Denn man bekommt auch spielerisch viel geboten: Ein klassisches rundenbasiertes Kampfsystem (das allerdings durch Reaktionstests bei Sonderaktionen angereichert wird), überschaubare Levelerforschung und eine umfangreiche Charakterentwicklung auf dem so genannten Sphärenbrett gehören zu den Highlights. Wie seinerzeit in der deutschen (bzw. internationalen Version) hat man hier zu Beginn des Spiels die Wahl zwischen einem einfachen und einem Profi-Brett, das einem noch mehr Möglichkeiten zur Verfügung stellt, um die Fähigkeiten der Figuren seiner Spielweise anzupassen und aufeinander abzustimmen. Ein Punkt, der nur die deutsche Version betrifft und der definitiv hätte angepackt werden müssen, ist die Übersetzung der Untertitel: Schon bei der Erstveröffentlichung 2002 waren die Texte grenzwertig, da sie mitunter den Sinn oder die Stimmung einer Szene entstellt haben. Mittlerweile gut 17 Jahre später haben die Flapsigkeit und der gezwungen wirkende Jugend-Jargon eine humoristische Note des Anachronismus hinzugewonnen. Angesichts des Aufwands, den man mit den Remastern betrieben hat, verstehe ich nicht, dass man ein ordentliches Dolmetscher-Büro mit dem erneuten Übersetzen der Dialog-Texte beauftragt hat – es hätte dem Spiel gut getan und den Fans einen zusätzlichen Anschaffungs-Anreiz geboten. Dafür können sich Switch-Spieler im Mobilbetrieb auf kleine Erleichterungen der Benutzerführung freuen: Über ein Wischen auf dem Screen kann man z.B. ein Minimenü zur schnellen Benutzung von Heilgegenständen einblenden.

FF10-2: Alles bleibt anders

Das hierzulande 2004 erschienene Final Fantasy 10-2 ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Es markiert z.B. die erste direkte Fortsetzung zu einem Final-Fantasy-Spiel, nachdem bis dato die Serienableger keine inhaltlichen Zusammenhänge herstellten und sich im Bestfall vielleicht den Schauplatz teilten. Doch 10-2 setzte direkt an die Geschehnisse von 10 an. Statt des drohenden Untergang durch Sin wurde Spira nun von innen gefährdet: Verschiedene politische Gruppierungen versuchen, das krisengeschüttelte Land für sich zu vereinnahmen. Trotz dieser ernsten Thematik bedeutete dies jedoch nicht, dass man dem ruhigen, häufig düsteren Grundton des Vorgängers folgte. Man spielte die drei weiblichen Hauptfiguren Yuna, Rikku und Paine, die eher wie eine fernöstliche Variante von „Drei Engel für Charlie“ wirkten. Eine interessante Randnotiz: Der zweite Teil des Films mit Drew Barrymore, Lucy Liu und Cameron Diaz erschien im gleichen Jahr wie FF10-2 in Japan. Das Spiel wirkte poppiger, die Figuren erschienen flapsiger, man setzte mehr auf Situationshumor, verzichtete auf Nobuo Uematsu als Komponist und ließ hinsichtlich der Erzählung einige Wünsche offen – es gab viel Leerlauf. Allerdings hat man dies durch zahlreiche mechanische Änderungen zu kompensieren versucht.

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In Final Fantasy 10-2 warten nicht nur frische Mechaniken, sondern auch ein interessantes Heldinnen-Trio. © 4P/Screenshot

Man hat sich z.B. vom rundenbasierten Kampfsystem verabschiedet und ist wieder zum so genannten ATB (Active Time Battle) zurückgekehrt, bei dem für jede Figur in Abhängigkeit der zuletzt gewählten Aktion eine Abkühlphase stattfindet, bevor sie wieder an der Reihe ist. Dadurch wurden die Auseinandersetzungen einerseits hektischer als im Vorgänger, andererseits bekamen die Kämpfe dadurch eine neue Dynamik. Gleichzeitig kehrte man dem Sphärenbrett den Rücken. Mit dem exklusiven Fokus auf die drei Protagonistinnen wurde es notwendig, einen „Klassenwechsel“ anzubieten, um Zugriff auf unterschiedliche Fähigkeiten zu haben. Das wurde mit dem so genannten „Garment Grid“ ermöglicht, bei dem die Figuren durch den Wechsel auf ein anderes Kostüm andere Talente nutzen konnten. Dies ist übrigens ein Element, das in abgewandelter Form auch in Lightning Returns: Final Fantasy 13 angewendet wird. Unter dem Strich kommt das Pop-Abenteuer von Yuna zwar weder inhaltlich noch erzählerisch oder mechanisch an den wegweisenden Vorgänger heran. Doch als Teil des Gesamtpaketes, das mit zusätzlichem Material wie dem zwischen den beiden Teilen überleitenden Video „Eternal Calm“ alles zu Spira vereint, ist auch 10-2 wieder ein Vergnügen.

