Pac-Man auf Wanderschaft?
Was mir die dänischen Entwickler von Lovable Hat Cult da vorsetzen, könnte man in den ersten Minuten glatt für ein Pac-Man-Spin-off halten: Ein 2D-Kringel mit Öffnung (also wie Pac-Man eine Art Pizza mit fehlendem Stück) kullert auf mein Kommando von links nach rechts durch eine hügelige Landschaft. Ich kann den Untergrund zwar nicht kippen oder meine Spielfigur in mehrere Mini-Versionen aufsplitten, trotzdem muss ich spontan an LocoRoco denken – jenen liebenswerten PSP-Geistesblitz -, denn auc
h die „Circle“ genannte Figur rutscht und flutscht Rampen hinab, zwängt sich durch enge Kanäle und schafft sogar mal einen Looping. Das Ding steuert sich schnörkellos und sieht mit der minimalistischen Landschaft und der gedämpften Farbpalette auch ganz nett aus – aber das war es dann auch.
Zumindest bis Sticky die Bühne betritt: Mein bis dato Selbstgespräche führender oder die Tiere des Waldes nervender Kringel stößt auf ein klebriges rotes Dreieck, das fast perfekt in seine Öffnung passt. Fortan zieht das Duo gemeinsam durch die Welt, hat jede Menge Spaß und kann neuerdings – Stickys Klebrigkeit sei Dank – auch steile Wände hochspringen. Also hopst und rollt man fröhlich weiter – bis das junge Glücke der Reisegesellschaft einen ersten zarten Knacks bekommt: Sticky würde gerne an schönen Orten verweilen,
doch Circle giert nach neuen Abenteuern, will immer weiter, schnell den nächsten Hügel überqueren – und außerdem könnte man ja auch herausfinden, woher die schönen Ballons am Horizont kommen…
Neue Bekannte, neue Fähigkeiten
Ohne euch zu viel zu verraten: Die Liaison von Circle und Sticky wird nicht ewig halten, später im Spiel wird meine Hauptfigur wieder allein unterwegs sein. Und sich wieder unvollkommen fühlen. Und natürlich nicht zögern, euch mitzuteilen, was ihn gerade bewegt. Spannend wird es, wenn neue Charaktere Circles Weg kreuzen: Wo wollen sie hin, was treibt sie an? Können sie mit Circles Temperament Schritt halten? Und welche Fähigkeiten bringen sie in die Beziehung mit ein?
Die Eigenschaften von Circles Reisebegleitern ändern zwar nicht das Genre, beeinflussen aber stark, welche Fährnisse der 2D-Landschaft man meistern kann: Ein Raupenwesen mit 1000 klebrigen Fäden lässt euch an Überkopfpassagen entlangrol
len, ein kleiner Ballon-Kompagnion sorgt für Auftrieb in windigen Kavernen. Gleichzeitig stellt euch die Landschaft selbst vor Herausforderungen: Lavaseen, eisige Abhänge, Tümpel voller Schlingpflanzen, Blitzfallen und Stachelwolken – sie alle habe ich in zahlreichen Plattformern seit den 1980ern in der einen oder anderen Form schon gesehen – trotzdem ringt Journey of the Broken Circle diesen Elementen durch die Fähigkeiten der Reisebegleiter ein paar frische Nuancen ab. Der Star des circa dreistündigen Abenteuers bleiben aber stets die (in Textform ablaufenden) Gespräche, die Figuren und die Dialogregie – stellenweise fühlte ich mich angenehm erinnert an die blockigen Charakterköpfe aus Thomas Was Alone erinnert.