Viel zu entdecken, ohne überladen zu wirken

Das Reich Kian ist in verschiedene Regionen aufgeteilt: Während der von Schneematsch, Sümpfen und zerklüfteten Pfaden geprägte Dreigipfel sich noch relativ linear darstellt, wobei ihr hier und da den vorgegebenen Weg für Nebenquests verlasst, ist das Gebiet Wandersruh mit seinen sandigen Schluchten und türkisfarbenen Küsten sehr viel offener. Zu entdecken gibt es aber allemal einiges: von Untoten oder feindlichen Rittern besetzte Weiler könnt ihr befreien, indem ihr den Anführer besiegt. Danach bekommt ihr im wiedereröffneten Teehaus bei der Wirtin eine Aufstockung der maximalen Heiltränke. Die in der Welt verteilten Schreine der Lebensgöttin Inaya erhöhen eure LP-Leiste dauerhaft, rar gesäte schwarze Federn von Enki erhöhen hingegen das Level eures mystischen Begleiters.

Manchmal finden sich violette Schädel in der Welt (der Controller vibriert bei Bedarf, wenn ihr euch in der Nähe befindet). Werden diese aktiviert, öffnet sich eine Reihe von dreieckigen Rissen zu denen ihr mit Enkis Hilfe springen könnt. Manchmal kann der nächste erst anvisiert werden, wenn ihr aus dem vorherigen herausgesprungen seid. So entfalten sich oft Abkürzungen, schnelle Rückwege oder der Weg zu seltenem Loot.

Kraftsteine stellen die Lebensenergie und – noch wichtiger – den Vorrat an Heiltränken wieder her, zudem dienen sie ebenso als Schnellreisepunkte wie auch die Lagerplätze. Hier trifft Nor nach und nach alte Weggefährt*innen, bei denen sie gegen gesammelte Rohstoffe Waffen und Ausrüstung verbessern kann.

Gewohntes Feeling auf neuem Terrain

Die Welt von Flintlock macht auf mich einen interessanten Eindruck, wenngleich ich nicht den Ausdruck „unverbraucht“ bemühen möchte. Dafür werde ich zu oft an Adventure- und RPG-Meilensteine wie Skyrim, The Witcher oder Horizon: Zero Dawn erinnert. Sie entfaltet sich aber angenehm übersichtlich – es gibt optionale Nebenquests, aber die Map wird nicht von Markern und Icons übersät.

Die Etappen zwischen den Questzielen sind nicht übermäßig lang, dafür muss ich mich bei Auseinandersetzungen mit den Gegnern vernünftig anstellen. Von Weitem vielleicht schon mal ein, zwei Mitglieder einer Diebesbande ausschalten, beim Angriff anvisieren und schießen, normale Attacken blocken beziehungsweise den unparierbaren geschickt ausweichen. Gepanzerte Gegner werden mit Konterattacken oder Enkis magischen Fähigkeiten zermürbt, sodass sie schneller ihre Rüstung verlieren. Nebenbei immer schön die Energie im Auge behalten – die kann schneller mal zur Neige gehen, als einem lieb ist.

Das Ganze macht Spaß, ist fordernd, aber fair – man darf sich nur nicht ungeschickt anstellen oder ungeduldig durch ein Gebiet rushen wollen. Nur bei den Gegnertypen hätte ich mir etwas Abwechslung gewünscht; das fand ich bisweilen etwas repetitiv. Ein paar Untote, Skelette (die in späteren Gebieten magische Rüstungen bekommen), riesige Spinnen und Skorpione sowie menschliche Gegner – das war’s eigentlich schon, wenn man Zwischen- und Endbosse ausklammert. Ah, nein, die schwarzen Laufvögel, die aussehen wie Chocobos aus der Hölle, hab ich fast vergessen.