Ihr wolltet schon immer eine steile Mittelalter-Karriere machen? Dabei reich an Geld und Ämtern werden, die neidische Konkurrenz ausschalten und regelmäßig für Nachwuchs sorgen? Dann könnte sich ein Ausflug in die komplett dreidimensional gestaltete Lebenssimulation “Die Gilde” lohnen. Ob uns das ungewöhnliche Wirtschaftsspiel der 4Head Studios (Fugger-Reihe) begeistern konnte, erfahrt Ihr im Test!
Die Wurzeln einer Dynastie
Schon zu Beginn des Spiels offenbart Die Gilde einige Rollenspiel-Elemente: Bei der Charaktererschaffung könnt Ihr Euch neben Namen, Geschlecht und Religion auch Eure Eltern aussuchen, die direkten Einfluss auf fünf wichtige Talente haben: Verhandeln, Handwerkskunst, Nacht & Nebel, Kampf und Rhetorik. Natürlich könnt Ihr Euer Geschick im Laufe des Spiels mit Aktionspunkten weiter trainieren, aber wenn Ihr schon mit den richtigen Erbanlagen startet, sind erste Erfolgserlebnisse im Beruf wesentlich wahrscheinlicher. Und weil Ihr eine ganze Dynastie samt Erben von 1400 bis 1600 n.Chr. führt, sind die Familienwurzeln wichtig.
Zu Beginn habt Ihr die Wahl zwischen acht Laufbahnen, die sich im Gameplay teilweise erheblich unterscheiden: Zu soliden Handwerksberufen wie Schmied, Tischler und Steinmetz gesellen sich Alchimist, Parfumeur, Wirt und sogar die Prediger- oder Diebeskarriere. Kann der Schmied mit der effektiven Verarbeitung seiner Rohstoffe zu Schmuck oder Rapieren recht schnell und gefahrlos zu Geld kommen, muss der Dieb ganz anders zu Werke gehen. Er schickt seine Halunken auf Langfingertour und kundschaftet Gebäude aus, die sich für einen Einbruch lohnen. Im Spiel gibt es daher eine Vielzahl an unterschiedlichen Rohstoff- und Produktketten sowie Spezial-Gegenstände wie Bomben, Gift oder Gedichte, die alle ihren Zweck erfüllen. In Sachen Spielvielfalt und Wiederspielwert ist Die Gilde jetzt schon Genre-König.
Aller Anfang ist schwer
Einsteiger werden eine lange Eingewöhnungszeit brauchen, bis sie alle Elemente der äußerst vielfältigen Spielstruktur verinnerlicht haben. Alles beginnt sehr beschaulich mit der Verarbeitung von Rohstoffen und den ersten Produktverkäufen. Und da das Spiel quasi rundenbasiert ist und jedes Jahr Gewinn & Verlust abrechnet sowie Aktionspunkte (damit könnt Ihr Eure Talente verbessern, Spionage und Sabotage verüben etc.) verteilt, ist die finanzielle Übersicht immer gegeben. Habt Ihr in einem Jahr besonders gut gewirtschaftet, winken Titel wie Bürger, Edelmann oder Patrizier. Aber schon nach wenigen Spielstunden offenbart Die Gilde ihre ungeheure Komplexität.
Es gibt Überfälle, die in Echtzeit-Kämpfe münden, in der Taverne könnt Ihr um hohe Beträge würfeln und manchmal fordert Euch ein Rivale zum Duell. Diese kleinen und im Detail unspektakulären Mini-Games sorgen noch für Abwechslung. Aber die Computer-Gegner machen Euch das Leben richtig schwer, indem sie effektiver produzieren, einflussreiche Ämter besetzen, lukrativ heiraten, Euch verleumden oder zusammenschlagen lassen. All das könnt Ihr zwar auch, aber dazu braucht es Geld, Titel und die richtige Taktik. Schon im Normal-Modus ist Euch die KI meist sehr weit voraus. Wenn dann auch noch einer Eurer Arbeiter ausfällt oder ein Rohstoff knapp wird, kann die Jahresbilanz tiefrot ausfallen. Sehr lobenswert ist daher, dass Ihr den Schwierigkeitsgrad Euren Fähigkeiten anpassen könnt. Dazu gehört auch die Wahl der fünf Startstädte (Köln, Dresden, Hannover, Berlin, Augsburg), die alle andere Bau- und Gegnerbedingungen bieten.
Das einzigste was mich an dem Spiel nervt ist das man nach einer gewissen Zeit stirbt!
Ich bin großer "Gilde-Fan" und kann dieses Spiel nur weiterempfehlen. Die Gilde ist ein gutes altes Simulationsgame - mit ein paar Macken hier und dort - jedoch macht es ein riesen Spaß sein eigenen Betrieb zu leiten, sich langsam nach und nach aufzubauen und (wenn man nach langem spielen so weit ist) der reichste in der Stadt zu sein.