Lauf, Forrest…

An Bord des riesigen Raumschiffs Infinity bewegt man sich nicht frei, sondern rennt automatisch durch die meist tristen Korridore und Räume, die sich zudem häufig wiederholen. An Abzweigungen sind die ersten schnellen Reaktionen gefragt, indem man den rechten Stick rechtzeitig in die richtige Richtung drückt – ansonsten rennt ihr mit voller Wucht gegen die Wand und eines der wenigen Leben ist futsch. Doch das ist erst der Anfang: Schnell gilt es auch Laser-Barrieren sowie anderen Hindernissen durch Rutschen oder Springen auszuweichen, mit dem richtigen Timing Seile zu greifen oder durch die Schwerelosigkeit zu gleiten und dabei im Idealfall noch möglichst viele Objekte einzusammeln, um Extraleben zu bekommen.

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Ja. Es sind Werwölfe. In einem Raumschiff. Und sie sind hungrig. © 4P/Screenshot

Unterbrochen wird der rasante Dauersprint durch kleine Kampfeinlagen, die etwas frischen Wind in die Flucht bringen. Zwar steuert man auch hier das Alter Ego nicht aktiv, sondern setzt sich nur mit kleinen Reaktionstests zur Wehr, aber diese Momente bringen zumindest etwas Variation ins Spieltempo und sorgen für Abwechslung. Nicht zu vergessen die Tatsache, dass man recht früh erfährt, dass man nicht nur mit einem einfachen Menschen, sondern einem waschechten Werwolf durch die Decks des riesigen Raumschiffs jagt. Selbstverständlich darf auch die Verwandlung nicht fehlen: Sammelt man eine Injektionsspritze auf, wird man automatisch zum wilden Biest und nutzt dessen Superkraft, die für eine automatische Navigation, automatisches Einsammeln und auch automatische Attacken sorgt. Trotzdem gilt es auch als Werwolf noch Herausforderungen zu meistern, denn der schlecht getimte Sprung in den Abgrund erweist sich für das Fellknäuel genauso tödlich wie für den Menschen. Allerdings verfügt er über zusätzliche Fähigkeiten und kann z.B. seitlich an Wänden entlang rennen oder mit seinem Wolfskopf durch brüchige Wände rennen.

Viel Frust

Das alles hört sich gar nicht schlecht an und geht tatsächlich inhaltlich über das hinaus, was die meisten Endless Runner bieten. Hinzu kommt der Story-Ansatz, bei dem das ungewöhnliche Szenario allerdings interessanter ist als die Geschichte selbst, welche zudem mit langweiligen und schlecht gesprochenen Zwischensequenzen schwach präsentiert wird. Trotzdem: Das ist mehr, als die meisten anderen Vertreter dieser Gattung bieten.

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Die Kampfabschnitte bestehen zwar auch nur aus Reaktionstests, bieten aber eine willkommene Bereicherung zur Rennerei. © 4P/Screenshot

Der recht hohe Anteil an Trial&Error-Passagen drückt aber schon zu Beginn mit seiner steilen Lernkurve auf den Spielspaß. Wo Titel wie Bit.Trip Runner erst schrittweise die Fähigkeiten und damit auch den Anspruch erweitern, muss man hier bereits innerhalb der ersten fünf Minuten alle erdenklichen Aktionen verinnerlichen und kommt entsprechend schnell mal durcheinander. Einige Elemente werden sogar überhaupt nicht erklärt, sodass viel auf hilfloses Versuchen hinausläuft. Zwar gibt es faire Checkpunkte, doch sind alle Leben verbraten, was angesichts der teils unglücklich platzierten Rücksetzpunkte schneller passiert als gedacht, muss man den Level wieder von vorne starten. Mit einer durchschnittlichen Spielzeit von etwa drei bis vier Minuten fallen die einzelnen Abschnitte zwar nicht sonderlich lang aus, aber trotzdem ist es zumindest am Anfang eine kleine Herausforderung, sich zu konzentrieren. Noch schwieriger wird es, wenn man nebenher noch den Ausführungen per Funk lauschen oder gar die Untertitel lesen will – hier bekam ich zum einen aufgrund der Hektik am Bildschirm und zum anderen durch die schlechte Lautstärke-Abmischung oft kaum etwas mit. Ganz nett ist in diesem Zusammenhang, dass man den Funk auf der PS4 optional über den Lautsprecher des Controllers ausgeben lassen kann. Zusätzlich wird alternativ die Bewegungssteuerung des DualShocks unterstützt. Hat man sich erst eingespielt, ergibt sich allerdings bald ein umgekehrtes Bild, denn in den letzten Stufen hat man die Mechanik bereits so sehr verinnerlicht, dass kaum mehr neue oder weitere Herausforderung geboten werden. Man hätte sich mit der Einführung der Mechaniken einfach mehr Zeit lassen und den Anspruch damit langsamer steigern sollen, doch stehen immerhin drei Schwierigkeitsgrade zur Auswahl.

Ständige Déjà-vus

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Hindernisse, Abzweigungen, Abgründe: Es gibt viele Möglichkeiten, in den vorzeitigen Tod zu laufen. © 4P/Screenshot

Enttäuschend ist der Mangel an Abwechslung: Nicht nur die Korridore innerhalb der sieben Schauplätze wiederholen sich ständig, auch viele der Räume werden ständig recycelt. So fühlt man sich teilweise gefangen wie in einer Zeitschleife, wenn man innerhalb einer Minute mit kurzen Gang-Unterbrechungen drei oder vier Mal durch den gleichen Raum mit exakt den gleichen Reaktionstests rennt. Und in manchen Situationen frage ich mich jetzt noch, was genau ich überhaupt machen muss, um sie auf Anhieb perfekt zu meistern – hier hatte ich manchmal das Gefühl, es entscheidet eher Glück als richtiges Timing über Leben und Tod. Ärgerlich sind in diesem Zusammenhang auch leichte Einbrüche der Bildrate, die sich zwischendurch immer wieder negativ auf den Flow auswirken – und das, obwohl grafisch mit kargen Kulissen sowie mauen Texturen nicht viel geboten wird. Auch die treibenden Elektro-Beats befeuern zu Beginn zwar passend den Dauersprint, doch auf Dauer fehlt dem Soundtrack genauso die Abwechslung wie den Schauplätzen.

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