Hive(Brettspiel) von Huch & friends Credit: John Yianni, BlueLine Game / Huch & friends

Unwürdige Präsentation

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Die Präsentation auf dem PC ist unheimlich fade – die Modelle der Insekten sind einfach schwach. © 4P/Screenshot

Auf den ersten Blick sieht Hive auf dem PC aus wie ein belangloses Shareware-Spiel, das ein uninspirierter Designer mal eben schnell aus dem Handgelenk geschüttelt hat. Haben die sechseckigen Steine mit eingravierten Insekten im Brettspiel noch eine edle Anmutung, weil sie schick aussehen und schwer in der Hand liegen, wirken Grashüpfer, Käfer, Spinnen, Ameisen und Bienenköniginnen hier als 3D-Modelle einfach nur fade. Wer auf Vollbild schaltet muss zudem mit viel zu plumpen Schrifteinblendungen und tristem Grau als Oberfläche leben. Es gibt keinen Zoom, keine alternativen Hintergründe. Machen wir es kurz: die Kulisse ist Murks.

Aber alles andere ist genial. Zumal den Entwicklern eine KI gelungen ist, die selbst Veteranen schon auf der dritten von fünf Stufen fordert, weil sie clever kontert und zustellt. Hinter Hive verbirgt sich ein strategisches Konzept, das selbst nach hundert Partien noch für Überraschung sorgt. Und das, obwohl das Spiel kinderleicht zu lernen ist: Ziel ist es, die gegnerische Bienenkönigin mit seinen Insekten und Spinnen so zu umzingeln, dass sie keinen Freiraum mehr hat – dieses Prinzip erinnert an den Steingewinn im japanischen Brettspiel Go. Nur dass einmal gelegte Steine hier noch bewegt werden können. Und das sorgt für taktische Spannung mit variablen Situationen.

Im Bann der Bienenkönigin

Denn es kommt auch eine Ähnlichkeit zum Schach ins Spiel, da man nicht nur zwischen Weiß und Schwarz wählt, sondern sich jeder Stein anders bewegt – das erinnert an Turm, Läufer & Co: Die Ameise kann quasi überall hin laufen, die Spinne krabbelt drei Felder weit, der Grashüpfer darf endlos weit überspringen, der Käfer ist ein Feld langsam, darf aber auf Feinde krabbeln und sie damit blocken. Man hat also abseits der zu schützenden Königin nur

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Die KI fordert: Sehr schnell entwickeln sich packende Duelle. © 4P/Screenshot

vier Figuren mit unterschiedlichen Bewegungsmerkmalen; allerdings in mehrfacher Ausführung, so dass jeder elf Steine besitzt.


In den ersten drei Zügen legt man quasi das unsichtbare Feld aus, indem man sechseckige Steine nacheinander Kopf an Kopf platziert – spätestens im vierten Zug muss man seine Bienenkönigin anlegen. Danach liegen also sechs Steine wie von einer Schnur verbunden aneinander, denn man darf nie in den freien Raum legen. Ab jetzt darf man entweder neue Steine legen oder bereits gelegte bewegen. Dabei gelten zwei Regeln: Man darf neue Steine nur an eigene legen und man darf die Kette durch eine Bewegung nie zerbrechen. Außerdem kann man gegnerische Steine nicht klassisch schlagen, sondern höchstensblockieren.

Hier zeigt sich auf lange Sicht die Vielfalt der Spielmechanik: Erstens kann man sogar mehrere Gegner bewegungsunfähig machen, indem man klug abwartet und dann am äußeren Ende einer Kette seinen Stein platziert. Zweitens kommt aufgrund der unterschiedlichen Laufmuster eine ungeheure Dynamik ins Spiel, so dass längst verloren geglaubte Partien noch gewonnen werden können, wenn man sich clever bewegt. Man kann einen aggressiven Spieler, der direkt die Königin bedrängt, auf viele Arten kontern – Hive braucht dafür aber keine langen Stellungskriege.

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