Defensive als Offensive
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Aufleuchtende Schwachpunkte müssen sofort mit allen Mitteln bearbeitet werden. © 4P/Screenshot

Dann nimmt Jesse mal drei, vier Vampire, Werwölfe oder auch mal einen einzelnen Superfetti auf’s Korn und erfreut sich dank breitem Moveset an einer Melange aus zuckenden Blitzen, jaulenden Vampiren und blutig explodierenden Hüllen. Leider hielten es die Entwickler für eine gute Idee, den Schwierigkeitsgrad an ein stark erhöhtes Gegneraufkommen zu koppeln. Dort dann die Oberhand zu gewinnen, ist aufgrund des niedrigen Schadens, den man anrichtet, oft frustig, meistens von hektischen Ausweichrollen geprägt und immer heillos chaotisch. Ein gutes Kampfsystem zeichnet sich durch einen intelligenten Mix von defensiven und offensiven Manövern aus. Hier dann rechtzeitig umzuschalten, um aus der Deckung dann aggressiv nach vorne zu gehen, bedeutet für den Spieler von Evil West nur eines: den sicheren Bildschirmtod.

Also laufen die Kämpfe in den allermeisten Fällen folgendermaßen ab: Der Spieler betritt die Arena über den einzig verfügbaren Zugang. Das Spiel schmeißt zu den bereits vorhandenen zehn bis zwölf kleineren Gegnern noch sechs spuckende Monster-Fliegen und ein paar Fernkämpfer auf für den Nahkampf unerreichbaren Stellen – für die muss also das Gewehr her. Spieler rollt, schießt, rollt, teilt ein paar Backpfeifen aus, rollt, legt an, schießt, rollt. Fünf gelegte Gegner später entschließt sich das Spiel noch zwei Superfettis und zwei axtschwingende Unholde reinzustellen, ist ja sonst kaum was los hier. Die beiden Dickmänner rennen dann mit Schilden im Stampede-Modus dem Spieler hinterher, deren K. I. erinnert dabei unweigerlich an die Kollegen aus Serious Sam. Der Spieler ist jetzt kaum mehr Herr der Lage und rollt nun noch einmal mehr, oft auch gerne in Wände oder Zwickmühlen. Die Superattacke der Dickmöpse geht dann aus mangelnder Übersicht natürlich gerne mal direkt in den Rücken – weil der Spieler ja immer noch genug mit dem Kroppzeug in der Arena zu kämpfen hat.

Am Ende des Tages manifestiert sich dann das, was ein Kampfsystem in einem modernen Spiel nicht ausmachen  

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Die Finisher sind kurz witzig, wiederholen sich aber im Spielverlauf viel zu oft. © 4P/Screenshot

sollte: Der Rückwärtsgang ist der bessere Vorwärtsgang. Auch einige Mini- und Endbosse sind von der Gegner-Inflation nicht ausgenommen. Die im letzten Level nur mühsam besiegte Riesenfledermaus hat eben auch oft Lust sich einfach mal mit ins oben beschriebene Getümmel zu werfen. Sind endlich alle Gegner besiegt geht es ab in den nächsten Schlauch, der rechts und links eine Kiste Loot zu bieten hat, nur um dann wieder in der nächsten Kampfarena zu münden. Schwitzen und Gähnen lagen selten so nahe beieinander.

  1. Ich habe mir Evil West nun doch zum Vollpreis gegönnt, weil mein Interesse am Spiel groß ist.
    Werde meine Eindrücke hier reinschreiben, als Hilfe für diejenigen, die noch unentschlossen sind.

  2. NagumoAD hat geschrieben: 25.11.2022 01:12 [...]
    Sehr schade, aber da habe ich bisher ein ganz anderes Empfinden. Die Spiele bei Focus Home Entertainment mögen vielleicht nicht immer AAA-Status haben, abgesehen von einigen Rohrkrepierern (Hood: Outlaws & Legends oder Aliens: Fireteam Elite) bieten sie aber meistens Titel an, die ich (vorhersehbarerweise) bei den Mainstreamentwicklern vermisse: Nischenprodukte.
    Hier mal einige Beispiele:
    - Insurgency: Sandstorm --> der bisher eleganteste Spagat zwischen MilSim und Arcadeshooter mit einem Gunplay und progressionsfreien, auf Skill und Spaß orientierten Spieldesign, bei dem Activision-Blizzard und DICE ins Schwitzen kämen.
    - World War Z --> solide Left4Dead-Alternative mit eindrucksvoller Schwarm-Engine.
    - Murdunner und Snowrunner --> die Nischen-IP schlechthin und selbst für Automobilbanausen zugänglich und motivierend.
    - Necromunda: Hired Gun --> Warhammer 40k à la Doom. Mehr braucht man dazu nicht zu sagen.
    - Hardspace: Shipbreaker --> der erste und bisher einzige Titel auf Nextgen-Konsolen, der in meinen Augen überhaupt das Prädikat "Next-Gen" verdient. Und auch hier erneut wie bei Mudrunner/Snowrunner auf eine ganz klare Zielgruppe ausgerichtet.
    - Curse of the Dead Gods --> etwas langsamere, aber dafür nicht schlechtere Alternative zu anderen Roguelikes wie Diablo oder HADES
    - Call of Cthulhu --> mittelmäßiges Gameplay, doch sehr stimmige, motivierende Lovecraft-Erzählung.
    Und das sind nur die Spiele, die ich gespielt habe oder kenne.

  3. NagumoAD hat geschrieben: 25.11.2022 01:12 Focus ist zwar nur der Publisher, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass alles womit die zu tun haben mittelmäßig ist. Mag man das jeweilige Genre und ist nicht all zu penibel kann man durchaus sogar ab und an mit einem der Titel Spoaß haben, aber insgesamt freu ich mich schon gar nicht mehr auf Titel bei denen Focus mit genannt wird. Und mit jedem Release werde ich seit Jahren bestätigt.
    Nunja, kommt darauf an. Ich mag hier mal folgende Spiele in den Raum werfen:
    A Plague Tale: Innocence
    A Plague Tale: Requiem
    The Surge 1 + 2
    Ein Vampyr beispielsweise hat auch ganz paar Fans. Über die Versoftungen der Warhammer 40k Spiele kann man auch streiten, das reicht von "was hat man sich hierbei gedacht" bis hin zu "fetzt eigentlich". Was 90% der Spiele gemeinsam haben, wie ich finde, ist, dass irgendwie die letzten 10%-20% Polishing fehlen, was sich meist in Bugs oder einigen merkwürdigen Designelementen äußert.

  4. Focus ist zwar nur der Publisher, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass alles womit die zu tun haben mittelmäßig ist. Mag man das jeweilige Genre und ist nicht all zu penibel kann man durchaus sogar ab und an mit einem der Titel Spoaß haben, aber insgesamt freu ich mich schon gar nicht mehr auf Titel bei denen Focus mit genannt wird. Und mit jedem Release werde ich seit Jahren bestätigt.

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