Wie Tag und Nacht
Ihr habt es hier nicht mit einem Soulslike zu tun, dennoch borgt sich der Titel den ein oder anderen Aspekt davon: Zum einen hat Pseudo nur sehr wenig Heiltränke und kann diese nur an Speicherstätten auffüllen, zum anderen erinnern die vielen aufschließbaren Abkürzungen, die im späteren Spielverlauf ein schnelles Sprinten von A nach B ermöglichen, an ähliche Elemente aus Bloodborne & Co. Zudem ist Pseudo nicht richtig tot, wenn euch die Energie ausgeht. Dann wechselt das Spiel zur einer Skelettkrieger-Version von Pseudo und in den Nachtmodus: Andere Kreaturen durchstreifen plötzlich das Land und das Würfelspiel gibt es nicht. Als Nacht-Version müsst ihr euch zu Pseudo Leiche durchschlagen und die teils schon geschwächten Feinde im direkten Umfeld niederringen – erst dann könnt ihr Pseudo wiederbeleben. Das ist ein cooles Feature, das nicht nur stets eine willkommene zweite Chance bietet, sondern es sorgt auch für optische Abwechslung. Wer mal keinen Bock auf den Nachtspaziergang hat, der kann auch “Game Over” statt dem Zweitversuch wählen – und taucht dann am letzten Checkpoint wieder auf.
Die Nachtmechanik geht aber noch weiter: An Pseudos Campinglagern, die man regelmäßig in der Welt findet, kann am auf Knopfdruck auch ohne vorheriges Ableben zum Nacht-Modus wechseln: Nur so kann Pseudo optionale Geheimbereiche besuchen, die euch mit Crafting-Materialien und Charakter-Upgrades belohnen. In seiner Skelett-Form zwängt sich Pseudo nämlich durch garstige Dornenranken und stößt so in andere Abschnitte vor. Mitunter ist das sogar für das Vorankommen nötig: Wann immer hinter so einer Dornenbarriere nicht nur normale Feinde, sondern auch brennende Kerzen warten, solltet ihr den digitalen Teelichtern folgen – an ihrem Ende wartet ein lodernder Kerzen-Dämon, der besiegt werden muss, damit die Dornenwand auch in der Tag-Welt zerbröselt; auf diese Weise werden auch hier dann neue Abschnitte geöffnet. Grundsätzlich verbringt man maximal 20% der Spielzeit im Finsterland – nur wer alle Rüstungsteile für Skelett-Pseudo haben will, der muss viel öfter in den Nacht-Modus wechseln.
Eine Frage des Stils
Die neueste Bildschirm-Version von Zenozoik ist eine Schau: Nicht mal aus technischer Sicht – obwohl Clash: Artifacts of Chaos sehr sauber läuft – sondern weil die Welt jede Menge Stil und Charakter hat. Viel zu schade und viel zu bunt übrigens, um im optionalen Schwarz-Weiß-Modus zu spielen. Wem der Schraffur-Look der Texturen zu krass oder zu schwach ist, der kann im Optionsmenü daran herumspielen – die Bandbreite der Stilisierung ist recht groß, außergewöhnlich sieht das Spiel aber immer aus. Besonderes Lob verdienen die Landschaften sowie die Figuren: Pseudo lustwandelt durch einen bunten Pilzwald, besucht ein mittelalterlich anmutendes Dorf oder erkundet Tempel und Ruinen, die an die Maya-Kultur erinnern – all das sieht unnachahmlich aus, einerseits fantastisch und gleichzeitig auch roh und archaisch. Ein bisschen wie eine spielbare Graphic Novel!
Und erst die Figuren und Kreaturen: Das sind nicht bloß megaseltsame Chimären mit Vogelbeinen und Stoßzähnen, sondern wirklich gut getroffene Tier-Absurditäten (z. B. der Fledermaus-Händler!), verrückte Heinis, die in Fässern wohnen, kostümierte Theaterdarsteller, schnaubende Walroß-Giganten oder grotesk verwachsene Wesen, die an zweiköpfige Schafs-Föten im Formalin-Behälter eines Naturkundemuseums erinnern. Zur Spielwelt und ihren Figuren passend spielt auch der Soundtrack groß auf: Mal gibt es atmosphärische Tribal-Klänge, mal elegische Melodien mit Gesang, die mich sogar von NieR träumen lassen. Die englische Sprachausgabe macht derweil einen ansprechenden, aber nicht überragenden Job.
Puh...., also der Art-Style ist ja schon wirklich "speziel". Normalerweise interessieren mich ausgefallene Spiele, aber mit diesem werde ich optisch so gar nicht warm. Pseudo sieht ganz übel aus. So abgefahren es auch ist, aber das kann ich mir nicht die ganze Spielzeit geben.
Warum ein so vor Kreativität sprühendes Studio wie ACE Team bei Abyss Odyssey sich ausgerechnet dem mutlosesten aller Genres zugewendet hat, wird mir zwar ewig ein Rätsel bleiben (wahrscheinlich ging es darum, Produktionskosten einzusparen), aber ansonsten sind die natürlich super!
Direkt gekauft.
Aber natürlich verkaufsmäßig keine Chance gegen den 1564870en Banalitäts-Simulator oder der 1564781en Roguelite-Survival-Koop-Basebuilding-Farmsim.
So interessant das auch klingt, aber mit dem Art-Style - insbesondere dem des Protagonisten - kann ich wirklich gar nichts anfangen.