Company of Heroes bleibt Company of Heroes

Ich weiß jetzt nicht, womit ihr gerechnet habt, aber ich musste mich beim ersten Start von Company of Heroes 3 vergewissern, das richtige Spiel aus meiner Steam-Bibliothek aufgerufen zu haben – so wenig hat sich verändert. Aber zunächst für alle, die nicht wie ich seit 2006 immer wieder in die Weltkriegs-Schlachten abtauchen: Company of Heroes ist klassische Echtzeit-Strategie. Aus der Draufsicht scheuche ich Infanterie, Fahrzeuge und Panzer über die Karte, betreibe rudimentären Basenbau, rüste meine Trupps auf und versuche, die Feinde von der Karte zu drängen.

Die Reihe – und damit auch Teil 3 – glänzt seit Beginn mit einem Deckungssystem für die Infanterie, die auch mechanisch im Zentrum des Spiels steht. Es gibt leichte und schwere Deckung, in der ich meine Männer gezielt platzieren kann – vom Granattrichter bis zur Betonmauer. Gebäude können betreten und ebenfalls als Deckung genutzt werden, während Artillerie und Panzer den Schutz effektvoll mit ihren Granaten zerlegen können. Dazu kommt, dass meine Trupps im Rang aufsteigen und ich sie bei Verlusten per Tastendruck zum Hautquartier zurückbeordern kann, um sie mit neuen Rekruten zu versorgen. So bleibt der Rang erhalten, der ihre Kampfkraft und Überlebensfähigkeit deutlich erhöht.

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Wem kommt das auch bekannt vor? Visuell und spielerisch hat sich bei Company of Heroes 3 im Vergleich zum Vorgänger relativ wenig getan. © 4P/Screenshot

Außerdem kann ich die meisten meiner Soldaten mit zusätzlichen Waffen ausstatten, darunter Panzerbüchsen oder leichte Truppmaschinengewehre. Zudem gibt es ebenfalls mit Infanterie besetzte Waffensysteme wie schwere MGs oder Panzerabwehrkanonen, die, in Deckung platziert, ganze Bereiche von Feindsoldaten oder Panzern säubern können. Natürlich gibt es außerdem auch Transportfahrzeuge, Kampfpanzer & Co., die mit ihren Geschützen richtig austeilen können. Die Kampfentfernungen sind traditionell kurz, die Action brachial und dynamisch. Denn: Ziel ist meist nicht die Auslöschung des Feindes. In KI-Gefechten, im Multiplayer und oft auch in der Kampagne müssen Gebiete auf der Karte erobert werden, die Ressourcen oder Siegpunkte einbringen. Wie bei typischen Domination-Modi gewinnt, wer mehr Siegmarker hält und die Tickets seines Gegners auf null reduziert. Seit 2006 sorgt diese zentrale Spielanlage für intensive, unheimlich spannende Gefechte. Und – ihr ahnt es vielleicht – nichts davon hat sich bei Company of Heroes 3 geändert.

Strategie, so als wäre es 2013


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In der Story-Kampagne stehen die initialen Siege von Rommels Afrikakorps in Nordafrika im Vordergrund. © 4P/Screenshot

Dabei möchte ich nicht unfair sein – Company of Heroes 3 ähnelt eher seinem direkten Vorgänger als dem Urahn von 2006. Wobei auch der schon mit allzu drastischen Änderungen geizte, das Konzept aber immerhin schlüssig weiterentwickelte. Bei Company of Heroes 3, das explizit in Abstimmung mit der Community entwickelt wurde, muss man spielerische Neuerungen aber wirklich mit der Lupe suchen. Ja, die vier Fraktionen (Afrikakorps, Wehrmacht, US-Armee, Briten) sind komplett neu entworfen, bringen frische Fähigkeiten mit und unterscheiden sich spürbar voreinander. Ja, technisch hat sich in den letzten Zehn Jahren vor allem auf Effektebene sichtbar etwas getan – wenngleich ich den visuellen Sprung nach so langer Zeit doch größer erwartet hatte. Und natürlich fühlen sich die Maps dank der jetzt anders funktionieren Einheiten zunächst neu an.

Grundsätzlich hat sich am Spielablauf aber eigentlich gar nichts verändert. Das geht so weit, dass selbst die Kamera nach zehn Jahren CoH-Pause immer noch viel zu nah am Geschehen klebt, ohne mir echte Übersicht zu bieten. Das ist vermutlich Absicht, da man kleine, intensive Gefechte zwischen einzelnen Trupps und Fahrzeugen inszenieren möchte. Es nervt mich aber genau wie 2013, dass sich so für mich wirklich gar keine Übersicht über die Karte einstellen will. Hätte man hier nicht eventuell das Herauszoomen auf eine Taktik-Map als Kompromiss einbauen können?

