Neue Offenheit

Der zunächst geplante lineare Nachfolger zu Homefront wurde schnell eingestampft, an seine Stelle trat eine relativ offene Erkundung der Stadt durch den Protagonisten Ethan Brady. Ich benutze das Wort „relativ“, denn im Gegensatz zu manch weitläufigem Schauplatz aus der Just-Cause– oder Far-Cry-Serie fühlt man sich im verhältnismäßig kleinen und streng bewachten Philadelphia der Zukunft deutlich eingeengter. Dementsprechend vorsichtig streift man also durch die Straßen des Open-World-Shooters. Zumindest zu Beginn, denn wenn man erst einmal die nicht besonders subtilen Schleichmechaniken verinnerlicht hat, lassen sich viele Wachen, Kameras und Drohnen oft auf unglaubwürdige Weise austricksen: Einfach schnell genug aus dem Sichtfeld sprinten – und schon leert sich die Aufmerksamkeitsanzeige wieder. Wenn sich zu viele Gegner in der Nähe aufhalten, geht diese Strategie aber nicht auf: Sobald man inmitten eines alarmierten Trupps landet, startet eine Schießerei, denn in erster Linie ist Homefront natürlich wieder ein Shooter.

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Willkommen beim Widerstand! © 4P/Screenshot

Vier Jahre nach Teil 1 befinden sich Philadelphia und der Großteil der USA im Würgegriff des wiedervereinten kommunistischen Koreas. Nachdem Widerstandsgruppen einige Städte zurückerobert haben, dient die Ostküstenmetropole den Besatzern als neue Hauptstadt. Schade, dass der Feind so gesichtslos bleibt, statt charismatische Antagonisten wie in Far Cry zu bieten. Stattdessen erinnern die Gegner an austauschbare Figuren, deren einziger Charakterzug der Sadismus beim Erniedrigen der Bürger bleibt. Auch Brady dient eher als weiße Leinwand für den Spieler – und seine neuen Mitstreiter in den Basen der Freiheitskämpfer bleiben meist Stichwortgeber für den nächsten Einsatz oder die Ausbreitung in neue Viertel. Ein wichtiges Ziel ist die Befreiung des Revolutionsführers Walker, der für den Widerstand eine ähnlich große Rolle spielt wie John Connor im Terminator-Universum.

Das kenne ich doch irgendwoher?

Ähnlich wie bei Ubisofts bekannter Open-World-Formel arbeitet sich der Spieler in unterschiedlich stark bewachten Zonen über die Karte, erobert strategisch wichtige Punkte wie Außenposten, Basen oder Sendemasten. Zu guter Letzt muss man im Viertel manchmal für guten Willen sorgen, damit die Stimmung gegen die Besatzer kippt und man die gepanzerte Basis stürmen kann. Hier einen schikanierten Passanten befreien, dort ein paar Kabel kappen, dann noch ein paar Propagandaradios manipulieren – und irgendwann erreicht die Stimmung den kritischen Punkt. Abseits vom monotonen Abgrasen solcher Fleißaufgaben haben Ethans Mitstreiter aber auch vielseitigere Aufträge und Nebenmissionen in petto, in denen man z.B. einen gehackten Panzer entführt, vor einer Großoffensive der feindlichen KPA zu einem Überraschungsangriff startet oder spontan einem benachbarten Widerstandsposten in der Nähe aushilft. Solche im Grunde spannenden Ideen scheitern aber immer wieder an den zahlreichen Problemen bei Missionsdesign, Technik und KI. Wenn die Action startet, strömen die Soldaten oft blindlings ins Verderben, bleiben an einem Trümmerteil hängen oder bauen anderweitig Unsinn. Im diesen Spiel werden die Gegner nur durch Überzahl oder mit Hilfe gepanzerter Vehikel gefährlich.  

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Vorher… © 4P/Screenshot

Für immerhin etwas Spannung in den Schießereien sorgt der Oldschool-Ansatz beim Energiesystem, so dass man sich anstelle von Autoheilung Spritzen in den Arm rammt. Man sollte also nicht zu unvorsichtig durch die Straßen schlendern, wenn Wachen, Drohnen oder Kameras die Gegend absuchen oder sogar aufgescheuchte Patrouillen hinter den nächsten Trümmern warten. Trotz schwacher Schleich-Mechaniken ist es also nicht ohne weiteres möglich, wie in Crysis 3 an den Widersachern vorbei zu rauschen – selbst, wenn man auf einem der zahlreichen Motorräder unterwegs ist.

Wildes Durcheinander

Auf den ersten Blick wirkt die mit der CryEngine berechnete Kulisse erfreulich stimmungsvoll. Wenn die Abendsonne auf den nass glänzenden Asphalt und die glaubwürdig zerbombten Gebäude fällt, bekommt man als Fan verlassener Ruinen richtig Lust, all die schönen improvisierten Seitenwege über Stockwerke, Balkons und Dächer auszukundschaften. Auch die bedrohlich über allem schwebenden Riesenzeppeline oder bizarren technischen Anlagen sind imposant. Außerdem vermitteln die durch die Straßen marodierenden Bewohner das Gefühl, tatsächlich in einem Bürgerkrieg unterwegs zu sein. Sobald man etwas näher hinsieht, verfliegt die Magie aber schnell. Schuld daran sind die abgehackten Animationen und zahllose Bugs.

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…nachher. © 4P/Screenshot

Eine über dem Boden schwebende Kriegerin z.B. empfiehlt Brady „Komm mal runter“. Die Frau hat Humor! Manche Figuren rennen völlig denkbefreit ineinander oder gegen eine geschlossene Tür. Andere versperren mir derart dreist den Durchgang zur nächsten Mission, dass ich erstmal vor die Tür gehen und einen kleinen Krieg anzetteln muss, bis sie verschreckt aus dem Weg springen. Ich könnte noch mehrere Absätze mit Bugs füllen, die zum Glück meist nur dämlich aussehen – aber das würde den Artikel sprengen.

  1. Komm zwar bissle spät...aber ich hab jetzt im Sale doch mal zugeschlagen und kann die extrem schlechte Bewertung von 4Players nicht unterschreiben. Bin da eher bei allen anderen Test's die im niedrigen 70 Bereich sich bewegen. Wenn man der Far Cry Formel nicht müde ist, kann man es sich Ruhig mal angucken

  2. Andreebremen_RENN-Clan hat geschrieben:Es gabt Patch 8 mittlerweile für PS 4: Das Spiel läuft mittlerweile gut bei sauberer Grafik.
    Danke für die Info.
    Genau die Frage wollte ich bei Gelegenheit mal los werden , da mich der Titel grundsätzlich interessiert,
    jedoch die extrem negativen Info's dazu bislang abgehalten haben.
    Das Teil gab's ja neulich bei Saturn für 12,99 Taler, und ich hab keins mehr erwischt.
    Könnt mich jeden Tag drüber ärgern....

  3. Der erste Teil war eigentlich ganz okay. Die Grundprämisse aber total langweilig. War doch vorher schon klar, dass die Amis die armen Opfer sich mit triefendem Patriotismus erheben werden. Das wird in Teil 2 sicherlich nicht weniger. Aber die Amis können nie verlieren. Langweilig :D

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