Catan (DS)(Taktik & Strategie) von USM Credit: exozet Games / USM

Die Frage nach dem Sinn

Selbst nach 14 Jahren ist Catan in meinem Freundeskreis noch immer einer der Favoriten für kurzweilige Brettspielabende.

Einige Details wie Straßen offenbaren sich zum Teil erst in der Zoom-Ansicht. Bei bestimmten Aktionen lässt sich das Spielfeld aber überhaupt nicht einsehen…
Und wenn gerade keine Mitspieler zur Hand sind, statte ich einfach der Xbox Live Arcade einen Besuch ab, wo sich zwei Jahre nach der Veröffentlichung noch immer eine Vielzahl Gleichgesinnter tummelt. Auf dem DS sind solche spontanen Multiplayer-Partien leider nicht möglich, da lediglich drahtloses Multikartenspiel unterstützt wird.

Wer nicht gegen dröge KI-Gegner antreten will, braucht also jedes Mal willige Mitspieler in direkter Umgebung, die ebenfalls einen DS sowie ein eigenes Catan-Modul bei sich haben. Sicher kein Ding der Unmöglichkeit, aber dann kann man im Prinzip gleich zur Brettspielvorlage greifen, was nicht nur wesentlich geselliger, sondern auch deutlich komfortabler und bei einem Modulpreis von 40 Euro auch noch um ein Vielfaches günstiger ist.

Auf zu neuen Ufern

Auf langen Bahnfahrten oder wo immer sonst Platzmangel herrscht, hat das virtuelle Hosentaschensiedeln natürlich unschlagbare Vorteile, aber im Grunde richtet sich Catan auf dem DS in erster Linie an Solisten. Und die werden auch ordentlich unterhalten. Vor allem die Kampagne sorgt mit 16 individuellen Szenarien für Spaß und Abwechslung. Rahmenhandlung und Präsentation sind zwar nichts besonderes, sorgen mit einer Prise Selbstironie aber zumindest für den einen oder anderen Schmunzler.

Der größte Pluspunkt ist aber zweifelsohne das facettenreiche Aufgabendesign. Hier geht es nicht nur darum, verschiedene KI-Rivalen zu bezwingen, sondern auch mit unterschiedlichen Bedingungen fertig zu werden. Mal sind bestimmte Rohstoffe knapp, mal müssen unter Nebel liegende Inseln und Treibgüter gefunden oder großflächige Wüstengebiete erkundet werden, mal gibt es Bonuspunkte für Häfen oder seefahrerische Pionierleistungen.

Neben dem Originalspiel enthält das Handheld-Catan auch die beliebte Seefahrer-Erweiterung, die für die Kampagne wirklich clever genutzt wurde. Weniger clever wirkt hingegen das unflexible Tauschsystem, das im Gegensatz zur gelungenen Xbox-Variante nicht annähernd an die verbissenen Brettspiel-Feilschereien heran kommt.
Statistiker werden zwar auch auf dem DS bedient, viele wichtige Infos und Übersichten sind allerdings nur über Umwege zugänglich oder fehlen ganz…
Es können lediglich statische Angebote und Gegenangebote gemacht werden, was vor allem bei KI-Gegnern schnell für Verdruss sorgt oder zu endlosen Gebotsorgien führt.

Ein Schritt zurück

Auch bei Übersicht und Spielkomfort muss man einige ärgerliche Abstriche hinnehmen: Bei offenen Angebots- oder Aktionsfenstern wird einem jeglicher Kontrollblick auf das Spielfeld verwehrt; wer momentan die längste Handelsstraße oder größte Rittermacht sein eigen nennt, ist nur über umständliche Untermenüs erkennbar; versehentlich falsch platzierte Bauten oder Banktauschgeschäfte können nicht mehr rückgängig gemacht werden und es gibt keine Anzeige für momentan im Umlauf befindliche Rohstoffe, was nicht nur zu zahlreichen sinnlosen Offerten führt, sondern auch bei Monopolen immer wieder für Ärger sorgt.

Anfängern dürfte hingegen übel aufstoßen, dass es weder ein Tutorial noch einen generell anpassbaren Schwierigkeitsgrad gibt; die insgesamt acht KI-Charaktere verfügen lediglich über individuelle Expansions-, Aggressions- und Talentwerte. Immerhin kann man in den Optionen Anpassungen am Würfelverhalten, der Startaufstellung oder dem Räubereinsatz festlegen, eine laufende Partie jederzeit zwischenspeichern und im informativen Siedler-Almanach blättern. Dafür vermisst man allerdings Komfortfunktionen wie das Verschieben des Blickwinkels per Steuerkreuz oder alternative Darstellungsformen für bessere Übersicht oder attraktiveres Umfeld. Auch vor zum Glück sehr seltenen Spielabstürzen sind wir während der Testphase leider nicht verschont geblieben.

Das Spielprinzip ist allerdings nach wie vor über jeden Zweifel erhaben: Man errichtet Handelsrouten und Gebäude, um angrenzende Rohstoffe zu erwirtschaften, mit denen man weitere Bauvorhaben finanziert, bis man genug Punkte für den Sieg gesammelt hat. Nebenbei kann man auch Ereigniskarten erwerben sowie ertragsblockierende Räuber positionieren und Handel treiben. Simple, aber ungemein motivierende Aufbaustrategie, die aufgrund zahlreicher Zufälligkeiten nie langweilig wird und immer wieder für eine Partie gut ist, auch wenn die DS-Variante viel Potenzial verschenkt und sich eigentlich nur bei der gelungenen Kampagne positiv vom Original und den Vorgängern abhebt, was aus einem an sich sehr guten Spiel ein nur mehr gutes macht…    

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