Bedingte Einflussnahme
Auf dem großen Wollmarkt in Shiring stellte ich mich schon deutlich geschickter an und suchte zwischendurch ein paar flämische Händler auf, die ganz hin und weg von der Qualität meines Musters waren. Als ich zum lästigen feilschenden Stammkunden zurückkehrte, bluffte ich mit einem angeblichen Angebot der reisenden Kaufleute und trieb die Summe so erfolgreich in die Höhe. Auch die Schlichtung von Streit oder der mögliche Einsatz von Gewalt ist schön in die Entscheidungen eingebunden – z.B., wen man innerhalb einer Reitsequenz auf der Oberkarte von Dieben in eine Falle gelockt wird. Schade ist natürlich, dass all das trotzdem kaum Einfluss auf den Handlungsverlauf nimmt – sondern lediglich über Details in den Beziehungen oder das Schicksal von Nebenfiguren entscheidet. Ob eine Audienz nun erfolgreich ist oder nicht – kurz danach bricht ohnehin eine große Schlacht los, welche über die Machtverhältnisse bestimmt und vorige Abkommen nichtig machen kann – zumal auch große Köpfe der Kirche mit Intrigen dazwischenfunken.
Sogar bei Jacks Flirtversuchen ist es nicht allzu wichtig, wie geschickt er sich anstellt, weil sein junger Begleiter irgendwann ohnehin dazwischen platzt und die Stimmung ändert. Philip dagegen merkte auf einer Reise deutlich, wie sich ein von mir initiierter Handel mit Machthabern auf das leidende Volk auswirkte. Insgesamt hatte ich diesmal das Gefühl, etwas aktiver an der Geschichte teilzunehmen. Die Erzählung konnte meine Aufmerksamkeit auch dank interessanter Wendungen besser halten als im sperrigen Einstieg. Vor allem einige brutal inszenierte Szenen und der skrupellose, unberechenbare Antagonist William Hamley bringen Leben (und Tod) in die Handlung.
Technische Macken
Die faden Geschicklichkeitstests haben mich diesmal etwas weniger gestört. Beim Behauen von Verzierungen oder dem Entfernen von Wespennestern mittels Steinschleuder muss man gelegentlich im passenden Moment eine Taste erwischen – nicht gerade spannend, aber als kleine Auflockerung durchaus in Ordnung. Auf die Nerven gingen mir dagegen einige Bugs, nach denen sich plötzlich das Inventar und die Menüs nicht mehr vernünftig bedienen ließen und ich das Spiel mehrmals neu starten musste. Das Problem trat vor allem auf, wenn ich mit dem Controller spielte, so dass ich letztendlich vom Sofa zu Maus und Tastatur am Schreibtisch wechselte. Allgemein wirkt das Spiel technisch noch immer nicht nicht ganz sauber: Verwunderlich ist z.B., dass Daedalic selbst in der zweiten Episode noch nicht das wilde Zucken der Figuren behoben hat, das manchmal in Ecken des Raums auftritt. Auch auf der Oberkarte gelangten meine Protagonisten manchmal nur auf umständlichen Wegen durch die schmalen Gassen.
Das meine ich auch. Schließlich ist auch die Romanvorlage natürlich sehr "statisch". Im Spiel kann man die Charaktere teils nach Belieben formen.
Ach ja, dass der Film, äh, das Spiel zerschnipselt in drei Teilen daherkommt, setzt der Unsäglichkeit die Krone auf.
Ich hab´s schon mal irgendwo geschrieben, jemandem Misserfolg zu wünschen ist iwie scheiße, in diesem Fall tue ich das aber. In der Hoffnung, dass danach die fähigen Leute hinter dieser Produktion sich interessanteren Projekten zuwenden. Denn auch im Spielebusiness gilt wie überall: It´s the economy, stupid!
Ich weis auch echt nicht wo daedalic diesen Trend auf einmal her hat. A whispered World, a New beginning, deponia, Edna.... Das waren alles erstklassige point&clicks mit tollen Rätseln, aber mit Whispered World 2 kam der Paukenschlag dass die Rätsel "intuitiv" (synonym für "hirnfrei") gelöst werden können müssen.
Das liest sich ja nicht so gut. Vor allem das es ja eine durchaus ordentliche Verfilmung gibt, braucht man sowas wie das hier im Grunde ja nicht mehr. Der Reiz bewegte Bilder zu einem geliebten Buch zu sehen ist ja quasi schon erfüllt.