Ein LA River voller Pixelblut

Tatsächlich ist das bis zu den Knien im Pixelblut stehende Zombie-Killer-Abenteuer zu Release aber nicht nur in einem erstaunlich guten Zustand, sondern konzentriert sich auch sehr konkret aufs Wesentliche: Zombies mit maximalem Gewalteinsatz in ihre Einzelteile zu zerlegen. Genau wie der Vorgänger – und die Dying-Light-Reihe von den Serien-Begründern von Techland – ist Dead Island 2 im Kern ein nahkampflastiges Action-Rollenspiel aus der Ego-Perspektive. Mit improvisierten Waffen, Elektro-Axt, Schrott-Säbel und Wolverine-Klaue werden die Untoten in den Straßen von LA mit Vollkontakt direkt zurück in die Hölle befördert. Und das wird bis zur absoluten Gnadenlosigkeit maximal brutal inszeniert.

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Das sonnige LA wird von einer Zombie-Plage heimgesucht. © 4P/Screenshot

Da werden mit Hiebwaffen Löcher durch Zombie-Köpfe gestanzt, Gliedmaßen mit sprühenden Blutfontänen vom Torso gerissen, faulige Haut mit Flammen und Säure von den verwesenden Muskeln geschält und Unterkiefer aus untoten Gesichtern geprügelt. In akribischer Kleinarbeit wird die Verteilung von Zombie-Innereien und Gehirnen inszeniert oder per Finisher der Zombie-Schädel gespalten, während Messer oder Degen einigermaßen akkurate Schnittspuren durch Haut und Gewebe ziehen. Aber nicht nur Zombies werden zerlegt: In einer Zwischensequenz wird einem lebenden NPC von einem Muskelprotz-Zombie der Kopf direkt vor den Augen der Spielfigur regelrecht auseinandergerissen – spritzendes Gehirn, platzende Augäpfel und intensiver Kamera-Zoom auf die noch zuckenden Überreste inklusive.

Zombie-Zerhackung, das Videospiel


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Brachial-Zerhackung: Das wäre vor ein paar Jahren wohl noch im BPJM-Giftschrank verschwunden. © 4P/Screenshot

Klingt euch jetzt etwas zu eklig? Dann ist Dead Island 2 kein Spiel für euch. Ja, die karmesinroten Splatter-Flüsse in den Straßen sind knallbunt und völlig over the top inszeniert und die Welt von „HelLA“, wie Dambuster seine von Zombies überrante Stadt der Engel im bisher schlimmsten PR-Wortspiel des Jahres nennt, ist sarkastisch, albern und vor allem durch „Spaß“ geprägt. Trotzdem wäre dieses Schlachtfest, genau wie Teile der Dead-Rising-Reihe, noch vor zehn, 15 Jahren gnadenlos wegindiziert worden. Nicht missverstehen: Ich finde es richtig gut, dass heutzutage eine völlig sinnlose Minimal-Entschärfung (Leichen am Boden können nicht zerlegt werden) reicht, um ein 18er-Siegel zu bekommen. Wen die pure Lust an der allumfassenden, digitalen Gewalt gegenüber hirnlose Zombiescharen aber eher abstößt, der sollte einen größeren Bogen um Dead Island 2 einschlagen.

Alle anderen, mich eingeschlossen, bekommen dafür eines der belohnendsten Treffer-Feedback-Systeme der Zombie-Schnetzel-Geschichte. Ja, das Remake von Dead Space war schon richtig gut was taktische Zerstückelung angeht – aber Dead Island 2 ist schlicht besser. Abgehackte Beine sorgen für Kriech-Zombies, abgetrennte Arme für weniger angriffslustige Schläger-Brocken. Dazu kommt ein einfaches, aber herrlich effektives Elementar-System mit Wasser, Strom, Säure und Feuer. An vielen Stellen in der Welt können Ölfässer, Benzinkanister und Co. genutzt werden, um die untoten Horden in feurige Falle zu locken. Schwimmbäder mit Säure-Füllung lösen das Problem ebenfalls sehr elegant, während man mit der Kombination aus Strom und Wasser ganze Straßenzüge elektrisieren kann, wenn man den Kanistern nur ausgiebig genug auskippt. Das ist sehr unterhaltsam – nicht zuletzt, weil man den Zombies eben auch ansieht, was man ihnen antut. Zugegebenermaßen könnten einige der Meinungsverstärker mehr Wucht mitbringen und fuchteln etwas kraftlos vor der Kamera herum, der Effekt am Feind ist aber fast immer herrlich brachial. Irgendwann kommen dann auch noch Schusswaffen zum Arsenal hinzu, die etwas mehr Distanz in die Auseinandersetzungen bringen – und ebenfalls mit wunderbar brachialem Trefferfeedback aufwarten.

