Ohne Mampf keine Plastikmüllverwertung

Eines wird bei Floodland sehr schnell deutlich: Die Maslowsche Bedürfnishierarchie spielt auch in der durchfeuchteten Postapokalypse sofort eine Rolle. Ohne sauberes Wasser, sichere Nahrung und ein Dach über dem Kopf geht hier überhaupt nichts. Also muss ich meiner kleinen Gemeinschaft, die sich in behelfsmäßigen Plastikplanen-Zelten um einen kleinen Lagerschuppen sammelt, schnellstmöglich Grundnahrungsmittel und eine simple Behausung zur Verfügung stellen, bevor ich auch nur darüber nachdenken kann, mich um weitere Ressourcenbeschaffung, Forschung oder gar soziale Fragen zu kümmern. 

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Aller Anfang ist klein: Zu Beginn ist die Siedlung nicht mehr als nur ein kleines Zeltlager. © 4P/Screenshot

Also schicke ich aus der Vogelperspektive erstmal Sammler los, die Beeren ernten und außerdem lose herumliegenden Plastikmüll oder Holz aufklauben, um erste Einrichtungen zur Wasser-Entsalzung und -Säuberung zu errichten. Denn Wasser gibt es in Floodland mehr als genug: Die Grüppchen Überlebender haben sich auf kleine Inseln zurückgezogen, die aus den Fluten einer überschwemmten Stadt ragen. Wie bei einem Archipel muss ich die raren trockenen Plätzchen dabei effizient nutzen, um alle wichtigen Gebäude unterzubekommen. Denn wie für klassische Aufbau-Strategie üblich sind meine Siedlungs-Anfänge zwar bescheiden, eskalieren im weiteren Spielverlauf aber schnell zu echten Dörfchen mit Holzfällern, Muschelzuchten, Stahlhütten und einer eigenen Betonproduktion. Die Bewohner folgen dabei in Echtzeit einem Tagesrhythmus, arbeiten von morgens bis abends, gönnen sich in den Abendstunden ein paar Stunden Freizeit und schlafen in der Nacht. Entsprechend wird auch nur bei Tageslicht produziert, transportiert oder gebaut.
 

Forschung und Soziales


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Übersichtlich: Gute Menüs zeigen klar und deutlich, wie es um die Gemeinschaft steht. Hier: Clan-Beziehungen. © 4P/Screenshot

Mittels eines umfangreichen Forschungsbaums, der sich in vier Unterkategorien von Überleben über Wohlergehen bis Erkundung und Wachstum erstreckt, erforsche ich neue Gebäude und Technologien, die mir – wie der Schneidbrenner – ermöglichen mehr Ressourcen der alten Welt zu nutzen oder in großen Produktionsanlagen den Müll der Vergangenheit zu neuen Werkstoffen wie Plastik oder Stahl zu veredeln. Doch der Weg dahin ist weit: Zunächst muss ich Bergungstrupps in Häuserruinen schicken, in denen ich nicht nur Ressourcen und Gegenstände wie Bücher oder Relikte der alten Welt, sondern auch weitere Überlebende finden kann. Diese sind entweder offen sich meiner Gemeinschaft anzuschließen – oder gehören bereits einem anderen Clan an, was in der Folge schnell soziale Spannungen erzeugen kann.
 
Während sich grundlegender Aufbau und Management von Floodland stark an anderen Genre-Vertretern wie Surviving the Aftermath orientieren, sind es gerade diese dynamischen, sozialen Entwicklungen, welche die Flutlande hervorheben. Vor Spielstart wähle ich einen Clan, der sich anhand zweier Ideologie-Achsen positioniert: So gibt es Gruppen wie die Feuerwache, die eher freiheitlich ausgerichtet ist, während die Nachkommen der Ölbohrturm-Besatzung von Berkut -3 autoritäre, hierarchische Strukturen bevorzugen. Außerdem besitzt jeder Clan eine Vorstellung der kommenden Zivilisation, die sich entweder stark an alten Traditionen orientieren oder neue Pfade betreten soll. Diese Unterschiede machen die Gruppen untereinander mehr oder weniger kompatibel – und besonders die radikalen Einstellungen sind gänzlich unvereinbar miteinander.
 

Ihr müsst miteinander reden!

