Sechs Fäuste für ein Halleluja
Mit Gal, Ricardo und Norris betreten drei Novizen die Prügelbühne – und reihen sich nahtlos ein neben Legenden wie Billy und Jimmy, Guy und Haggar, Axel und Blaze, Tyris und Gilius, Mustapha und Hannah. Wer die Annalen des Sidescrollprügel-Genres (das die Amerikaner übrigens schlicht Beat’em-Up nennen) nicht aus dem Kopf rezitieren kann: Das sind die Namen der Handkanten-Helden aus so illustren Games wie Segas Golden Axe oder Capcoms Caddillacs and Dinosaurs. Allein, zu zweit oder gar im Trio zieht ihr in Fight’N Rage mit Gal, Ricardo und Norris durch die pixeligen Straßen und kloppt die antropomorphe Gegnerschar zu Klump.
Das ist in diesem Fall wortwörtlich zu nehmen: Bearbeitet ihr Punk-Ratten, Judo-Hunde, Rempel-Schweine oder Kung-Fu-Katzen mit besonders langen und gekonnten Kombos, segnen diese nicht nur das Zeitliche, sondern zerplatzen effektvoll zu einem Knochenhaufen. In Kombination mit den knackigen Soundeffekten und der für diesen Spieltypus ungewöhnlich hohen Spielgeschwindigkeit sorgt das für ein außerordentlich gelungenes Trefferfeedback – und mindert dadurch auch den genretypischen Abnutzungseffekt ob des simplen Spielprinzips: Bei Fight’N Rage macht es sogar noch Spaß, den dreihundertsten Standardfeind mit einer prasselnden Serie von Kicks und Punches einzudecken.
Grundsätzlich ist der Spielablauf aber trotzdem sehr überschaubar: Mit Kampfbraut, Muskel-Minotaurus & Co. marschiert man stur von links nach rechts durch die hübsch gepixelte, aber im Gesamtbild etwas düster geratene Landschaft. Kanalisation, Nachtclub, Strandpromenade & Co. werden von tierischen Feinden bevölkert, die unerbittlich und bevorzugt im Team attackieren. Deren Angriffsrepertoir ist erfreulich abwechslungsreich, reicht von Wrestling-Slams und Kicksprüngen bis hin zu Peitschenhieben, Rammattacken oder Wurfmessern. Zum Glück seid ihr selbst noch durchschlagskräftiger: Gal fetzt wie ein Derwisch durchs Gegnervolk, sie springt, turnt, kickt und kümmert sich als starke Frau einen feuchten Kehricht über den absurden Bounce-Effekt ihrer Pixelbrüste. Ricardo ist ein Berg von einem Mann…äh…Stier – bei einer Rundumattacke treffen seine Arme alle umstehenden Schufte wie eine Abrissbirne, seine miese Geschwindigkeit macht er durch Reichweite wett. F. Norris (vermutlich nicht verwandt oder verschwägert mit einem gewissen C. Norris) ist der ausgewogenste Held und seine zwei Sprungattacken machen ihn in der Luft sehr mächtig.
Das Spiel rockt echt!
Das Spiel hat leider ein Problem und das ist das völlig uninspirierte, langweilige und ganz ohne Akzente auskommende Leveldesign. Das haben bereits Genrevertreter vor Jahrzehnten besser gemacht.
Das Gameplay sieht ja ganz putzig aus, wenn auch viel zu altbacken, aber das Artdesign ist mir zu sehr auf niedlich gemacht. Mein Lieblingssetting ist die "kriminelle Unterwelt" im Final Fight Stil. Das Conan-Setting von Golden Axe hatte auch was.
Die aktuelle Referenz scheint The Takeover zu sein, wenn man Yakuza als Evolution des Genres mal ignoriert. Das werde ich mir wohl in Bälde noch zulegen.