Mehr Flow, weniger Flüche
Warum gibt es überhaupt einen neuen Spielmodus? Weil die kanadischen Entwickler das Feedback von Fans und Presse zum Anlass genommen haben, das Erlebnis von Below zu verbessern – übrigens auch für PC und Xbox One. Ben kritisierte damals im Test (Wertung: 71%) zurecht, dass Below “zwar sowohl visuell als auch akustisch mächtig beeindruckend (ist) – spielerisch aber eine so anstrengende Sisyphusarbeit (verlangt), dass es stellenweise keinen Spaß macht.” Der Grat zwischen motivierendem Anspruch und nerviger Anstrengung wurde im Original überschritten, zumal man immer wieder von vorne beginnen musste.
Auch die Wiederholung kann bekanntlich unterhaltsam sein, nur begegnete man auf dem Weg von A nach B oder zurück zum Ort seines Todes nicht nur Monstern, sondern musste auch noch ständig mit Hunger und Durst fertig werden – was es selbst in reinen Kampf-Abenteuern wie Sekiro oder noch gnadenloseren Taktikmonstern der Marke Darkest Dungeon nicht gab, sondern eher in Don’t Starve & Co. Capybara hatte es mit der Ernährung zum Überleben plus sofortiger Tode durch Stürze oder Fallen übertrieben. Und genau an dieser Stelle setzt der neue Modus “Erkundungsspiel” an, indem er all zu nervige Aspekte weglässt, um letztlich für mehr Flow statt Flüche zu sorgen. Ihr wollt trotzdem das “Überlebensspiel” wie im Original? Das ist auf PlayStation 4 auch an Bord.
Explore statt Survival
Ich bin grundsätzlich ein Fan der anspruchsvollen Abenteuer – und schalte meist einen Schwierigkeitsgrad höher. Daher freut es mich, dass “Erkundung” für deutlich mehr spannenden Spielfluss sorgt, ohne dadurch in eine schale Leichtigkeit abzudriften: Zwar hat man Hunger und Durst sowie einige sofortige Tode gestrichen, aber der Held kann sich verwunden und blutet weiter, wenn er nicht Bandagen anlegt. Es gibt ja immer noch viele Fallen und Feinde, so dass man gut aufpassen und behutsam erkunden muss. Vor allem angesichts der ineinander verschlungenen, über Licht und Schatten aber hervorragend konturierten, nur leider auch sehr kleinteiligen Kulisse. Hier wirkt alles wie in einem verwunschenen Miniatur-Dark-Souls, man möchte weiter hineinzoomen, sich seinen Helden genauer anschauen oder am liebsten den “Jetzt-alles-in-groß-Knopf” drücken.
Von seinem ganzen spielmechanischen Ansatz her, nicht nur aufgrund seiner monumentalen Bildsprache oder dem Verzicht auf direktes Erzählen, ähnelt Below nämlich eher einem Souls als einem Don’t Starve: Man muss Schild, Schwert sowie Bogen clever einsetzen, kann über den Analogstick die Richtung des Blocks bestimmen, aus der Deckung kurz zustechen oder mit dem Schild ausholen, dazu nach hinten ausweichen oder wuchtig attackieren. Auch im neuen Erkundungsspiel bleibt es also bei einem intensiven Kampfabenteuer! Und man darf ja nicht vergessen, dass es sich sein Mysterium bewahrt: Hier muss man sich von Beginn an ohne Tutorial-Leine einen Pfad durch eine gefährliche Fantasy-Welt bahnen, die so einige erzählerische Geheimnisse und kleine Rätsel birgt. Man muss immer die Augen offen halten, mit seinem Inventar experimentieren sowie mit der Umwelt interagieren.
Schritt für Schritt deckt man mit seiner Fackel oder dem Lichtstrahl verschlungene Pfade durch mannshohe Wiesen und schroffe Felslandschaften auf, bis man den nächsten Dungeon erreicht und weiter in die Tiefe hinab steigt. Warum eigentlich? Die Story bleibt lange Zeit sehr vage, die Motivation des Helden unklar. Hier ist man noch reduzierter als etwa ein Hollow Knight.
Dabei sorgen vor allem die tollen Soundeffekte und Melodien von Guthrie, aber auch feine visuelle Details wie bewegtes Gras, Spiegelungen im Wasser oder glimmende Partikeleffekte für eine dichte Stimmung, während Inventar und Handwerken zunächst etwas spröde bis undurchdacht wirken. Man freut sich über jedes Feuer, weiß das Licht zu schätzen und fuchst sich so langsam in das Herstellen von Gegenständen hinein. Im Gegensatz zum Original gibt es auch keinerlei Abstürze oder technische Probleme auf der PlayStation 4. Das Freischalten neuer Gebiete und Höhlen macht jetzt auch deshalb mehr Laune, weil man beim Ableben nicht alles von vorne machen muss: Man beginnt als neuer Held am Strand, aber kann sich zum letzten großen Lagerfeuer teleportieren, um von dort die Stelle seines Todes mit dem Rest der Beute zu suchen – alle Entdeckungen bleiben also erhalten. Mehr über die Spielmechanik sowie den ursprüngichen Überlebensmodus erfahrt im damaligen Test von Ben.
Und No Man's Sky wurde bei euch nachgewertet
Die Sache ist, dass wir generell nicht nachwerten. Deshalb erwähnen wir, wenn Neuerungen auch in anderen Versionen vorhanden sind, ändern aber nicht die Wertung. Jörg hat sich ja nur die PS4-Version angeschaut.
Mochte das mysteriöse und düstere sehr und die Verbesserungen hören sich gut an, aber bin nicht sicher ob es nochmal lohnt, wenn man es schon (komplett) durch hatte. Wünschte es wäre so released worden aber zumindest kann ich es jetzt weniger frustbereiten Freunden empfehlen.
Jetzt ist es auch für mich interessant.