Schema F?
So schön sämtliche Areale aussehen und aufgebaut sind, muss ich bei den Aufgaben eine leichte Formelhaftigkeit anprangern: Dass ich nicht nur einmal, sondern mehrfach vier Krähenseelen finden muss, um ein Tor aufzuschließen, oder dass nach jedem geschafften Gebiet etwas Bestimmtes passiert ist, fand ich ein bisschen einfallslos. Es war zwar nie ermüdend oder langweilig, etwas mehr Variabilität in den Aufgaben hätte ich mir allerdings gewünscht. Death’s Door ist an manchen Stellen übrigens sogar lustig, die per Textboxen mit euch plaudernden NPCs haben ein paar drollige Lebensgeschichten zu erzählen. Während des Erkundens umschmeicheln harmonische, stimmungsvolle Melodien euer Ohr – das sorgt für stete Wohlfühlatmosphäre und ergänzt die grafische Schönheit des Spiel hervorragend.
Natürlich müssen wir auch noch über das Kämpfen sprechen – waren doch die beinharten Bossduelle im Vorgänger Titan Souls das wesentliche Spielelement. Gekämpft wird in Death’s Door zwar nicht ständig, aber doch sehr regelmäßig. In allen Gebieten warten kleine Wuselfeinde und dicke Brocken, lustige Blobs und düstere Ritter, fiese Bogenschützen und kaum greifbare Zauberer. Man duckt sich unter Fernangriffen weg, rollt vor Keulenhieben davon, schickt manche Projektile per Schwertstreich zurück oder nutzt Spuckpflanzen (die nach einem Treffer einen explosiven Gruß schicken) als unfreiwillige Helfer im Kampf. Die Fights sind durchaus herausfordernd, aber immer fair – wer sich konzentriert, taktisch auch mal den Rückzug antritt und den richtigen Gegner zuerst angreift, der schafft das meiste sogar unbeschadet.
Dass etliche Auseinandersetzungen in engen Arealen (Tür zu!) stattfinden und Feinde banal per rosa Portal ins Level steigen, finde ich erstaunlicherweise nicht nervig. Besonders bei Devil May Cry 5 fand ich das altbacken und plump, in Death’s Door ist es das nicht. Unter der knappen, an Blumen wieder füllbaren Lebensleiste markieren vier Rauten die aktuell verfügbaren Fernkampf-Attacken: Nur wer diese zweite Leiste regelmäßig im Nahkampf oder durch das Zerschlagen von Inventar auffrischt, kann wieder aus der Ferne angreifen – ein sinnvolles System, das abwechslungsreiches Kämpfen fördert und hervorragend mit der Zahl und Art der Feinde korrelliert. In Death’s Door gibt es keine Rogue-Elemente, hier sind alle Gegner und Räume stets so, wie es sich der Entwickler ausgedacht hat. Bosskämpfe gibt es auch, richtig gute sogar. Die nicht nur cool inszeniert sind, sondern auch mit taktischen Kniffen überraschen. Nur die Härte könnte (Titan) Souls-Fans enttäuschen – hier kommt man auch ohne große Frusttoleranz ans Ziel.
Blitzsauber
Technisch wirkt das Spiel auf meiner Xbox Series X wie aus einem Guss – die Ladezeiten sind minimal, die 60 Bilder werden konstant gehalten, das ganze Spielgefühl und die Präsentation wirkt geschmeidig und hochwertig. Die PC-Version von Death’s Door geht ebenfalls in Ordnung, hätte aber etwas mehr Liebe und Einstellungsmöglichkeiten verdient: Abgesehen von der Spracheinstellung “Deutsche” lassen sich lediglich vier Grafikoptionen, Vollbildmodus und die Kombination aus Auflösung und Bildwiederholrate festlegen (Testsystem: bis 4K &
144 Hz) – hier fehlt es schlicht und ergreifend an Spielraum für Einstellungen. Zumindest die Intensität des Bildschirmwackelns kann angepasst werden. Obgleich sich die Tastenbelegung der Tastatur sowie des Controllers verändern lässt, empfiehlt es sich, Death’s Door auf dem PC mit einem Controller zu spielen – und mit den übergroßen Menüs und Icons muss man leben. Entscheidet man sich für Tastatur und Maus, so wird die Kampfrichtung mit der Mausbewegung vorgegeben.
Für mich das bisher beste 2D-Zelda, dass nicht Zelda heißt (und das meine ich nicht despektierlich - Death's Door ist kein Zelda-Klon sondern bringt genug Eigenständigkeit mit. Ein tolles Action-Adventure alter Schule eben).
Mir fehlt auch eindeutig die Map. Hab von den bisher gespielten knapp 9 Stunden bestimmt 1-2 Stunden damit verbracht alles abzuklappern, nur um an bestimmte Stellen zu gelangen. Da mag manch einer sagen »Das gehört zu so einem Spiel« aber irgendwie ist mir meine Zeit dann doch zu kostbar, als dass ich ewig suchen muss nach Orten, wo ich evtl. noch nicht war. Noch ein Kritikpunkt ist das sehr rudimentäre Auflevel-System, hier hätte ich mir viel mehr Optionen gewünscht.
Aber das ist alles jammern auf hohem Niveau, das Game macht schon richtig Bock und spielt sich hervorragend. Tolle Atmosphäre!
Zum Spiel:
Also Titan Souls fand ich schon ganz gut, aber dieses Spiel hier... ein wahrer Quantensprung im Vergleich. Wirklich auf allen Ebenen teilweise dramatisch verbessert und als Gesamtpaket nahe an der gefälligen Perfektion. Die Grafik ist wunderschön, die Musik gefällt, der Sound wuchtig, der Humor leise, die Dialoge nicht nervig, die Story ganz nett, das Gameplay bewährt fantastisch, der Schwierigkeitsgrad fordernd und nicht unmenschlich. Einfach ein rundum geiles Spiel, das vielleicht in Einzelteilen manchem Spiel unterlegen ist, aber die Summe dieser Einzelteile ist absolut stimmig. Zumindest in meinen müden Augen.
Die einzigen Kritikpunkte: Die Upgrades scheinen nur in Nuancen zu wirken. Die Karte fehlt durchaus. Das Ganze ist meines Erachtens zu kurz und hätte noch mindestens einen Bossgegner mit einer dazugehörigen Spezialfertigkeit verdient gehabt.
Geil!
Das Spiel ist unglaublich charmant gestaltet, zocke seit ca. 10 Stunden auf der Xbox Series X.
Die Lorbeeren vom Test sind redlich verdient ...