Denkt man an Prügelspiele, kommen einem Titel wie die Tekken-Serie in den Kopf, StreetFighter (wenn man ein Retro-Fan ist), Segas Virtua Fighter-Reihe dürfte vergleichsweise häufig genannt werden, Dead or Alives und Mortal Kombats ebenso und dank jüngster Erfolge sowie einer durchdachten neuen Steuerung auch die jüngsten Ableger der Fight Night-Serie.
Da Icon vom gleichen Team stammt wie die grafisch opulenten K.O.-Schlachten mit Total Punch Control, ist es nicht verwunderlich, dass die HipHop-Kämpfe im Grundtenor eher an die taktischen Box-Duelle erinnern als an schnelle Button-Mashereien eines DoA oder Tekken.
Um Chanchengleichheit in der Arena zu gewährleisten, können alle Kampfelemente, bei denen ihr direkt Kontakt mit dem Kontrahenten aufnehmtt, nach dem Schere-Stein-Papier-Prinzip gekontert werden. Schläge (wahlweise hoch/tief/stark/schwach) weichen Blocks, diese wiederum sind für Griffe anfällig und diese schließlich ziehen gegen die Schläge den Kürzeren. Klingt einfach – und das ist es auch. Und das, obwohl neben den Knöpfen auch der rechte Stick immer wieder zum Einsatz kommt.
Obwohl die Kämpfe ähnlich taktisch abzulaufen scheinen wie beim Boxen und das Team seine Expertise diesbezüglich unter Beweis gestellt hat, kommt kein wirklicher Spielfluss auf. Denn die Dynamik, die man in der gut erzählten Story findet und die man im Allgemeinen auch mit HipHip assoziieren kann, fehlt dem Kampfgeschehen fast vollkommen. Die Bewegungen wirken fast schon lethargisch und sind z.B. meilenweit von den Kombo-Donnerwettern eines Tekken- oder Virtua Fighter-Kalibers entfernt. Die dynamische Kamera positioniert sich zusätzlich manchmal in einer ungünstigen Position und verdeckt einen der Kämpfer, so dass man gelegentlich im Unklaren ist, was man jetzt wie kontern sollte.
Und dass der umfangreiche Gegner-Pool namhafter Stars kaum Unterschiede hinsichtlich Stil oder Bewegungsrepertoire erkennen lässt, nagt ebenfalls an der Gesamtwertung.
Die Musik ist in dir
Doch EA Chicago zeigt mit nur einer Kleinigkeit, dass Prügelspiele noch lange nicht ausgereizt scheinen und liefert quasi mit nur einem Geniestreich den Hauptgrund, sich auf Icon einzulassen: Der Interaktion mit der Umgebung, die in diesem Fall auch eine Interaktion mit der Musik bedeutet.
Stellt euch folgendes vor: Vor jedem Kampf könnt ihr euch einen Song aussuchen, der euch “repräsentiert”. Dieser Rhythmus dudelt jetzt nicht nur im Hintergrund vor sich hin, wie man es aus den üblichen Verdächtigen kennt, sondern nimmt aktiv am Geschehen teil! Bitte was?
In jedem Abschnitt gibt es Hot Spots, die teilweise aktiviert werden müssen, teilweise automatisch passgenau zu den Beats ins Geschehen eingreifen. Das können z.B. Zapfsäulen einer Tankstelle sein, die bei einem Monster-Bass-Beat explodieren und den Gegner in Mitleidenschaft ziehen. Oder eine gigantische Lautsprecherwand in einer Disco, die allen in der Nähe befindlichen HipHoppern (euch inklusive) eine enorme Druckwelle entgegen schickt – natürlich immer im Rhythmus der Musik. Oder aber ein Fernsehstudio, in der Kameras und Lichtbalken passend zum Beat automatisch angreifen und alle wegschleudern, die das Pech haben, im Weg zu stehen (oder in den Weg geworfen worden zu sein, hehe).
Diese Interaktion ist grenzgenial und lässt sich zusätzlich von euch beeinflussen. Über Kombination von Schultertasten und Sticks könnt ihr quasi “Scratchen” und damit die Hot Spots manuell aktivieren – das ist nicht nur cool, sondern vor allem im Spiel zu zweit immer wieder ein Brunnen extremer Genugtuung.
