Hände sind die neuen Füße!

Wie setzt man ein authentisches Snowboarding-Gefühl um, ohne einen Fuß-Controller zu benutzen? Entwickler Chuhai Labs lässt den Spieler die Balance-Bewegungen mit ausgestreckten Armen ausführen. Einfach seitlich zur Strecke aufs virtuelle Board stellen, die Arme ausstrecken, die Controller behutsam in den Kurven neigen und zu Sprüngen kurz in die Luft reißen. So authentisch und immersiv fühlte sich die Abfahrt auf einem Brett vermutlich noch nie an – vor allem, wenn man die noch realistischere Kantensteuerung aktiviert! Da der Körper voll involviert ist, hatte ich trotz wilder Manöver nicht einmal Übelkeitsprobleme! Das hätte ich nach meinen VR-Problemen mit Rallye-Spielen nicht erwartet.

Der Komfort profitiert auch von einer geschickt als Eisrand getarnten Vignette auf der Skibrille. Lediglich ein Muskelkater in den Schultern machte sich nach einer langen Spiel-Session abends bemerkbar – damit kann ich leben. Schade, dass man im Abfahrtsmodus nur auf Zeit statt gegen menschliche Gegner fährt. Bestenfalls der eigene Geist bzw. der von weltweiten Könnern taucht vor mir auf – sofern die fehlerhaften Ranglisten nicht gerade wieder verrückt spielen.

Echte Sportler im Vorteil?

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Manche freigeschalteten Boards eignen sich für Geschwindigkeit, andere für waghalsige Abkürzungen oder Tricks. © 4P/Screenshot

Trotzdem handelt es sich um ein entspanntes und zugleich forderndes Erlebnis. Einfach mal die Hänge hinunter rauschen, einige schön platzierte Höhlen und Abkürzungen erwischen und unterschiedlich gefärbte Schneearten ausnutzen (gelbe gibt es glücklicherweise nicht!). Und dann ist da noch der zweite große Modus, mit Tricks für einen Punkterekord auf Zeit. Wie, du kennst keinen Truck Driver oder die Dracula Method? Na dann schau doch im Internet nach! Obwohl es sich sowohl im Abfahrts- als auch im Trick-Modus um ein einfach gestricktes Arcade-Spiel handelt, ist die Einführung für Neulinge deutlich zu kurz geraten. Keine Trick-Lexika, keine ausführlichen interaktiven Tutorials – hier gibt es nur eine kurze spielbare Erklärung der Grundmechaniken.

Der knifflige Einstieg offenbart aber auch, wie nah sich die Umsetzung der Tricks schon am Original bewegen. Wer zwischendurch das Headset absetzt und sich auf Youtube ein echtes (!) Snowboarding-Tutorial anschaut, kann die benötigten Grabs mit etwas Können danach direkt im Spiel umsetzen. Wahnsinn, oder? Die Hände greifen zwar nicht unter die echten Füße des Spielers, sondern nur auf halber Höhe in die Luft, aber die Bewegung ist nah am Original. Nach dem Absprung bewege meine Hände mit den Bewegungscontrollern einfach an den entsprechenden Punkten ans Board, halte eine Weile die Grifftaste gedrückt und versuche, sauber zu landen. Schön, dass wir an diesem Punkt angelangt sind.

Der Flugverkehr nimmt wieder Fahrt auf

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Das richtige Zielen beim Zugreifen erweist sich trotz kleinem Diagramm als gar nicht so leicht. Der Eisrand zur Übelkeitsvermeidung (und vielleicht auch zur Entlastung des Grafikchips) wirkt unterm Headset übrigens lange nicht so fett wie es auf dem Screenshot aussieht. © 4P/Screenshot

Der Bruch zwischen den Eingaben des Spielers und der Spielfigur ist mit diesem Spiel also wieder einmal kleiner geworden. Dieses Potenzial hat offensichtlich auch Chef-Entwickler Giles Goddard erkannt, der schon in N64-Zeiten als Programmierer von 1080° Snowboarding eine leitende Funktion inne hatte. Über 100 Tricks ergeben sich aus Kombinationen der verfügbaren Griffe und Drehungen. Als Anfänger ohne echte Snowboarding-Erfahrung machte ich allerdings zunächst häufiger mit all den Felsen und Bäumen am Rande diverser Abkürzungen Bekanntschaft, statt sauber die geforderten Grabs abzuliefern. Warum wurde das gerade als Rocket Air gewertet und nicht als Crossrocket Grab mit überkreuzten Händen? Oft konnte ich nicht wirklich sagen, ob die Erkennung zu ungenau arbeitete oder ob ich einfach ein zu blutiger Anfänger war. Vermutlich ist daran auch der Umstand schuld, dass hier so vieles ausschließlich mit der Bewegungssteuerung kontrolliert wird – und sich die verschiedenen Eingaben ein wenig in die Quere kommen.

  1. Ich habe den Spiel keine 10 Minuten geben können. Die Immersion wurde für mich an so vielen Stellen gestört, dass ich direkt eine Rückerstattung beantragt habe.
    Das liegt nur zweitrangig an der kargen Grafik. Details, Abwechslung, markante Stellen auf der Piste und Tiefschnee sucht man vergebens.
    Die maximale Geschwindigkeit war bei mir begrenzt. Mag sein, dass das am Board lag. Allerdings spielt das Board dbzgl keine Rolle, wenn ich von einem 10% auf 20% Gefälle fahre und dennoch gleich langsam bleibe. Fühlte sich wie mit angezogener Handbremse an.
    Das Spiel hat Potenzial. Allerdings hat es mich im jetzigen Zustand eher an eine Alpha erinnert.

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