Ein Blick in die Zukunft

Bei seiner Veröffentlichung war Crysis seiner Zeit voraus: Um den Shooter in seiner vollen Pracht zu genießen, brauchte man ein System, das es im Jahr 2007 entweder noch gar nicht gab oder Unsummen an Geld verschlungen hätte. Selbst halbwegs moderne Komponenten aktueller PCs kommen noch ins Schwitzen, wenn sie das Werk von Crytek mit maximalen Grafikeinstellungen und hohen Bildraten wuppen sollen. Damit hatte sich das Studio aus Frankfurt den Ruf erarbeitet, den in den Neunziger Jahren vor allem Origin inne hatte. Spiele wie Wing Commander, Strike Commander oder Privateer brachten die Hardware damals ebenfalls an ihr Limit – oder erforderten gleich ein kostspieliges System-Upgrade.  

Für die Switch-Umsetzung des Shooters hat sich Crytek namhafte Unterstützung gesichert – und sich von Saber Interactive unter die Arme greifen lassen. Zur Erinnerung: Das Studio zeichnete u.a. für die recht gelungene Portierung von The Witcher 3 für die Nintendo-Konsole verantwortlich, der man es ebenfalls nicht unbedingt zugetraut hätte, das gewaltige Rollenspiel von CD Projekt RED technisch zu stemmen.

Konsolen-Umsetzung als Basis

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Ist das eine neue und tödliche Yoga-Übung? © 4P/Screenshot

Die Switch-Umsetzung von Crysis basiert allerdings nicht auf der anspruchsvollen PC-Version, sondern den abgespeckten Fassungen für Konsolen, die Crytek im Jahr 2011 für PS3 und Xbox 360 nachgeliefert hat. Entsprechend aktiviert man die Fähigkeiten des Hightech-Anzugs wie Tarnung und Panzerung auch hier via Schultertasten anstatt wie beim PC ein Auswahlrad zu nutzen. Gut so, denn war die Steuerung am PC für Maus und Tastatur optimiert, profitiert der Controller von der sinnvollen Anpassung. Typisch für Switch erhält man außerdem wieder eine optionale Bewegungssteuerung via Gyro-Sensoren, die recht ordentlich funktioniert und daher durchaus eine nette Alternative zur klassischen Variante darstellen kann.

Allerdings bedeutet die 360/PS3-Basis leider auch inhaltliche Einschnitte: Die zehnte Mission Ascension, in der man mit einem bewaffneten Jet über den tropischen Schauplatz fliegt, glänzte schon damals auf den Konsolen mit Abwesenheit und fehlt auch auf Switch. Daher bleibt das komplette Crysis-Erlebnis weiterhin ausschließlich PC-Nutzern vorbehalten. Darüber hinaus enthält die Switch-Umsetzung ausschließlich die Kampagne – Mehrspielergefechte wie auf dem PC gibt es hier also nicht, genau wie es schon auf PS3 und Xbox 360 der Fall war.

Schwankende Bildrate

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Im Tarnmodus ist man nahezu unsichtbar. © 4P/Screenshot

Im Vergleich zur immer noch imposanten PC-Version muss man auf Switch ein paar technische Abstriche in Kauf nehmen: Zum einen muss man sich mit einer Auflösung von 720p begnügen, die mitunter sogar dynamisch skaliert wird. Manche der Texturen, darunter z.B. Felsen oder Materialien wie der Anzug, fallen zudem extrem schwammig aus, wobei das Bild im mobilen Betrieb generell einen Tick schärfer wirkt als am TV. Zum anderen peilt man auf Switch eine Bildrate von 30fps an, ist dabei aber leider nicht in der Lage, sie trotz einer recht geringen Zeichentiefe mit zahlreichen Pop-ups konstant zu halten. Vor allem die zerstörbare Umgebung nagt an der Performance und bei einem Feuergefecht am Strand ging die Bildrate einmal dermaßen in den Keller, dass man sich am Rand der Unspielbarkeit bewegte, weil präzises Zielen aufgrund der massiven Verzögerung kaum noch möglich war. Abseits dieser ärgerlichen Momente bewegt sich die Bildrate aber meist in einem akzeptablen Bereich und man wird feststellen, dass der einstige Highend-Shooter Crysis auf der Switch entgegen aller Befürchtungen überraschend ordentlich funktioniert – und das nicht nur am TV, sondern auch unterwegs.


  1. Bild
    Ich finds gar nicht so schlecht.
    Sieht jedenfalls wahrlich angenehmer aus als die sehr hässliche PS3 Version, die ich auch gespielt hab und auf meiner PS3 HDD verstaubt.
    An die prächtige PC Version kommt die Switch natürlich auch nicht ran. Das es fps drops gibt war klar. Es ist schlicht unmöglich bei diesem Spiel keine fps drops hin zu bekommen. Dafür ist es viel zu random also die Spielwelt, gerade die ganzen Physik Objekte. Jedes Feuergefecht ist immer anders. Fps drops hat auch die PC Version, da fällt es bloß weniger auf wenn mal fps von 90 auf 80/70 droppen.
    Gefallen tut die Globale Beleuchtung in den Hütten.
    Bin schon sehr gespannt auf die PC Remaster Version. Ich liebe Crysis 1 auf dem PC.

  2. Levi  hat geschrieben: 30.07.2020 11:39 Das Thema Abstürze find ich interessant. Ich selbst hatte bisher auch keine.
    DF berichtete auch von nichts der gleichen...
    Der Typ von... Lass mich Lügen, nintendo everything hat ein Review in Video Form gegossen, welches auch nichts dergleichen enthielt. Er selbst jedoch hatte schon damit zu kämpfen.
    Nicht, dass hier irgend ein äußerer Einfluss noch mir rein kommt.
    Joycon 2.0? Gute Frage. Erinnert mich grad etwas an Shin Megami Tensei Devil Survivor Overclocked auf dem 3DS. Das Spiel stürzte bei sehr vielen Menschen ab, benötigte später glaub sogar einen Patch, aber so ganz frei war es nie davon. Aber ohne das selber auszuprobieren, will ich jetzt nicht den Fehler beim Spiel suchen.

  3. Meine Vermutung: Das wird irgendwas mit sichtbaren oder auch nicht sichtbaren Accounteinstellungen zu tun haben. Wenn‘s die Hardware wäre, dann hätte man das bei anderen Spielen auch. Ich hab gestern auch durchaus noch nen Test gefunden, der zwei oder drei Abstürze erwähnt hat. Scheint also bei manchen auzutreten, bei anderen nicht.
    Bei Nintendolife gab es vor kurzem mal men Test, da ist das Spiel abgestürzt, weil der Tester einen Doppelpunkt im Profilnamen hatte. Klar was da passiert ist: das Spiel hat versucht, den Profilnamen als Unterverzeichnis zu verwenden, und Doppelpunkte sieht auch ein Unix-Dateisystem nicht gern im Pfad.
    Edit: Hab‘s wiedergefunden... es war lustigerweise nicht „ein Spiel“, es war *trommelwirbel* Crysis: https://www.nintendolife.com/news/2020/ ... _on_switch

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