Der Zahn der Zeit


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Die Video-Sequenzen könnten stationär mit einer besseren Komprimierung versehen sein – mobil fallen die Artefakte und gelegentlich groben Pixel nicht auf. © 4P/Screenshot

Im Gegenzug zur Geschichte bzw. der erst spät Fahrt aufnehmenden Erzählstruktur oder den emotionalen Auswirkungen hat 10-2 gegenüber dem Vorgänger technisch zulegen können. Das galt seinerzeit für die PS2-Version, war auch auf der PS3 der Fall und hat auch in der HD-Remastered-Variante Bestand. Die Mimik des weiblichen Hauptfiguren-Trios ist ausgefeilter und damit ausdrucksstärker als noch zwei Jahre zuvor, die Animationen im Allgemeinen hinterlassen ebenfalls einen verbesserten Eindruck. Allerdings ist auch hier unter HD-Verhältnissen eine Diskrepanz hinsichtlich der Detailverliebtheit bei wichtigen und weniger wichtigen Figuren sichtbar – auch wenn sie unter dem Strich geringer ausfällt als bei Final Fantasy 10. Immerhin ist die grausame PAL-Umsetzung, die seinerzeit auf der PS2 wichtige Punkte kostete, kein Thema mehr. Das Upgrade auf 16:9-Bildschirme ist hervorragend gelungen.

  1. Ich habe letztens erst Teil 7 und 9 auf der Xbox erneut angefangen, ersteres auch schon durch :) Teil 10 ist Geschmackssache. Man wurde ja schon ein wenig "geführt", dennoch finde ich die Mischung genau richtig.
    Ich habe mir daher auch diesen Teil nochmals für die Xbox geholt, in der Hoffnung Square berücksichtigt die Konsole wieder etwas mehr. Allerdings musste ich beim Preis schon schlucken. Ja, das hat das Remaster vor einigen Jahren auch auf der PS4 gekostet. Aber binnen zwei Wochen Neuauflagen von Teil 10 und 12, das nur als Download und dann je 50 EUR..ich weiß nicht, wie viele Fans den preislichen Weg mitgehen werden, zumal die PS4 Version ja schon einiges preisreduzierter ist.

  2. Final Fantasy 10 ist definitiv in meiner Top 10 der Videospiele. Ich hatte es relativ spät gezockt, ich denke so 2008.
    Aber das stetige Kämpfen ist einfach nicht mehr mein Ding. Ist schon interessant das die Leute so verschieden ans Gaming rangehen: Für manche ist Final Fantasy hauptsächlich der interessante Rundenkampf, unterbrochen Gelaber und Story. Für andere ist Final Fantasy eine interessante Story mit vielen Dialogen, unterbrochen von Kämpfen die man immer hinbekommt wenn man nur lange genug levelt.
    Ich hab letztens mal versucht das Remaster zu spielen. Der Retro-Effekt hat gezündet und es hat richtig Spaß gemacht. Als es auf der Mi'Hen Highroad dann so richtig losging mit den Zufallskämpfen war die Luft allerdings ganz schnell raus für mich. Das hat mich echt maximal genervt. :D Es ist nicht mal so, das ich keine Spiele zocke wo es fast nur auf die Mechanik ankommt. Aber dieser Mix auf Story und Mechanik, die praktisch beide recht unabhängig voneinander laufen, der geht für mich einfach nicht mehr auf. Ums anders zu sagen: Würde FF nur aus dem Kämpfen bestehen, wäre es absolut langweilig für mich. Ohne die Kämpfe ist allerdings FF praktisch nur ein Film.
    Und den guck ich dann tatsächlich lieber als das Spiel zu spielen:

  3. DarkX3ll hat geschrieben: 18.04.2019 10:46Ich glaube keiner hat heute noch Lust, alle Tiere bei FFX zu fangen oder ewig bei Blitzball auf die Moves der Gegner zu warten.
    Da glaubst Du unter Garantie falsch :D
    Aber ja, eine Option zum deaktivieren dieser Elemente wäre sicher wünschenswert gewesen.

  4. Wäre toll gewesen wenn man die Zwischensequenzen skippen könnte oder die üblichen Features wie keine Zufallsbegegnung, Höhere Geschwindigkeit und Exp Boost eingebaut hätte. Ich glaube keiner hat heute noch Lust, alle Tiere bei FFX zu fangen oder ewig bei Blitzball auf die Moves der Gegner zu warten.

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