Großes Action-Adventure

Doch letztlich hat natürlich auch weiterhin Bestand, dass der apokalyptische Reiter spielmechanisch tatsächlich die Kurve kriegt und sich vom billigen God of War-Klon zu einem interessanten Action-Adventure klassischer Natur mausert. Denn nach der Anfangsphase, die gerade mal das Nötigste tut, um einen einzufangen und mitzunehmen, geht es langsam zum ersten Höhepunkt, dem ersten großen Boss – und auf einmal nimmt Darksiders Fahrt auf und steigert sich bis zum Finale. Es kommen im richtigen Rhythmus neue Elemente hinzu, wie z.B. Sekundärwaffen, die das Kampfsystem zwar nicht wesentlich anspruchsvoller, aber doch deutlich abwechslungsreicher gestalten – vor allem auch, weil die drei Primärwaffen Schwert, Sense und Nahkampfhandschuh über ein eigenes Erfahrungssystem verfügen.

Je nachdem, wie häufig man die jeweilige Waffe einsetzt, um die Gegner zu plätten, wird sie mit zunehmenden Stufen nicht nur mächtiger, sondern kann auch mit neuen Angriffen erweitert werden. Diese bekommt man beim

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Nach dem schwachen Einstieg öffnet sich die Welt zu einem spannenden Action-Adventure, das an späte Abenteuer eines gewissen Link erinnert. © 4P/Screenshot

dämonischen Händler Vulgrim, der im späteren Verlauf nicht nur als Kaufladen, sondern auch als Teleportstation zwischen den großräumigen Abschnitten fungiert. Doch natürlich ist auch für einen Reiter der Apokalypse nichts kostenlos. Und wenn Krieg mehr als nur kluge Sprüche von Vulgrim möchte, muss er für Waffenerweiterungen, Gesundheitskristalle usw. mit den Seelen bezahlen, die er von getöteten Gegnern erhält, bevor sie sich auflösen und wieder in die Hölle (oder den Himmel) verschwinden.

Liebe auf den zweiten Blick

Natürlich kann man bis hierhin sagen, dass Darksiders das Rad nicht neu erfand und nach modernen Maßstäben angenehm klassisch aufgebaut wurde. Das gilt auch für die weiteren Elemente, die nach und nach Einzug halten: Der Klingenbumerang ist aus verschiedenen Spielen bekannt. Der Wurfhaken, der wahlweise zum Schwingen über Abgründe oder zum Ranziehen an bestimmte Markierungen genutzt werden kann, kann auch nicht das Wort Innovation für sich beanspruchen. Magische Fähigkeiten, die gegen die Gegner eingesetzt werden können, kennt man ebenfalls. Und natürlich gilt das auch für den aus Portal entliehenen „Leereläufer“, der an bestimmten Kirchenfenstern genutzt werden kann, um zwei Portale zu erschaffen, mit denen man schnell Entfernungen überbrücken kann.
Oder für Kriegs Pferd Ruin, das etwa zur Mitte des Spieles (und damit für meinen Geschmack zu spät) wieder zu ihm stößt und den apokalyptischen Reiter zu dem macht, was ihn auszeichnet. Schon Link und Kameo haben mit Reittieren ihre jeweiligen Abenteuer aufgewertet. Allerdings sind die Pferdeeinlagen mit leichten Haken und Ösen versehen, die zwar nicht für Frust, aber immer wieder für leichte Ärgernisse sorgen: Der Kampf vom Pferderücken ist etwas hakelig und da Ruin im Gegensatz zu Krieg nicht aktiv springen kann, muss man mitunter unnötig absteigen, eine kleine Stufe hinaufspringen und das Pferd wieder beschwören. Das hat schon vor sechs Jahren gestört und hätte mittlerweile entfernt werden können.

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Es gibt zahlreiche Geheimnisse, die man in den sauber gestalteten Arealen finden kann. © 4P/Screenshot

