Zum Glück ist dieses neue Ground Game aber ohnehin abschaltbar oder nur als Unterstützung einsetzbar, während man wie in den Jahren zuvor den rechten Stick einsetzt, um Transitions sowie Aufgabegriffe einzuleiten. Das funktioniert immerhin gewohnt gut, auch wenn beide Kämpfer mitunter komplett innehalten, bevor sie sich wieder bewegen. Überhaupt gefällt es mir nicht, dass man über weite Strecken nur zusieht, bevor die nächste Aktion auswählbar ist. So kann man sich vor Schlägen z.B. schützen, indem man die Hände vors Gesicht hält, den Gegner aber nicht aktiv zu sich heranziehen. In solchen Momenten warten beide Kämpfer deshalb so lange, bis das Spiel entscheidet, dass der Angreifer wieder in den Haltegriff genommen wird. Das alles erinnert mehr an Rundentaktik als das ständige Drücken und Verschieben im Kampf…
Hebeln und würgen
… soll aber keineswegs heißen, der Bodenkampf sei eine Enttäuschung, denn grundsätzlich fängt UFC 4 das Gerangel auf der Matte richtig gut ein! Mit der klassischen Steuerung hat man in fast allen Situationen mehrere Aktionsmöglichkeiten, muss die Fähigkeiten beider Kämpfer sowie ihren aktuellen Zustand richtig einschätzen, kann Transitions mit guten Reaktionen kontern, sollte den Gegner durch Schläge schwächen und kann sich ausruhen, um Luft zu holen. Das ebenso Zermürbende wie taktisch Anspruchsvolle fängt das Spiel sehr überzeugend ein.
Auch das Ausführen bzw. Abwehren der Aufgabegriffe wird plausibel wiedergegeben, zumal man bei Würgegriffen ein anderes Minispiel ausführt als bei Hebeln: Bei Ersteren muss der Angreifer seine Markierung mithilfe des Analogsticks innerhalb der des Kontrahenten halten, während er das bei Letzteren mithilfe der Schultertasten tut. Gegen KI-Gegner ist das besonders in der Verteidigung zwar viel zu langweilig, da sie ihre Markierungen ausgesprochen träge und in sehr vorhersehbaren Mustern bewegen. Spätestens im Online-Spiel gewinnen die Submission-Attempts aber an Spannung.
Die Erben der Fight Night
Ganz groß trumpft UFC 4 aber erst – das galt ja schon für den Vorgänger – im Stand-up auf, denn sowohl die Vielzahl an Möglichkeiten als auch die Auswirkungen der Schläge und Tritte lassen nur wenige Wünsche offen. Wer die Beine seines Gegners bearbeitet, schränkt explosive Vorstöße deutlich ein. Die Kondition bestimmt darüber, wie gut man in der vierten und fünften Runde noch austeilen kann. Wiederholte Treffer lassen den Bereich rot anschwellen, Jabs halten einen Widersacher auf Distanz und spektakuläre Techniken versetzen das Publikum in Wallung. Alle offensichtlichen Aspekte des Kampfsports sind hier enthalten und werden klasse dargestellt!
Dass die Aktionen und Reaktionen zu einem großen Teil von physikalischen Berechnungen abhängen, die mitunter für ein seltsames Aufeinandertreffen von Körperteilen sorgen und wohl auch der Grund dafür sind, dass selbst Boxer niedriger Gewichtsklassen noch immer nicht so zackig und zuverlässig zuschlagen wie in Wirklichkeit, finde ich schade, ist aber nur ein kleiner Dämpfer. Im Gegenzug spielt sich der Clinch mit dieser Ausgabe wie ein Teil des Stand-up, was das direkte Zusammenkommen mit einem Kontrahenten bedeutend aufregender und auch besser nachvollziehbar macht.
Verwirrende Richtungswechsel
Seltsam finde ich nur, dass sich die Athleten nach einem Clinch oder nach dem Aufstehen nicht immer in ihrer „natürlichen“ Position aufstellen, sondern Southpaw oder Orthodox wohl entweder von der vorherigen Situation oder gar vom Zufall bestimmt werden. Das ergibt in meinen Augen leider keinen Sinn, denn ein Rechtshänder würde den rechten Fuß immer automatisch nach hinten stellen. Nun ist das manuelle Umsetzen kein nennenswerter Aufwand und sorgt sogar dafür, dass man genauer auf sein Alter Ego achtet. Unlogisch erscheint mir das Verhalten aber allemal, weshalb ich mich erst darauf einstellen musste.
Richtig nachteilig sind allerdings Situationen am Boden, in denen die Kamera meinen Kämpfer von vorne zeigt – und seine rechte Hand dabei zur linken macht. Mit anderen Worten: Die Taste für das Zuschlagen mit der rechten Hand ist nicht etwa an die rechte Hand des Kämpfers gebunden, sondern von der aktuellen Kameraeinstellung abhängig, was ich intuitiv als falsch und extrem störend empfinde. Dass man diese Einstellung in den Optionen nicht ändern kann, ist ein ausgesprochen ärgerlicher Schnitzer, denn dadurch funktioniert das Ground and Pound für mich in vielen Situationen nicht richtig.
sehr guter Test. Ich spiele jetzt schon eine weile auf der PS4 Pro durch EA Early Access und hab einmal die Karriere durchgespielt.
Selten so ein treffendes Fazit gelesen.
Falls ihr das Spiel digital kaufen wollt, könnt ihr das Spiel deutlich günstiger bekommen indem ihr EA Acess aktiviert (3,99 im Monat, danach könnt ihr kündigen) dann gibts -10% auf das Spiel. Wenn ihr über EA Acess UFC3 kostenlos runterladet, und über UFC3 dann UFC4 kauft, gibts nochmal -10%.