Ein Raum, ein Rätsel

Zu melancholischer Klaviermusik wache ich auf in einem fast leeren, komplett heruntergekommenen Raum. Die Hälfte einer zerrissenen Kinderzeichnung fliegt auf den Boden und das Spiel beginnt. Es gibt keinen Erzähler, keine Cutscene und keinen einzigen Hinweis was ich tun soll. Was verbirgt sich in den verrotteten Schränken? Wieso funktioniert kein Lichtschalter? Bin ich allein in der Wohnung? Nähert man sich den Fenstern und somit dem einzigen Blick nach draußen, versperrt eine gleißende Lichtbarriere den Weg.

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Die Spielwelt von Homesick ist grau. Nur selten findet man bunte Gegenstände. © 4P/Screenshot

Ein beklemmendes und zugleich trauriges Gefühl macht sich breit.

 

Irgendwann akzeptiere ich, dass es im Spiel keine Monster gibt, die mich erschrecken und auch niemand im Flur auf mich lauert, doch das unbehagliche Gefühl will nicht so recht verschwinden. Ich arbeite mich immer weiter von Raum zu Raum vor und finde lange nichts außer Schränke mit etwas Geschirr und Briefe, die ich nicht lesen kann. Gedanken wie „Walking-Simulator“ schießen mir durch den Kopf, doch die Musik ist eigentlich sehr schön, also suche ich weiter.


Alptraumhafte Dunkelheit


Das Finden der ersten Rätsel-Gegenstände löst Glücksgefühle aus und lenkt etwas von den vielen Fragezeichen im Kopf ab. Ein Schlüssel öffnet neue Räume, ein Eimer lässt mich verdorrte Blumen am Boden gießen, die zu einer lebendigen blaugrünen Pracht wachsen. Scheinbar habe ich das Richtige getan, denn mein Charakter legt sich schlafen.

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Legt sich der Charakter schlafen, wird es düster und man sollte schleunigst einen Ausweg finden. © 4P/Screenshot

Umgeben von schwarzem Schleim und bewaffnet mit einer Axt erwache ich im jetzt pechschwarzen Zimmer. Intuitiv versuche ich zu flüchten, doch die Dunkelheit holt mich ein. Da steh ich also wieder umgeben von zerrissenen Tapeten und einem Bettgestell wie aus einem alten Horrorfilm. Aber da war doch noch was – die Lichtschalter! Nur wenn man diese betätigt, ist es möglich, sich einen Weg durch den dunklen Schleim und in den nächsten Teil der Wohnung zu erkämpfen.


Ritual auf zwei Ebenen

Auch in den weiteren Teilen der Wohnung werde ich beim Rätseln nicht an die Hand genommen, erhalte keine Hinweise darauf, wo ich die richtige Zahlenkombination für die versperrten Aktenschränke finde oder wo ich suchen muss, um das mysteriöse Alphabet zu entschlüsseln. Das Gießen der Blumen wird somit zum wunderschönen Ritual auf zwei Ebenen. Einerseits haucht man erzählerisch dem zerfallenen Ort endlich etwas Farbe und Leben ein (aus Spoiler-Gründen gehe ich nicht genauer darauf ein, was passiert ist), andererseits ist es ein Signal dafür, dass man alle Rätsel des Bereichs oder „Levels“ gemeistert hat.

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Hat man genug Rätsel gelöst, wird man mit aufmunternden Momenten belohnt. © 4P/Screenshot

 

Erkundungsspiele dieser Art scheitern oft nicht an ihrer verträumten Stimmung, oder der Atmosphäre, sondern an den fragwürdigen Rätseln. Mit Schrecken denke ich an die teils sehr verqueren Rätsel bei Anna oder Myst zurück. Homesick dagegen lässt dem Spieler nicht nur die absolute Erkundungsfreiheit, sondern stellt dabei nur Gegenstände zum Rätseln zur Verfügung, die für die Geschichte wichtig sind.

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Die Rätsel bleiben konstant spannend und erzählen häppchenweise die Geschichte. © 4P/Screenshot

 

Das Knacken eines Codes belohnt mich mit alten Dias, die Momente der traurigen Vorfälle zeigen. Sobald ich das kuriose Alphabet entschlüsselt habe, stehen mir plötzlich zahlreiche Briefe und Schilder als Informationsquelle zur Verfügung.

Je nach Erkundungslust dauert es ungefähr vier bis fünf Stunden, bis ich die Auflösung des Ganzen sehe. Neben der leerstehenden Wohnung führt Homesick Spieler an zunächst gewöhnlich wirkende Schauplätze wie eine Turnhalle und eine Bücherei, die aber alle mit kreativen Überraschungen gespickt sind.

