Dass Spiele von Indie-Entwicklern in dem einen oder anderen Bereich nicht ganz so hochglanzpoliert sind wie Titel mit entsprechend hohem Budget, ist normal. Ich kann gewisse Defizite verschmerzen, wenn das Ergebnis unter dem Strich cool ist und zumindest noch irgendwie Spaß macht. Doch was das chinesische Team von Deeli Networks in manchen Punkten mit Gene Rain abliefert, ist amateurhaft. Vor allem hinsichtlich englischer Übersetzung und Sprachausgabe rutscht der Deckungs-Shooter nicht nur gelegentlich in den Trash-Bereich ab, sondern geht weit über den Punkt hinaus, an dem man sich über das Fehlen der Qualität amüsieren könnte. Stattdessen fasst man sich nur noch verzweifelt an die Stirn. Nicht nur, dass die Übersetzung von irgendeinem schlechten Internet-Bot angefertigt worden zu sein scheint. Darüber hinaus wurden sehr häufig asiatische Sprecher hinter das Mikro gezerrt, die ihre Probleme mit englischer Aussprache haben. Andere wiederum scheinen während der Aufnahmen einige Fehler im Rahmen der Übersetzung realisiert zu haben und versuchen, eigenmächtig Korrekturen zu setzen, so dass es mitunter zu Diskrepanzen zwischen geschriebenem und gesprochenem Text kommen kann. Dass dadurch das Verständnis-Chaos nicht verkleinert wird, ist klar. Dummerweise wird bei Gene Rain die ohnehin hanebüchene Story, die sich mir auch nach Stunden nicht erschließt, von den Übersetzungs- oder Sprechfehlern komplett torpediert.
Zwar kann ich mir z.B. in den Optionen zusammen reimen, was „Auxilliary Collimation“ bedeutet, nämlich Zielhilfe. Doch wenn man über das Reindrücken des linken Sticks den „Gallop Mode“ (Sprint-Modus) aktiviert, man hinter „low, middle or high shelter“ Schutz sucht oder man über den Satz „I hope this city is as peaceful as ist shows out“ stolpert, der fast schon aus dem Deutschen ins Englische übersetzt sein könnte, ist dies nur die Spitze des Eisbergs, der stellvertretend für den Produktionsaufwand steht, den man bei Gene Rain betrieben hat – nahezu keinen. Und das setzt sich auch bei der Kulisse fort. Selbst von einem Spiel eines unabhängigen Teams darf man erwarten, dass es mit der Unity-Engine einigermaßen zeitgemäße bzw. vorzeigbare Kulissen präsentiert. Doch abseits einiger Texturen von Protagonisten (immerhin steuert man im Wechsel drei Figuren) wirkt Gene Rain wie ein unspektakuläres Spiel aus den Anfängen der PS3- bzw. 360-Zeit. Und selbst dort gab es schon deutlich imposantere Explosionen als hier.
Klon of War
Doch nicht alles ist auf dem nahezu unterirdischen Niveau der Soundkulisse oder großer Teile der visuellen Umsetzung. Denn in seinen besten Momenten (aka den weniger schlechten) sorgt die hemmungslos von Gears of War (minus die Kettensäge) „inspirierte“ Mechanik tatsächlich für etwas, das entfernt an Unterhaltung erinnert. Per Knopfdruck kann man hinter entsprechenden Objekten in Deckung gehen und von dort die Gegner mit einer von drei Waffen (die später noch aufgerüstet werden dürfen) sowie Granaten unter Beschuss nehmen. Erleichtert wird dies durch die KI, die keinen Überlebensroutinen zu folgen scheint, sondern wie eine Horde wilder Hühner mal in Deckung ist, dann wieder rausspaziert und sich offenbar nicht
darum schert, dass man gerade auf sie anlegt. Immerhin: Auf „Normal“, dem mittleren von drei Schwierigkeitsgraden, erweist sie sich trotz ihrer Bewegungs-Defizite als durchaus zielsicher und kann einem das Vorwärtskommen immer mal wieder erschweren.
Nach einem Ableben bekommt man häufig einen weiteren Schock: Die Rücksetzpunkte sind mitunter sehr unglücklich gesetzt und können sich auch durchaus mal vor etwas längeren Dialogsequenzen befinden, die man als Strafe für seine Unvorsichtigkeit nicht abbrechen darf. Doch es sind nicht nur die mit viel Gutmütigkeit „unterdurchschnittlich“ umgesetzten Mechaniken, die die Action so sperrig machen. Weitgehend fehlendes Trefferfeedback (außer man wird selbst getroffen), ein blecherner Sound aller Wummen, Probleme mit Animationsphasen, mitunter erst spät reagierende Umsetzung der Pad-Eingaben: In zu vielen Punkten wirkt Gene Rain wie ein Hobbyprojekt von enthusiastischen Entwicklern, deren Ambition ihre Fähigkeit um ein Vielfaches übertrifft. Immerhin: Es gibt durchaus ansprechende Gegnervariation. Das macht das Spiel als Gesamtes jedoch nicht besser…
Danke für die Info, das ist gut zu wissen. Dann werde ich falls nochmal ein PB Spiel bei mir landet definitiv auf Englisch zocken.
Bei Elex wurde das aber wohl noch auf eine neue Stufe gehievt: Texte wurden nicht nur umgeschrieben, sondern auch mit mehr Hintergrundwissen ergänzt. Zumindest die englischen Texte die ich gelesen habe, fühlten sich deutlich runder und passender an, als das "hingerotzte" deutsche Gegenstück. Man kann zudem davon ausgehen, dass PB tatsächlich noch in Deutsch entwickelt und die Übersetzungen daraus anfertigt.
Gab dazu in der WoP nen ausgeuferten Thread, in der auch Textstellen miteinander verglichen wurden und man sich gegenseitig die Köpfe eingeschlagen hat. Hier isser.
Oder produzieren die mittlerweile in Englisch und die Deutsche Version ist übersetzt?
Elex hab ich noch gar nicht gespielt, aber bei R3 hab ich noch keine großen Qualitätssprünge erlebt. Hab ich aber auch tatsächlich auf Englisch gespielt glaub ich
(...andere, erfolgreichere Firmen würden natürlich einen professionellen Autor anheuern, um bereits mit guten Texten zu starten, aber dann wäre es ja ken PB mehr )
Offenbar immer noch besser als bspw. "1,2 switch".