Wie komme ich hier raus?

Wenn man den malmenden Sargdeckel mit dem Finger zur Seite geschoben hat, sieht man zwar endlich mehr, aber so richtig Hoffnung macht das nicht. Wer ist man eigentlich? Wo ist man? Im trüben Fackellicht erkennt man u.a. Foltergeräte und Leichen. Man kann sich zwar in Egosicht frei bewegen und umschauen, aber man ist gefangen in einem Labyrinth voller tödlicher Fallen und obskurer Apparate. Nicht nur, dass das Anwesen scheinbar einem irren Magier gehört – es schleichen auch noch Skelette und andere Monster umher. Eine Klasse? Eine Waffe? Nein, all das gibt es nicht, denn Techland inszeniert auf dem iPad eher ein investigatives Adventure als ein actionreiches Rollenspiel.

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Grausam nervös: Das Balancieren… © 4P/Screenshot

Die wenigen Hinweise erfährt man aus vergilbten Notizen, die ebenfalls von einem Gefangenen stammen. Erzählerisch neugierig macht die karge Story rund um die Amnesie des Helden und den arkanen Machtmissbrauch des Antagonisten nicht, zumal man einer sehr gewöhnlichen düsteren Fantasy begegnet. Immerhin: Die 3D-Kulisse basiert auf Unreal-Technologie und kann auf dem iPad mit toller Beleuchtung sowie urigem mittelalterlichem Ambiente punkten. Auch wenn sie nicht an die technische Klasse von Infinity Blade heranreicht und die wenigen Artefakte weit hinter dem edlen Objektdesign The Room rangieren, macht es zunächst durchaus Spaß, sich umzuschauen. Doch schon bald wird man bemerken, dass es gar nicht so viel zu entdecken gibt.

Langsam vorwärts zum nächsten Rätsel

In Hellraid: The Escape geht es nicht um Kampf, sondern um Erkundung und Rätsel. Wer nicht aufpasst, wird von Rammen zermalmt, von Stacheln zerfetzt oder Feuer verbrannt – dann startet man am letzten Checkpunkt wieder im Sarg. Hört sich anspruchsvoll und knifflig an, ist es aber letztlich nicht, zumal der Tod keine Konsequenzen nach sich zieht. Man bewegt sich nach den ersten Unfällen einfach langsamer vorwärts, nutzt das viel zu nervöse reagierende iPad beim Balancieren mehr schlecht als recht zum Austarieren und wirft höchstens mal einen Stein auf einen entfernten Schalter – dann macht es Klick und Sesam öffnet sich. Ein bedrohlicher Wächter lauert im Hintergrund? Kein Problem, er steht doch sicher direkt unter einer Stachelramme, die man ebenfalls mit einem nach vorne gewischten Stein aktivieren kann.

Im Zentrum des Spiels stehen meist viel zu einfache, mitunter aber auch recht tückische, weil in Echtzeit ablaufende

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Interessanter, aber zu einfach: Die Fallen und Rätsel. © 4P/Screenshot

Aufgaben, die mal mit dem Aktivieren von Hebeln, mal mit kleineren Reaktionstests oder Apparaten zu tun haben: Während sich z.B. die Decke voller Klingen nach unten bewegt, muss man einen Keil im richtigen Moment nach unten stoßen, damit er genau in die sich drehenden Lücken passt – das kann mitunter nerven. Es gilt an anderer Stelle auch mal Spiegel so zu drehen, dass der gleißende Strahl richtig gelenkt wird. Man muss zudem fehlende Artefakte an Statuen einsetzen, Geheimgänge in Wänden per Fingertipper einreißen oder vor einer Wand die richtigen Lücken schließen, damit man nicht durchbohrt wird.

Das ist aufgrund der gespenstischen Soundkulisse mitunter recht stimmungsvoll, aber die Erkundungsreize und der Rätselanspruch halten sich in den sieben engen Katakomben in überaus engen Grenzen – meist ist recht offensichtlich, was zu tun ist. Falls es dennoch zu schwer sein sollte, könnt ihr Hinweise einblenden. Die Steuerung ist, bis auf das nervöse Balancieren, kein Hindernis, weil man sich recht langsam vorwärts bewegt und den linken simulierten Analogstick frei platzieren kann. In den Optionen kann man zudem die Empfindlichkeit sowie die Achse anpassen. Pay-to-win? In-App-Purchase? Nein, das gibt es nicht. Die überall versteckten blauen Kristalle dienen lediglich der plumpen Trophäensammlung. Schade, dass man sie nicht sinnvoller und interesdsanter in das Spieldesign integriert hat.

 


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