Das unvermeidbare Action-Rollenspiel


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Die Fratze des Todes – die Gesichter sehen dank Unreal Engine 4 echt ordentlich aus. © 4P/Screenshot

Der Schnetzelei liegt wie üblich ein Action-Rollenspiel-System zugrunde. Gegner und Charakter haben Level, die eine grobe Information über das Kräfteverhältnis parat halten. Waffen werden gewohnt farbcodiert nach Level und Seltenheit geordnet, was Einfluss auf Stärke, Fähigkeiten und Spezialslots hat. Es gibt ein solides Crafting-System, mit dem Upgrade-Blaupausen via Werkbank an den aufgesammelten Waffen-Schrott geschraubt werden können, die dann entsprechend Elementarschäden und Werte verändern. Außerdem gibt es noch herstellbare Verbrauchsgegenstände wie Munition und Medipacks. Cool: Wurf-Waffen wie Molotowcocktails oder Rohrbomben sind per Cooldown reguliert. Das verringert die Haushaltsaufgaben im Inventar, sorgt aber für taktischere Momente – weil man eben bei einem Boss keinen Granatenhagel entfesseln kann, sondern seine Ressourcen einigermaßen gezielt einsetzen muss.

Zusätzlich zu den Waffen gibt es im Charakter-Menü noch Fähigkeitenslots die mit freigeschaltete Skill-Karten bestückt werden. Neben den zwei persönlichen Fähigkeiten der fünf Spielfiguren, von denen man sich zu Beginn für eine entscheiden muss, gibt es passive Schadens-Boosts, die auf Spielsituationen angepasst werden können; etwa, wenn man seinen Charakter auf das Abtrennen von Zombie-Extremitäten spezialisiert. Auch aktive Fähigkeiten wie Block oder Ausweichen, Dropkick-Varianten oder Stun-Attacken gibt es. Im weiteren Spielverlauf kommt dann auch noch eine Zombie-Raserei dazu, während der man in übermenschlichem Blutrausch die untote Brut händisch in ihre Einzelteile zerlegt. Die Charaktere fungieren hier im Grunde als Klassen-Variante – Jacob hat mehr Lebensenergie, die Punkrock-Lady Dani mehr Ausdauer.

  1. Das Spiel ist nicht verkehrt...
    Hab lange gebraucht um reinzukommen.
    Hab dann nochmal mir nem anderen Char neu gestartet und jetzt läuft es :)
    Star den Spieles ist definitiv das FLESH System. Ich staune oft, wie sich die Zombies Zerlegen und Verletzen Lassen

  2. Ich bin nun 5 Stunden ca im Spiel und hab wirklich viel Spaß. Klar ist das eher was, ohne groß die Gehirnzellen anstrengend zu müssen. Aber die Erkundung der Umgebung macht sehr viel Spaß , die Nebenquest sind echt Unterhaltsam und erinnern an GTA. Bei der Hauptquest brauch man aber nicht viel erwarten. Positiv ist auch das leveldesign mal ohne Open World auskommt.
    Ingesamt ist das Spiel vom Look and feel sehr rund und wirkt wie aus einen Guss. Feine Technik und knackige Steuerung.

  3. Würde ich auch sehr empfehlen :) Gameplay technisch liegen da für mich persönlich Welten zwischen Dead Island 2 und Dying Light 1 und vor allem 2. Ich finde gerade die Erkundung, Parkour und das entdeckt von Orten zb gefährlichen Laboren etc sehr spannend DL2.

  4. Also die ersten paar Minütchen gefallen mir deutlich besser als Dying Light 2. Flüssiger, knackiger, nehmen sich selbst nicht so ernst.
    Aaaaaber: Ich müsste Dying Light 2 noch einmal anschauen. Da sind mittlerweile so viele Patches reingeflossen, dass es mich nicht wundern würde, wenn auch DL2 sich mittlerweile deutlich fluppiger spielt.

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