Die Inszenierung macht’s!

Es wird relativ schnell deutlich, dass die Geschichte von Candle die Spielmechaniken nur umrahmen soll: Ein Stamm, der irgendwann zu gierig wurde und zu lange einem durchtrieben Herrscher gefolgt ist, wird für seine Taten bestraft. Und natürlich muss die Jugend wieder ran, um das auszubaden was die alten Damen und Herren verbockt haben. Während sein komplettes Dorf abbrennt, beginnt die Reise des jungen Teku, der den entführten Schamanen Yaqa vor dem bösen Wakcha-Clan retten muss. Als einzige Waffe dient ihm seine linke Hand, die er als magische Kerze nutzen kann und die im Zentrum vieler Rätsel steht.

Die Geschichte wird hauptsächlich durch einen Erzähler vorgetragen, der auf Tekus aktuelle Situation oder sonderbare Geschehnisse in der Spielwelt hinweist. In den seltenen, aber hübsch gestalteten Zwischensequenzen kommt dann sogar richtige Lagerfeuer-Stimmung auf, wenn die angenehme Märchenonkel-Stimme von der tragischen Vergangenheit des Stamms berichtet. Auch in den normalen Leveln gelingt es Candle, mit seinen handgemalten Aquarell-Zeichnungen immer

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Die handgemalten Aquarell-Zeichnungen sind wunderschön und beleben die Spielwelt. © 4P/Screenshot

wieder tolle Abenteuer-Stimmung zu erschaffen.  Es ist beeindruckend, durch wie viele detaillierte Gebiete der kleine Teku wandert: Von riesengroßen Statuen im Dschungel-Regen, dem verwinkelten Wakcha-Lager, Unterwasser-Passagen, dem Segeln im Mondlicht, bis hin zu einem Ritt durch alte Tempel-Anlagen. Dabei wird beispielsweise das Schmieden eines Hebels so detailliert dargestellt, dass man dabei zusehen kann wie Edelsteine in die Fassung eingearbeitet werden. Candle hat mit etwa 7-15 Stunden nicht nur eine ordentliche Spielzeit, es gibt auch immer wieder Neues zu sehen.

Endlich viele tolle Rätsel!

Der eigentliche Star von Candle sind aber die Rätsel und ihre gelungene Einbindung in die Spielwelt. Denn gerade in manchen Adventures langweilen die Knobelaufgaben irgendwann, oder sind so um die Ecke gedacht, dass man frustriert ist. Bei Candle muss man immer wieder überlegen wie man Teku an einer Feuerquelle Licht beschafft, welche Mechanismen man in Gang setzen muss, um sein Kerzenlicht vor Regen oder Feinden zu schützen, oder welche Kräuter man in welcher Reihenfolge anzündet, um ein Tor zu öffnen. Dabei hat man stets das Gefühl, dass die Handlungen zu den Umgebungen der Stammesgeschichte passen.

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Die vielen Rätsel sind abwechslungsreich gestaltet. © 4P/Screenshot

Man trifft auf Dschungel-Kreaturen, die Teku helfen, die obersten Baumwipfel zu erreichen, nachdem man ihr Junges gerettet hat. Manchmal muss man Gegenstände untersuchen, die sich als geheimer Schalter herausstellen und sich in Schleichpassagen den bösen Wakcha stellen. Die Immersion wird zu keiner Zeit durch blinkende Hinweise oder Markierungen gestört. Man muss die Welt eigenständig erkunden und erhält höchstens mal einen helfenden Hinweis vom Erzähler. Selbst die Gespräche mit den Charakteren der Spielwelt werden zu kleinen Rätseln, da sie ohne Sprache kommunizieren und man die Symbole über ihren Köpfen deuten muss, um zu verstehen, was sie benötigen.

Es gibt auch Schattenseiten

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Manchmal ist die Steuerung vor allem bei Sprüngen etwas unpräzise. © 4P/Screenshot

Neben klassischen Logikrätseln muss in Candle viel durch Hüpfen über die zahlreichen Untergründe gelöst werden. Das geht auf der Switch leider manchmal etwas hakelig von der Hand, so dass es mehrere Versuche braucht, bis Teku sich endlich an einem Abhang hochzieht, oder auf einer Plattform landet. In der Regel ist die Steuerung aber sehr responsiv und der Wechsel aus Springen, Kerze anzünden, Gegenstände benutzen oder Gegner in den Abgrund schubsen funktioniert reibungslos.

So motivierend die Rätsel auch sind, gibt es im Verlauf des Spiels leider immer wieder Backtracking. Manchmal muss man Gegenstände von A nach B bringen und immer wieder zu denselben Charakteren bringen. Hier hätte ich lieber eine kürzere Spielzeit anstatt einer Streckung in Kauf genommen. Auch die Geschichte dümpelt zum Ende des Spiels mehr vor sich hin, als eine wirkliche Motivation für Tekus Weiterreise zu bieten.

  1. Gut, dass ich es sehr günstig geschossen habe. Ich mag ja Rätselspiele, sowohl in 2- wie auch in 3D, aber hiermit werde ich nicht warm. Sinnloses try-and-error oder simples press-Y-to-win wechseln sich mit schöner Regelmäßigkeit ab. Dazu massives Backtracking und eine hakelige Steuerung direkt aus der Hölle. Die Umgebung ist, gerade im Handheld-Modus, nicht lesbar, Mechaniken werden nicht erklärt und wiedersprechen zum Teil jeder Logik, weil es für das Rätsel halt, an der Stelle, so sein muss.

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