Stillstand auf hohem Niveau

   
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Das Afrikakorps spielt sich angenehm dynamisch, auch abgeschossene Feindpanzer können gekapert werden. Allerdings ist die Kamera immer noch viel zu nah dran. © 4P/Screenshot
Am Ende ist dieser spürbare spielerische Stillstand sicher auch dem Fakt geschuldet, dass Company of Heroes 2 bis heute auf E-Sport-Niveau gespielt wird und ein zu radikaler Umbruch hier möglicherweise Unmut erzeugt hätte. Versteht mich dabei bitte nicht falsch: Die Gefechte machen mir immer noch richtig Spaß. Es kracht, es rummst, meine Soldaten sind flüssig animiert und werden vor Artillerie brutal in ihre Einzelteile zerlegt. Die Trupp-Taktik ist so cool, wie sie bei Company of Heroes eben ist – ich kann mit MGs niederhalten, mit Infanterie flankieren, Deckungsfeuer geben, Mörser ausrichten und Flammenwerfer in den Nahkampf bewegen, während Panzer Gebäude einebnen und Artillerie ganze Kartengebiete verheert. So gut, souverän und funktional wird diese Art Strategie eigentlich nur von Relic angeboten und sie würde mich vermutlich völlig vom Hocker reißen – wenn ich nicht die bereits ebenso überzeugenden Vorgänger inklusive aller Erweiterungen seit bald 17 bzw. 10 Jahren in meiner Steam-Bibliothek haben würde.

Kurz: Ich verstehe nicht, warum man nicht einfach Company of Heroes 2 fortführt, sondern ein neues, aber gleichzeitig extrem ähnliches Spiel veröffentlicht. Gibt es denn wirklich keine neue Idee, wie man diese Art der Strategie frisch inszenieren könnte
  1. BMTH93 hat geschrieben: 20.02.2023 21:17 Ich für meinen Teil freue mich auf den dritten Part der Serie. Ja, COH2 wird noch gespielt, aber nach 10 Jahren wurde es langsam Zeit für einen Nachfolger.
    Warum sich generell so wenig am Spiel geändert hat liegt eigentlich an der Community. Eine kleine, aber dafür sehr laute Minderheit, fand jegliche Neuerung im zweiten Teil scheiße und dementsprechend hat man sich vom Gameplay wieder am 1. Teil orientiert. Bestes Beispiel war der Einfluss des Wetters in COH2 der im MP wieder entfernt wurde, weil sich Leute beschwert haben, dass dieses Feature für unfaire Verhältnisse sorgen könnte.
    Mir persönlich ist das relativ egal. Ich fand beide Teile genial deshalb muss Relic, mMn nicht das Rad neu erfinden. Neue Armeen, neue Maps, bessere Grafik und ich bin mehr als zufrieden.
    Das war also kein Bug? Ich hatte mich schon gewundert, warum der Schneesturm plötzlich nicht mehr funktionierte. Fand ich sehr schade, war ein cooles Feature. Hätte mich gefreut, sowas auch in CoH3 zu sehen.
    Immer diese MP-Communitys :roll:
    Ansonsten teile ich deine Meinung. Ich bin ganz zufrieden mit dem Spiel. Noch mehr Commander braucht es, aber ich denke, der Shop soll es dann richten.

  2. X5ander hat geschrieben: 21.02.2023 13:30 Das neue Siedler würde mich auch interessieren, falls das getestet wird.
    Die alles entscheidende Frage (und Anwärter für den besten Gag der Dekade) ist aber doch: Würde es dich auch interessieren, falls es nicht getestet wird??
    Danke, ich gehe ja schon.

  3. Ich für meinen Teil freue mich auf den dritten Part der Serie. Ja, COH2 wird noch gespielt, aber nach 10 Jahren wurde es langsam Zeit für einen Nachfolger.
    Warum sich generell so wenig am Spiel geändert hat liegt eigentlich an der Community. Eine kleine, aber dafür sehr laute Minderheit, fand jegliche Neuerung im zweiten Teil scheiße und dementsprechend hat man sich vom Gameplay wieder am 1. Teil orientiert. Bestes Beispiel war der Einfluss des Wetters in COH2 der im MP wieder entfernt wurde, weil sich Leute beschwert haben, dass dieses Feature für unfaire Verhältnisse sorgen könnte.
    Mir persönlich ist das relativ egal. Ich fand beide Teile genial deshalb muss Relic, mMn nicht das Rad neu erfinden. Neue Armeen, neue Maps, bessere Grafik und ich bin mehr als zufrieden.

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