlichen Versatzstücken angenehm unterschiedlich gestaltet, wobei Jurassic World ähnlich wie dem Han-Solo-Tisch aus Star Wars Pinball einige Geheimnisse zu bieten hat, für die man gut zielen muss. Hinsichtlich der unrealistischen Interaktion bekommt man bei allen etwas geboten. Bei Jurassic Park Pinball Mayhem z.B. schießt man mit einem Stegosaurus die Kugeln auf Raptoren, deren Aufenthaltsort sich ähnlich der Untoten der Sniper-Sequenz in The Walking Dead ständig verändert. Und natürlich spielt der T.Rex bzw. sein World-Nachfolger Indominus Rex auch stets eine große Rolle, wenn er über den Tisch spaziert.

Lizenz oder nicht?

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Das berühmte Eingangstor zum Jurassic Park darf natürlich ebensowenig  fehlen wie der T.Rex. © 4P/Screenshot

Während Zen im Allgemeinen beim Design sowohl der prinzipiellen Tisch-Layouts als auch der beweglichen Versatzstücke oder den Einblendungen auf den Dot-Matrix-Displays die Lizenzen zumeist überzeugend nutzt, gibt es vor allem hinsichtlich der Akustik immer wieder Unterschied im Umgang mit der Quelle. Mal nutzt man Original-Musiken (Star Wars) oder Sprachsamples (Aliens, Alien Isolation). Dann wiederum, wie z.B. bei allen drei Tischen der Universal Pinball Classics, nutzt man weder Original-Kompositionen noch –Sprecher, sondern verwendet ähnlich klingende Eigenkreationen bei der Musik und Stimmen, die irgendwie und mit etwas Fantasie wie z.B. Michael J. Fox oder Christopher Lloyd klingen. Bei Jurassic World Pinball schwankt man zwischen beiden Extremen. Visuell bietet man nahezu alles auf, was die Lizenz herzugeben scheint: Vom großen Eingangstor in Jurassic Park, das sich für einige der Hauptmissionen der Tour immer erst öffnen muss oder den benutzten Jeeps bis hin zur Einschienenbahn in Jurassic World, die die Kugel abschussbereit liefert, werden Filmversatzstücke ansprechend genutzt.

Das einschlägig bekannte musikalische Hauptthema von John Williams jedoch sucht man vergebens. Die stattdessen genutzten eigenen Instrumental-Kompositionen sorgen ähnlich wie bei den Universal Classics (bei denen auch zwei der Filme von Steven Spielbergs Haus- und Hofkomponisten orchestriert wurden) zwar für eine ordentliche Sounduntermalung. Sie erreichen aber zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd  die emotionale Wucht, die das Hauptthema des Filmes induzieren würde.

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Auch der Mayhem-Tisch bietet viele Zen-typische unrealistische Elemente wie Helikopter, Wetter, berstendes Glas oder durch die Botanik huschende Dinosaurier. © 4P/Screenshot

Bei der Sprachausgabe nutzt man beim Tisch Jurassic Park eine gesunde Mischung aus Original-Samples (bzw. Sprechern, die verteufelt nahe am Original sind) sowie neuen Versatzstücken von Mr. DNA als verbindendem Element. Jurassic Park Mayhem hingegen profitiert davon, dass es keine Filmvorlage gibt. Hier wirkt das Zusammenspiel aus fiktiver Handlung, ergänzt um saubere Sprachausgabe und adäquate Musikuntermalung, die sich nicht mit einer Filmvorlage messen müssen, sehr einheitlich. Bei Jurassic World schließlich prangt Chris Pratt nicht nur als Bild auf dem Tisch. Hier leiht er vielen Missionssequenzen seine Stimme (so z.B. wenn man die Raptoren trainiert). Auch die anderen Protagonisten werden hier in Samples weitgehend überzeugend eingesetzt, so dass dieser Tisch sehr positiv an den Aliens-Flipper erinnert – interessanterweise kann man bei beiden auch zum Start entscheiden, ob man die Missionen frei wählt oder sie in der Filmreihenfolge spielt. Die Bestätigung, ob die hier verwendete Musik tatsächlich aus dem Film und damit von Michael Giacchino stammt, fällt mir allerdings schwer. Zum einen, weil ich die Kompositionen nicht mehr im Ohr habe. Zum anderen, weil die hier eingesetzten Melodien nicht so stark aus der Gesamtakustik herausstechen.

  1. atum84 hat geschrieben: 03.03.2018 12:02 Hi,
    wo finde ich denn das game im store auf der switch? irgendwie ists nicht vorhanden
    Du musst dir erst Pinball FX3 (gratis) runterladen. Die Tische kann man dann einzeln bzw. im Paket als DLC dazu kaufen. So läuft es zumindest auf den anderen Plattformen.

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