  1. Soderle,
    habe das Spiel gerade durch.
    Bei mir hinterließ das Spiel einen zwiespältigen Eindruck.
    Negativ

    1. Permanentes Geplänkel des Klavier und des Chellos, sodass sie eher nervten als dass sie Stimmung erzeugten. Habe nacher den Ton abgestellt
    2. Das Menü weißt einen unglücklichen Umstand auf. Der "New Game" Button ist automatisch aktiviert. Drückt man versehntlich die Maus, kommt keine Sicherheitsabfrage, ob der aktuelle Spielstand wieder auf den Anfangswert zurückgesetzt wird. Der Spielstand wird sofort zurückgesetzt.
    3. Ich hätte mir mehr persöhnliche Informationen über die Personen gewünscht.
    4. Das Lauftempo ist schleichend. Das Vorwärtskommen wirkt eher anstrengend und zäh.
    5. Das Ende ist ja nun wirklich sehr *arm*
    Ich liebe Spiele, die die Einsamkeit nach einer Katastrophe aufzeigen, aber dieses hier ist eigentlich belanglos. 55-60/100 Punkte würde ich vergeben. Schade.

  2. Zum Test: "Erkundungsspiele dieser Art scheitern oft nicht an ihrer verträumten Stimmung, oder der Atmosphäre, sondern an den fragwürdigen Rätseln."
    Nein sie scheitern meistens an der Auflösung wenn man merkt, dass man tatsächlich nur einen Walkingsimulator getarnt als den neuesten innovativen Shit gespielt hat (Gone Home).
    "Gedanken wie „Walking-Simulator“ schießen mir durch den Kopf, doch die Musik ist eigentlich sehr schön, also suche ich weiter"
    Und genau solche Aussagen lassen mich echt skeptisch werden, ob ich hier nicht wieder einen Fanboytest lese. Eigentlich gibt es nichts zu sehen aber mir haben die animierten Gardinen gefallen deswegen gebe ich subjektiv eine höhere Wertung um dem Leser irgendwie dazu zu kriegen dieses Spiel zu unterstützen.

  3. DrZord hat geschrieben:
    tssixtyone hat geschrieben:Indie Spiele immer bzw fast immer Awards, sahnen alles ab. Spiele wie Arkham Knight und Alien Isolation vor allem aber Alien Isolation schaffen es nicht. Was hat die 4Players nur für eine Vorstellung, ich kann ja manche verstehen die bei bestimmten Indie Games total Fasziniert sind und eine hohe Wertung geben, aber dann bitte auch Gerecht sein. Nach euer Vorstellung von Casual und Kreativ bzw was Neues müsste oder hätte Alien Isolation eine 90+ bekommen müssen. Den Test verstehe ich und akzeptiere ich bis Heute ich. Gamestar war noch viel Dümmer beim Test, da sieht man wie verblödet die Spielergemeinschaft Heute ist. Meckern über KI in Shootern aber Heulen wenn der Alien einfach unberechenbar ist. BITTE KORRIGIERT DEN TEST ZU ALIEN ISOLATION UND ICH VERGEBE EUCH ...........
    Wenn hier ein Indietitel gestestet wird, muss er schonmal ein gewisses Etwas haben um sich aus der Masse hervorzuheben.
    Gäbe es Tests zu allen Indiespielen, wäre der Wertungsschnitt viel tiefer.
    Unter jedem Indietest mit Auszeichnung dieselben Kommentare... :roll:
    Weil es nunmal meistens nur eine einzige Innovation ist, die eine hohe Wertung rechtfertigt. Bzw es sich meist so liest "das Spiel ist anders also kriegt es ne hohe Wertung". Dass dann meistens die Innovation schon nach ner Stunde ihren Reiz verloren hat und man dann immer das selbe macht fällt dann weg, weil man die rosa Indiebrille auf hat während man bei AAA Titeln jeder Kleinigkeit dazu benutzt die Wertung nach unten zu schrauben. Bestes Beispiel ist das Batmobil bei Batman welches man genau wie lange spielen muss? Da kann es dem aufmerksamen Leser nun mal inkonsequent und unfair vorkommen zumal die Tests von 4P sehr oft auch keinen Unterschied machen ob man einen Shooter oder ein RPG spielt.

  4. Doc Angelo hat geschrieben:
    Balla-Balla hat geschrieben:Gibt´s das Game auch für den Mac? Die Info fehlt leider bei den ganzen PC Indies.
    Muss mich dann immer bei steam durchwurschteln, wozu ich selten Bock habe.
    Steht hier im Info-Kasten des Spiels: Mac-Version angedacht für 10/2015.
    Uups, danke, ist mir noch nie aufgefallen in dem Kasten. Augen auf hilft auch auf der 4P Seite.

  5. Die Bewertung von 85 % für Homesick ist berechtigt im Vergleich zu den Wertungen wie sie hier andere Indie-Adventures bekommen haben, z.B. das IMO völlig überschätzte Gone Home (> 90 %). Finde Homesick viel atmosphärischer und besser gemacht als Gone Home. Für Indie-Verhältnisse passt das schon.

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