 

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Bis hierhin ein harter Weg: Siedlungen können eine ordentliche Größe erreichen. Wenn man die Basics hinbekommt. © 4P/Screenshot

Dann nämlich führt jede Begegnung von Nachbarn zu immer mehr Zwist, der in einer praktischen Übersicht anschaulich illustriert wird. Das heißt: Die Menschen leben zwar neben, aber nicht miteinander. Weltanschauliche Unterschiede führen so schnell zu einer hochproblematischen, unüberwindbaren Spaltung der Gruppe, die sich kaum noch auflösen lässt. Besonders diese Mechanik ist ein unübersehbarer, politischer Kommentar der aktuellen politischen Lage in vielen westlichen Staaten, die so polarisiert ist wie selten zu zuvor. Der einzige Weg diesen Effekt zu mindern ist es, die Leute in Freizeiteinrichtungen wie dem Lagerfeuer oder einer Spielhalle zusammenkommen zu lassen. Nur wer miteinander spricht, kann so etwas wie Verständnis entwickeln – doch bei besonders radikalen Gruppen funktioniert auch das langfristig nicht. Dann hilft nur die Verbannung,oder die konsequente Trennung auf unterschiedliche Inseln, die nicht per Steg miteinander verbunden sind.

Denn sieht man sich nicht, ist es völlig egal, ob die einen libertäre Ideale mit dem „ich“ im Zentrum verfolgen und die anderen sich nur in einer Quasi-militärischen Befehlsstruktur zurechtfinden. 
Doch während die Verbannung unliebsamer Gruppen gerade zu Beginn eine einfache Lösung scheint, lohnt sich die Balance im Konflikt mehr: Jeder Clan hat nämlich eigene Vor- und Nachteile, die sich zum Beispiel auf den Nahrungskonsum oder die Beziehungen mit anderen Gruppen auswirken. Zudem gibt es fünf Spezialisierungen von Disziplin, Ausdruck und Standhaftigkeit über Belesenheit bis Präzision. Diese werden für komplexe Produktionsgebäude dringend benötigt und können zwar im Spielverlauf über das Konsumieren von Büchern in der Forschungseinrichtung gesteigert werden, es ist aber viel sinnvoller, diese Aufgaben einem Clan zu übertragen, der sie beherrscht – auch wenn der aus nervigen Autokratie-Jüngern besteht, die auf einen Polizeistaat drängen

  1. Von dem Spiel weiß ich bereits Bescheid. Es gibt da einen englischsprachigen Youtuber

    Spoiler
    Show
    Splattercat
    der haufenweise Indie-Spiele zockt, quasi vorführt, 20-40 Minuten lang pro Spiel, ohne eine Wertung abzugeben, sondern nur was er persönlich noch gerne im Spiel sehen würde. Damit konnte ich mir schon oft besser als in jeder Rezension und Steam-Spielbeschreibung oder Kurzvideo, selbst ein Bild machen und viele davon sind dank dem Youtuber auf meiner Einkaufsliste gelandet. Auch das Spiel hier.

  2. Vor dem Artikel hatte ich ehrlich gesagt noch nichts groß von dem Spiel gehört, meine anderen Seiten scheinen den Titel wohl zu ignorieren. Klingt aber gut und wirklich interessant, danke für den Test.

  3. Ja, kann man. Man kann Krankheitsschwere, Stimmung, Verbrauchsrate von Gütern und Ressourcen in 4 Stufen einstellen. Ich hab aber schon auf "normal", also der zweitniedrigsten gespielt. Ein Park-Spaziergang war Floodland aber dennoch nicht. :D

  4. Kann man den Schwierigkeitsgrad anpassen?
    Was Floodland für mich im Gegensatz zu Endzone interessant macht, ist das Vorhandensein einer Kampagne. Endzone hat ja nur Szenarios.
    Aber ich bin absolut kein Fan von "Pass einmal nicht auf/Mach einen Fehler und deine Siedlung geht unrettbar vor die Hunde"-Niederlagen, so wie es in Endzone vorkommt.

  5. Enthusiasten haben 3070Ti Aufwärts. Das sind Menschen, die setzen sich dann damit in der Regel auch auseinander mit Technik wenn man 700€ + ausgibt und sind garantiert eher geneigt nen Review oder nen Rant zu schreiben als der 0815 IntelHD Laptop Tastendrücker. Es gibt einige Spiele die mit ner 3080 nicht wirklich hei eff peh essig laufen. Ganz vorne dran Elden Ring.
    Aber so nen armes Ding hier unter 60 fps, ich war kurz am überlegen zu koppen, so aber natürlich nicht.

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