Die Sims 3: Reiseabenteuer(Simulation) von Electronic Arts Credit: Electronic Arts / Electronic Arts

Abenteuer-Tourismus

Wer hart arbeitet, soll auch die süßen Seiten des virtuellen Lebens genießen können. Dementsprechend spendiert Electronic Arts den Sims in der ersten Erweiterung die Möglichkeit, in Urlaub gehen zu können.
Doch bevor man mit seinem Solo-Sim bzw. den Familienmitgliedern (mit Ausnahme der nicht reisefähigen Kleinkinder) entweder ins ägyptische Al Simhara, das französische Champs le Sims oder das chinesische Shang Simla fliegt und seinen normalen Alltag gespeichert zurücklässt, sollte man einige Simoleons auf der hohen Kante haben. Denn billig sind die Trips

Drei neue Gebiete voller Abenteuer warten. Leider kann die neue Point&Click-Action nicht immer überzeugen.
nicht: Die Reise an sich kostet ein halbes Vermögen, Verpflegung vor Ort will auch bezahlt werden und wer Souvenirs mit nach Hause nehmen möchte, um sie im eigenen Haus prahlerisch aufzustellen, sollte vielleicht die Beförderung im Beruf abwarten, um sich die Reise leisten zu können. Insofern ist es praktisch, dass man anfänglich nur ein dreitätiges Besuchervisum hat. Bis zu zwölf Tage kann die Gesamtreisezeit aufgestockt werden, wenn man Aufträge erfüllt, die am jeweiligen Basiscamp aushängen und die einen nicht nur mit der lokalen Bevölkerung in sozialen Kontakt bringen, sondern auch in Indiana Jones-Manier einige Abenteuer unter Tage erleben lassen, wo man in Gruften, Gräbern und Höhlen wertvolle Artefakte finden oder Schalter- oder Schieberätsel lösen kann und Fallen entgehen muss.

Point&Click-Action

Das hört sich alles erst einmal sehr spannend an. Und sobald man seine erste Geheimtür entdeckt und den dahinter liegenden Schatz einsackt oder sein erstes einfaches Schieberätsel gelöst hat, kommt tatsächlich etwas Abenteuer-Flair auf.
Doch gleichzeitig werden dadurch auch die spielerischen Grenzen der Sims-Mechanik auf PC aufgezeigt. Denn vorstellen muss man sich das als Point&Click-Action. Man klickt auf etwas, der Sim geht dorthin und erledigt die jeweilige Aktion und wartet auf die nächste Eingabe. Da sich in den Gruften und Gräbern zudem der eigene Wille der Figuren meist verabschiedet (es sei denn, sie nutzen die Spray-Dusche, weil das Hygiene-Bedürfnis gestillt werden muss), bleibt der “Zuschau-Effekt”, der einen Großteil der Simschen Faszination ausmacht, auf der Strecke.

Dann wiederum geht manches nicht weit genug, wie das Beispiel des ersten französischen “Dungeons” zeigt: Dort gibt es ein Labyrinth, das sich vorzüglich anbieten würde, um den geneigten Zuschauer vor dem Bildschirm noch stärker ins Geschehen zu ziehen – z.B., wenn man seinem Sim einen Weg vorzeichnen müsste. Doch stattdessen klickt man einfach auf einen Ort irgendwo am Boden oder auf einen Gegenstand und die Figur findet ohne zu zögern und vor allem auch ohne Fehler umgehend ihren Weg.
Nach wie vor eine der Stärken der Sims: Die ausdrucksstarke Mimik.
Und genau hier ist das Dilemma der neuen Elemente zu finden: Sie sind konzeptionell gelungen und erinnern an die konsoligen Sims-Ableger, in denen man deutlich direkter unterwegs ist, schaffen aber nicht den Spagat zwischen gespanntem Zuschauen auf der einen und aktiver Teilnahme auf der anderen Seite.
Dabei sind die jeweiligen Basis-Geschichten und -Erlebnisse mit Verschwörungen, Flüchen oder Liebesverwicklungen ebenfalls ein guter Ansatz, der Spielern wie mir, die kritisiert haben, dass es im Hauptspiel keinen erzählerischen Faden gibt, den Wind aus den Segeln nehmen und die die bislang vorhandenen Elemente wie soziale Interaktion usw. überzeugend fordern: Bestimmte Sims geben einem beispielsweise erst Informationen, wenn man sie mindestens zu einem guten Bekannten gemacht hat.

Dennoch ergibt sich unter dem Strich nicht ganz der überzeugende Charakter, den z.B. das erste Sims 2-Add-On “Wilde Campus-Jahre” verströmte: Deutlich besser in den Spielverlauf integriert, wurde hier inhaltlich seinerzeit das rundere Erweiterungspaket geboten.

