… während es mit diebischer Freude deren Marotten aufs Korn nimmt. Da heißt der böse Lord, der noch böser ist als Lord Zand, etwa Lord Zandest. Und der Protagonist hat doch tatsächlich genau einen Flügel auf dem Rücken. Typische PC-Spieler lassen hingegen einen Wert errechnen, der die Leistung ihres Rechners widerspiegelt – und vergleichen ihre Größe anschließend in einer weltweiten Rangliste. Großartig nutzlos! Ach, sogar Oculus Rift wird unterstützt.
Das wandelnde Schloss
Das Abenteuer ist aber nicht nur erzählerisch gewachsen, sondern auch spielerisch. Denn jetzt starte ich nicht nur eine Quest nach der anderen, sondern erkunde zwischen den Wettrennen gegen die Zeit in Ruhe eine große Welt mit Dörfern, Verliesen und kleinen Geheimnissen. Während mein Held seine Erfahrung sowie den Großteil des Geldes nach jeder Quest verliert (Ratet mal, an wen die Kohle geht!), sammelt er beim Erkunden unabhängig davon Erfahrung und Münzen. Das lohnt sich, weil er eine Quest stets mit dem globalen Erfahrungswert beginnt. So erarbeiten sich fleißige Monsterjäger kleine Vorteile, finden in gut bewachten Höhlen Schätze oder Ausrüstung und decken sich bei Händlern ein.
Die Reise führt zwar über engspurige Bahnen, verleiht dem Abenteuer aber einen Rahmen, der mich länger motiviert als die Kurzeinsätze des Vorgängers. Es gibt ja auch das wandelnde Haus, dem ich nicht nur stärkere
Bauteile anschraube, weil ich damit gegen besonders große Gegner kämpfe. In meinem mechanischen Hauptquartier wohnen auch Begleiter, die ich meiner Party zuteile und in Formationen aufstelle. Jede Aufstellung bietet dabei verschiedene Stärken; die einfachste erhöht z.B. die Angriffsstärke des Helden.
Im Haus wechsele ich außerdem meine Klasse, was die Werte im Umgang mit verschiedenen Waffen beeinflusst. Den Waffen weise ich zudem Spezialfähigkeiten zu, die mein Held alle acht, zehn oder zwölf Schläge ausführt. Der Kampf läuft ja wie gehabt automatisch ab, ich nutze lediglich heilende Nahrung oder fliehe vor übermächtigen Gegnern. Gut so! Bei der Geschwindigkeit, die Half-Minute Hero in den 30-Sekunden-Quests vorlegt, bin ich über jede noch so kurze Verschnaufpause heilfroh.
Knackig knapp
Wobei die Uhr selbst mitten Gefecht unaufhörlich tickt – echtes Durchatmen sieht also anders aus. Hero (oder welchen Namen ich ihm auch verleihe) kann zwar sprinten, aber das kostet Lebenskraft. Und The Second Coming ist eine ganze Ecke knackiger als das Original. Manche Quest musste ich deshalb neu starten, das tut aufgrund der kurzen Spielzeit aber nicht weh.
Mitunter dauert es eben eine Weile, bis ich die richtige Mischung gefunden habe: Kann ich mir einen besseren Schild leisten oder sollte ich das Geld für das in ein paar Sekunden notwendige Zurückdrehen der Zeit sparen? Mitunter muss ich Anwohnern kleiner Dörfer außerdem Gefallen erfüllen,
damit sie mir eine starke Waffe schenken oder den Zugang zu einem geheimen Pfad verraten. Die 30-Sekunden-Quests sind komplette Abenteuer – von einer Dampfwalze komprimiert und auf ein abgestecktes Areal begrenzt. Erst wenn ich erfolgreich bin, erkunde ich die freie Welt ohne Zeitdruck weiter, darf in frühere Gebiete zurückkehren und bestandene Quests wiederholen. An den Statuen der Time Goddess. Ganz ohne Gebühr. Muss ein Bug sein.
Freundlicher Onlineservice?
Alternative Minispiele wie im Vorgänger gibt es diesmal übrigens nicht. Ein Zeitrennen im normalen oder schweren Schwierigkeitsgrad lädt allerdings zum Wettlauf in Onlineranglisten ein, während ich im Endlosspiel so lange gegen die 30 Sekunden und immer neue Bosse kämpfe, bis mir Zeit oder Keule den Garaus machen. Kreativköpfe erschaffen nicht zuletzt eigene Quests, schreiben eine knackige Geschichte, texten Dialogfenster und stellen ihre Schöpfungen online zur Verfügung. Auf dass die Netzgemeinde sie herunterlädt, bewertet und nach verschiedenen Kriterien sortiert. Mit bis zu vier Gleichgesinnten ziehe ich schließlich auch online gegen die Evil Lords – die Time Goddess erläutert dann, wer gerade der reichste oder der ärmste Held ist und kürt nach bestandener Prüfung den “wahren Helden”. Reizend!
Zeig auf dieser Puppe, wo Benjamin dein Lieblingsspiel angefasst hat.
Die 100% subjektiven Wertungen stehen und fallen eben mit dem Anspruch der Tester.
Natürlich ist es von Belang, was für die Bewertung und auch für den Spaß zählt und was nicht. Lass ich einfach die Augen bei Charaktersystem etc. zu , dann stört es mich nicht, weil es mich nicht stören kann. Also ist auch mein Spaß dadurch nicht gemindert. Ist doch logisch. Also klar: je weniger mich stört, desto höher ist der Spielspaß, da die Hürde immer geringer wird. Ich kann auch einfach das Gehirn ausschalten, dann macht vielleicht sogar ein eigentlich schlechtes Spiel viel Spaß.
Und genau deswegen, wenn alles zu berücksichtigen ist, also auch das hier nur mittelmäßige Charaktersystem etc., dann wird es eng für eine 85er Bewertung, die geht dann eigentlich nicht. Aber wie wir alle wissen, können auch Spiele mit geringerer Bewertung viel Spaß machen.