Mit jedem neuen Gegenstand hat man in nahezu allen Abschnitten Zugriff auf neue Bereiche und Geheimnisse – wenn man gewillt ist, sich umzuschauen. Und spätestens wenn man den dritten Torwächter wachgerufen und damit ein weiteres Gebiet freigeschaltet hat, ist klar, dass die Rachemär so weit von God of War, Devil May Cry & Co entfernt ist wie ein Vegetarier vom Steakhouse. Bis auf wenige Ausnahmen ist man nicht auf festgelegten Wegen unterwegs, sondern kann frei umher schweifen und seinem Entdeckerdrang nachgehen, so dass Krieg eher als Nachfolger im Geiste für Raziel (Legacy of Kain) gesehen werden kann und sich eher an Link als an Bayonetta anschmiegt. Zwar verlässt man sich hin und wieder zu sehr auf Arenakämpfe, um ja auch die Kratosse und Dantes bei Laune zu halten. Aber dass der Reiter der Apokalypse sämtliche Fähigkeiten teils in Kombination sowohl für intelligente Umgebungsrätsel als auch für Bosskämpfe nutzen muss, wertet Darksiders auf und sorgt für Motivation bis zum Ende. Wie beispielsweise in der Endphase, wenn Krieg zuerst eine Zeitverlangsamung aktivieren, dann durch ein Portal schlüpfen und insgesamt drei Schalter mit seinem Klingenbumerang betätigen muss, um einen Lichtstrahl durch eine Tür zu leiten. Mit zunehmender Dauer nimmt der prozentuale Anteil der Action innerhalb der Gesamtspielzeit immer mehr ab, wie der integrierten Statistikübersicht  zu entnehmen ist – und das ist durchweg positiv zu sehen.

Stylisch mit Abstrichen

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Egal, ob auf Deutsch oder Englisch: Die akustische Seite überzeugt mit satten Effekten, gelungener Sprachausgabe und stimmungsvollen Kompositionen. © 4P/Screenshot

Dass Joe Madueira sich seinerzeit für einen konsequent durchgezogenen, zeitlos wirkenden Comicstil entschieden hat, kommt der Warmastered Edition auch sechs Jahre nach der Premiere zugute. Die knalligen Farben sorgen zusammen mit den klaren Strukturen und stilisierten Fontänen an Dämonen- oder Engelsblut dafür, dass Kriegs Abenteuer dem Zahn der Zeit vor allem hinsichtlich des Figurendesigns wunderbar widerstanden hat. Und man hat sich bei THQ Nordic bzw. dem verantwortlichen deutschen Studio von Kaiko , das auch an der „Restaurierung“ der Deathinitive Edition von Darksiders 2 mitwirkte, nicht nur darauf verlassen, eine höchstmöglich aufgelöste Variante der damaligen PC-Version auf die modernen Konsolen zu bringen. Die Farben wirken hier kraftvoller als seinerzeit, während das Geschehen mit sauberen 60 Bildern pro Sekunde in nativen 1080p abläuft. Die Textur-Auflösung wurde im Vergleich zur Ur-Version verdoppelt. Die Effekte wurden überarbeitet. Und selbst im kleinen Detail wie deutlich feiner aufgelösten Schatten hat man Hand angelegt. Besonders wichtig: Das Tearing, das seinerzeit auf allen Systemen ins Auge stach, wurde komplett ausgemerzt. Auf der PlayStation 4 Pro ist sogar eine 4K-Auflösung möglich – ebenso in der bald erscheinenden PC-Variante, die im Gegensatz zum Original über zusätzliche Video-Optionen verfügen soll, um die Darstellung bestmöglich an die vorhandene Hardware anpassen zu können.

Lob muss man auch weiterhin der deutschen Lokalisierung zollen. Unter dem Strich ist die ebenfalls enthaltene englische Sprachvariante zwar einen Tick intensiver und mit namhaften Sprechern wie Mark Hamill besetzt, doch die lokale Variante enttäuscht keinesfalls. Gleiches gilt für den meist orchestralen Soundtrack, der vor allem in der Anfangsphase gewaltig dazu beiträgt, Assoziationen zu God of War zu wecken – was nicht verwunderlich ist, kommen die Kompositionen doch aus der Feder der Kratos-Komponisten Cris Velasco und Mike Reagan, die auch hier ihre akustische Magie wirken lassen.

  1. Das wurde aber auch Zeit!
    Hatte mich schon gewundert, warum die den zweiten Teil nochmal für die PS4 raus bringen.
    Ich denke hier soll einfach mal nach potentiellen Käufern eines weiteren Teils gesucht werden.
    Wenn dabei eine gute Version für wenig Geld bei raus kommt, sag ich gerne danke.
    Eine 1&2 Edition wäre für mich jetzt ein echter nobrainer.
    Habe beide nicht gespielt und ehrlich gesagt gar nicht auf dem Bildschirm gehabt.
    Auch wenn ich hier einen riesigen Berg an Spielen allein für die PS4 liegen habe, würde ich dieses zumindest oben drauf hiefen und bei zeiten auch einen Nachfolger ordern, wenn die Wertungen passen.
    Ein "erwachsenes" Zelda mit mehr Story und interessanten Charakteren? Ja bitte!!!!

  2. .:SleazeRocker:. hat geschrieben:
    blackwood hat geschrieben:
    Todesglubsch hat geschrieben:Tja. Krieg. Krieg bleibt immer gleich. :lol:
    Wunderschöne Fallout-Homage! :wink:
    Wohl eher MGS, oder?
    Nicht ganz, Metal gear Solid war es "war has changed" ^^

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