Ausgebautes Vergnügen

Viele inhaltliche Ergänzungen der Sims 3-Welt wissen allerdings zu gefallen: Es gibt neue Fähigkeiten und Aktivitäten wie z.B. fernöstliche Kampfkunst oder Fotografieren, die jeweils eine eigene Herausforderung öffnen und die man, wie es sich für die Sims gehört, verfolgen kann oder nicht. Man kann sich als Winzer, pardon: Nektarhersteller versuchen und es gibt haufenweise Gegenstände, die man finden und zu Hause aufbauen oder auch in bare Münze tauschen kann. Und natürlich können auch viele neue Bekannt- oder Freundschaften geschlossen werden, wobei die drei Gebiete insgesamt nicht lebendig genug wirken – allen voran China und Ägypten, in denen man einfach zu wenige NPC-Sims vorfindet.

Erweiterungen für den eigenen Haushalt sind nicht auf aufstellbare Gegenstände beschränkt: Wer will, kann auch sein Domizil mit den jeweiligen Gebieten entsprechenden architektonischen Schnörkeln versehen und sogar sein Gebäude
Es warten viele neue Fähigkeiten und Aktivitäten wie z.B. Kampfkunst auf die Sims. 
unterkellern und dort quasi seine eigene Rätselhöhle bauen, die bei der nächsten Party der zentrale Anlaufpunkt für die Unterhaltung der Gäste sein dürfte.

Bekannt gut mit bekannten Mankos

Ein Erfolgsgeheimnis der Serie ist die liebevolle Darstellung aller möglichen und unmöglichen Situationen, in die man die Sims manövrieren kann. Und da macht diese erste Erweiterung keine Ausnahme: Schöne Animationen, die es wie immer verstehen, die schmale Linie zwischen augenzwinkernder Satire des “echten” Lebens und maßloser Übertreibung von Mimik und Gestik überzeugend zu beschreiten, waren und sind immer noch ein Hingucker. Vor allem die Panikmomente, wenn der Sim z.B. kurzzeitig in einen Sarkophag eingeschlossen wird oder in einem Loch in der Wand nicht nur einen Schalter, sondern wie im zweiten Indiana Jones-Film einen Haufen wuselnder und seinen Arm entlang krabbelnder Insekten vorfindet, sind immer wieder ein Vergnügen.
Die Architektur der drei Gebiete kann ebenfalls überzeugen, seien es nun die Fachwerkhäuser, Keltengräber  oder Weinberge in Frankreich, die Lehmhütten oder Pyramiden Ägyptens oder die Pagoden in China.
Allerdings bleiben einige Mankos der Sim-Engine auch immer noch unbehoben. Wer genau hinschaut, wird immer wieder NPC-Sims finden, denen wie bei der eigenen Figur die Eigenbestimmung verloren gegangen zu sein scheint: Sie stehen vor einem Fenster oder einfach am Straßenrand und nix passiert. Das gab es bereits im Hauptprogramm und stört auch hier noch. Genau wie das leichte Stocken zwischen einzelnen Aktionen und vor allem die selbst auf potenten Rechnern immer etwas stotternde Engine. 

  

  1. Sevulon hat geschrieben:
    KugelKaskade hat geschrieben:Wenn man in der Stadt drei, vier Sim-Familien erstellt und dann nur mit einer spielt, führen die anderen doch selbstständig ihr virtuelles Leben weiter und man kann mit seiner jetzigen Familie mit ihnen interagieren, oder? Bauen die Familien dann auch von allein ihre Häuser usw aus?
    Ja, ja, nein. Sie suchen sich selbst einen Job, Freunde, kriegen eventuell Kinder, werden befördert, etc.. aber an den Häusern ändern sie nichts. Sie kaufen sich auch keine zusätzlichen Betten, wenn durch Nachwuchs die Familie größer wird.
    damn, meine suchen sich irgendwie nie selber nen job. dafür bekommen meine männer aber kinder, ohne nen partner zu haben ò.O höchst fragwürdig...
    eigentlich wollte ich mir das add on nicht kaufen, weil ich das hauptspiel nicht einmal vollständig erkundet hatte. allerdings hatte ich die möglichkeit, das add on mal anzuzocken und ab da gab's kein zurück mehr. ^^
    eigentlich ist diese add-on-strategie wirklich stellenweise eine echte frechheit, aber irgendwie haben die mich voll in der hand - seit sims 1.

  2. KugelKaskade hat geschrieben:Wenn man in der Stadt drei, vier Sim-Familien erstellt und dann nur mit einer spielt, führen die anderen doch selbstständig ihr virtuelles Leben weiter und man kann mit seiner jetzigen Familie mit ihnen interagieren, oder? Bauen die Familien dann auch von allein ihre Häuser usw aus?
    Ja, ja, nein. Sie suchen sich selbst einen Job, Freunde, kriegen eventuell Kinder, werden befördert, etc.. aber an den Häusern ändern sie nichts. Sie kaufen sich auch keine zusätzlichen Betten, wenn durch Nachwuchs die Familie größer wird.

  3. Keller kann man dank Patch zum Glück auch im Hauptspiel bauen. Ich überleg mir das nochmal im Addon - aber 'ne andere Frage:
    Wenn man in der Stadt drei, vier Sim-Familien erstellt und dann nur mit einer spielt, führen die anderen doch selbstständig ihr virtuelles Leben weiter und man kann mit seiner jetzigen Familie mit ihnen interagieren, oder? Bauen die Familien dann auch von allein ihre Häuser usw aus?

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