Allerdings hat man die unter dem Strich doch sehr überschaubaren Hot Spots in jedem der Abschnitte sehr schnell kennengelernt und im Griff, so dass sich die anfängliche Euphorie auf Höllentemperatur vergleichsweise schnell auf Sommerhitze reduziert.
Die Möglichkeit, den Track zu wechseln, sollte auch nicht unterschätzt werden: Läuft die Musik eures Gegners, kriegt dieser einen leichten Angriffsbonus – ebenso, wenn er vor seinem Angriff eine Spottgeste anbringen kann, ohne von euch gebitchslapt zu werden. Also versucht stets dafür zu sorgen, dass eure Musik aus den Lautsprechern kommt!
Mit all diesen Möglichkeiten hat Icon eigentlich alles in der Hand, um eine neue Ära der Prügler einzuleiten. Wenn, ja wenn das Kampfgeschehen an sich etwas schneller und dynamischer wäre. So aber steht man sich selbst im Weg, genießt die detaillierten Charaktermodelle, die im Laufe des Kampfes auch deutliche Spuren zur Schau tragen (Blutergüsse, zerrissene Kleidung, etc.) und schaut sich die immer wieder gleichen Animationen des zu klein geratenen Repertoires an, das noch nicht ganz den Sprung in die nächste Generation geschafft hat.
Der Star ist in diesem Fall eindeutig die Musik – und das ist leider zu wenig, um auf Dauer überzeugen zu können.
Versionsunterschiede
Die Differenzen zwischen der 360-Version und dem PS3-Pendant halten sich in überschaubaren Grenzen. Es gibt keinerlei exklusiven Kämpfer – sowohl auf wahre DefJam-Ikonen wie LL Cool J oder Run DMC als auch den aktuellen Prez Jay-Z müssen beide verzichten.
Auch technisch ähneln sich beide sehr stark. Das übliche Anti-Aliasing-Problem der PS3 tritt zwar auch hier auf, fällt aber im Spielverlauf nicht so sehr ins Auge und beeinflusst den Gesamtspaß in keiner Form.
Größere Chancen hat die nur auf 360 verfügbare Möglichkeit, seine eigenen Musiken ins Spiel einzubauen. Dieser ganze Vorgang ist aber zum einen unnötig kompliziert (eure eigenen Files müssen in einer speziellen Playlist abgelegt und über den Guide-Knopf abgerufen werden), zum anderen in der Ausführung mehr als fehleranfällig. Zwar könnt ihr aus verschiedenen Equalizer-Einstellungen auswählen, doch keine schafft es, die privaten Beats ansprechend zu visualisieren – zumindest nicht so, dass man sie gezielt zu seinen Zwecken im Kampf einsetzen kann.
Insofern müssen die PS3-User diesem fehlenden Feature keine Träne nachweinen.
Beim Rest des Technikvergleiches (Ladezeiten, Online-Spiel etc.) kann sich keine Konsole entscheidend hervortun, so dass ihr letztlich auf beiden Systemen glücklich werdet.
Was ist zB mit Redman oder Method Man?
Sehr harter Einstieg, aber dann gings los.
Ach, ich bin so hin und her gerissen bei dem Ding. Def Jam Fight for NY fand ich einfach übertrieben geil (Hip Hop Fan, siehe Benutzerbild^^).
Aber dazu der Test und die Meinungen hier... Hm, mal sehen, ob ich es mir mal irgendwann zulege.
Das Spiel ist eine herbe Enttäuschung, nach DefJam NY mit den Fighting Styles und deren Kombination für mich das Beste Prügelspiel war ist das was bei Def Jam Icon geboten wird ein Witz. Von der völlig verkorksten Steuerung bis dumme lebende Umgebung die dir ständig eine verpasst ist es einfach ein riesen S.... Schade Schade.
Mag sein das alles ist Ansichtssache ( Aber ich zocke seit ich meinen Atari 2600 mit zwölf bekam, habe auf jeder Konsole jedes Fight Spiel exzesiev gespielt von IK bis Tekken usw. und muss Sagen finger weg wenn ihr auf sowas steht.) Wenn euere Vorbilder aber Sido und Bushido sind dann kauft es. PEACE