Vom Testballon zur Entdeckungsreise
Ursprünglich wollte Daedalic seinerzeit nur eine neue Animations-Engine ausprobieren – und herausfinden, wie sich ein kleines Puzzle-Spiel ganz ohne Sprache sowohl für Touchscreen-Geräte als auch für den PC realisieren lässt. Nachdem ein Prototyp auf die Beine gestellt war, teilte man Sebastian „Bade“ Schmidt ein kleines Team zu und ließ ihn ein komplettes Spiel um den tollpatschigen Steinzeithelden basteln, das nach dem PC-Original auch für iOS und Wii U umgesetzt wurde. Die minimalistisch inszenierte Story wird in kurzen Slapstick-Sequenzen erzählt und dient leider nur als Aufhänger für Unghs Reise: Der Protagonist ist bei der Nachtwache eingeschlummert und hat das Lagerfeuer des Dorfes erlöschen lassen. Also muss er sich auf die gefährliche Reise zum Vulkan machen, um eine neue Flamme zu besorgen.
Die Rahmenhandlung wirkt also alles andere als üppig, ins Design der Welt und seiner knuffigen Urzeitbiester ist aber viel Liebe geflossen. Die Laufbewegungen und das physikalische Baumeln der Extremitäten werden zwar ressourcensparend von der Spine-Engine berechnet, wodurch die Grafiker weniger Animationsphasen zeichnen müssen – die Entwickler haben aber trotzdem viele lustige Animationen und Anspielungen eingebaut. Der stets gutgelaunte Ungh hoppelt unheimlich knuffig durch die Steppe, präsentiert stolz seinen wohlgeformten Bauch oder zweifelt an den Aktionen des Spielers, indem er ein Fragezeichen-Schild aus seinem ratlosen Kopf klappen lässt. Das Design der Urzeit-Viecher erinnert an Ren & Stimpy oder Cartoon-Network-Klassiker wie Cow & Chicken und hat mich erneut sofort dazu animiert, die Eigenheiten der Welt zu erforschen. Ob Ungh nun auf einen putzigen Stegosaurier mit Rüsselsocke trifft oder auf eklig deformierte Borsten-Tentakel: Alle besitzen ihre speziellen Eigenheiten, die sich für meine Zwecke missbrauchen lassen.
Bizarre Experimente an lebendigen Urviechern
Zieht Ungh z.B. neben einem Dinosaurier an einer Kordel, öffnet sich ein Vorhang und das Gehirn des Giganten wird freigelegt. Tippe ich drauf, dreht sich das Organ in drei mögliche Stellungen und wird mit anderen Nerven-Enden verbunden. Eine Option hebt den Schweif an, eine andere öffnet das Maul, so dass ich direkt in den Dino spazieren und ihn mit Touchscreen-Tatschern auf seine Organe ärgern kann. Nachdem ich das Biest mit allerlei gefundenem Zeug vollstopft und seinen Verdauungstrakt manipuliert habe, purzelt irgendwann eine kleine Kugel aus ihm heraus. Diese Murmel mit einem darin eingesperrten Glühwürmchen ist das Ziel eines jeden Levels: Sie öffnet das Portal in den nächsten Abschnitt.
Jedes Level ist ein kleines, in sich abgeschlossenes Kapitel, das sich über wenige Bildschirme erstreckt. Erst wenn es abgeschlossen ist, wird gespeichert. Wer mittendrin aufhört und neu startet, muss einige Handgriffe leider ein zweites Mal ausführen. Tragisch ist das aber nicht, weil es meist nur einige Minuten dauert. Insgesamt ist das Spiel sehr schnell durchgezockt – ich habe nur rund zweieinhalb Stunden daran gesessen. In seiner kurzen Zeit sprüht das Abenteuer aber vor Abwechslung: Mal müssen mit einer Lupe Symbole gefunden und in eine prähistorische Steintastatur eingegeben werden, anderswo missbrauche ich den Rüssel eines Dinos als Kanone, damit er ein Loch in ein Felldach schießt. Starte ich danach an der richtigen Stelle einen Regentanz, schwämmt das Wasser die heißbegehrte Kugel aus der Hütte.