Denn auch das funktioniert denkbar schlecht: Um ein anderes der knapp 20 Enden zu erreichen, spielt man jedes Mal von vorn. Es gibt keine Rücksetzpunkte, an denen man sofort eine andere Entscheidung treffen kann. Stattdessen liest man den langsam scrollenden Gesprächsverlauf stets aufs Neue. Das ist bestenfalls ermüdend – ein Effekt, den die Entwickler so mit Sicherheit nicht vorgesehen haben. Interessanterweise hat ausgerechnet ein Film, Bandersnatch aus der der Black-Mirror-Serie, gerade erst gezeigt, wie Rücksetzpunkte diesem spielerischen Element eine motivierende Dynamik verleihen.

Es ist und bleibt ein Handy-Spiel

Das Problem ist eine weitere konzeptionelle Schwäche: Auf Android und iOS funktioniert Bury Me, My Love anders als die frisch veröffentlichten Version für PC und Switch. Liegen zwischen manchen Dialogen auf den Smartphones nämlich einige Minuten, Stunden, mitunter sogar Tage, geht es auf PC und Switch nach einer symbolischen Visualisierung der vergangenen Zeit immer weiter. Dadurch fehlt nicht nur die Illusion über ein Handy zu kommunizierten, es ist auf Dauer auch einfach ermüdend, in einem Zug langsam ankommende Textreihen zu lesen.

Mindestens auf PC hätte man das Spiel doch ähnlich wie z.B. WhatApp Web anlegen können, also als Anwendung, die sich immer dann meldet, wenn Nour einen Text oder ein Bild schickt. Auf Switch hätte hingegen die Touch-Steuerung funktionieren müssen, was selbst dann nicht der Fall ist, wenn man die Ansicht in den Portrait-Modus stellt. Im gegenwärtigen Zustand sind die neuen Fassungen auf ihren jeweiligen Systemen wie fehl am Platz.

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Nur hin und wieder begleiten Fotos wie dieses die Unterhaltungen. © 4P/Screenshot

Lehrbuch statt Umgangssprache

Und noch etwas: Auch die Formulierungen der Nachrichten von sowohl Nour als auch Majd hätten an tatsächliche Nachrichten erinnern müssen, denn in ihrer vorhandenen Form sind sie viel zu deutlich als erklärende Lehrbuchtexte oder Protokolle zu erkennen. Wenn Nour vom Leben in einem Flüchtlingslager oder einer Demonstration der Flüchtlinge erzählt, kann man sowohl in ihrem Teil der Unterhaltung als auch in Majds ergänzenden Antworten den pädagogischen Zweck geradezu riechen, was nicht nur der Aufnahmebereitschaft, sondern vor allem dem Spielgefühl schadet. Umso seltsamer übrigens, dass es nicht einmal einen fiktiven Browser gibt, in den man grundlegende Informationen zur Flüchtlingskrise, den Orten von Nours Reise und anderen Eckpunkten nachlesen könnte.

Stumme Protagonisten

Zu allem Überfluss verzichtet Entwickler Pixel Hunt auf Sprachnachrichten. Nur jeweils zum Schluss meldet sich Nour mit ein paar Worten, aber dann ist es freilich zu spät. Was hätte es für einen Unterschied gemacht, wenn man schon früher Enttäuschung oder Freude hätte hören können – von anderen hinter ihr sprechenden Figuren ganz zu schweigen oder gar einem Zittern in ihrer Stimme. Wie viel lebendiger wäre das gewesen.

Ich rede nicht von einer aufwändigen audiovisuellen Präsentation. Doch das normale Texten hätte in diesem Spiel um einiges echter wirken müssen. So entlarvt auch diese Schwäche das Spiel als ein Projekt mit höchst lobenswertem Ansatz – zeigt aber auch das Unvermögen der Entwickler die richtige Form zu finden, um ihr Anliegen nachvollziehbar zu vermitteln.

  1. Jo, ihr schafft es offensichtlich nicht.
    Warum man nicht gleich den Thread dicht gemacht hat? Weil ich den Glauben an die Menschheit noch nicht verloren habe. Was sich immer wieder als blöder Fehler erweist.
    Und ja, meiner Meinung nach kann man es Hass nennen, wenn man all seine persönlichen Probleme auf Flüchtlinge allein schiebt.
    Der Thread ist nun geschlossen.

  2. DeathHuman hat geschrieben: 21.01.2019 15:32 Können wir das "Hass"-Argument bitte mal sein lassen?
    Kritik an Islam, SJW-Praktiken und Asyl(-Politik) hat nichts mit Hass oder Menschenverachtung zu tun...
    Kritik jakann man ueberall ueben, wenn man aber meint mit Begriffen wie linksgruene Jubelperser etc um sich zu werfen hat das nicht mehr viel mit Kritik zu tun oder wenn man meint irgendwelche Vorurteile auspacken zu muessen wie das alle Fluechtlinge ihren Pass verlieren etc. aat halt mit der Wahrheit dann auch nicht viel zu tun und das sage ich als jemand der mit Fluechtlingskindern gearbeitet hat. Wenn dir ein kleiner Junge ein Bild malt auf dem du siehst was er durchgemacht hat (Opa und Bruder blutend am Boden), dann lernst du eben das nicht alles so einfach ist wie mancher es gerne machen wuerde.

  3. Ich trau mich ja garnicht was zu schreiben, weil offenbar schon ein Satz genügt um in irgendein Lager gesteckt zu werden.
    Also erwähne ich ganz schnell, dass ich euch alle aktuell ziemlich unausstehlich finde ... und ich trotzdem über Imperators erstes Posting geschmunzelt habe.
    Aber ganz ehrlich... was habt ihr erwartet, liebe Redaktion? Das Spiel selbst ist nicht gut. Weder technisch, noch spielerisch, nicht einmal inhaltlich wird aus den Vollen geschöpft. Dass sich daraus so eine Diskussion entwickelt, war abzusehen. Vielleicht wäre es besser hier gleich nen Riegel vorzuschieben, also die Kommentare zu sperren, bevor wir gänzlich den Respekt gegeneinander verlieren? Bei der Thematik kann man nämlich nicht gewinnen. Das ist zu komplex für das Internet.
    //Nachtrag: Und ne Rotschwäche haben hier viele offenbar auch.

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