Assassin's Creed 4: Black Flag(Action-Adventure) von Ubisoft Credit: Ubisoft / Ubisoft

Erzählerisch besser macht man es in der Vergangenheit: Edward Kenway, der Großvater des Helden aus AC3, ist in der Karibik als Freibeuter unterwegs, um sich seinen Traum vom Reichtum zu erfüllen, damit er schließlich zurück nach England gehen kann, um seiner Ehefrau und Familie ein sorgloses Leben zu bieten. Auf den ersten Blick ein Klischeeabziehbild und bei Weitem nicht so interessant scheinend wie der geheimnisvolle Altair, der charismatische Frauenheld Ezio oder der rachsüchtige Indianer-Mischling Connor, hat er als Figur letztlich mehr zu bieten als alle anderen zusammen. Er ist ein Wanderer zwischen Welten, der Aufstieg und Fall der Piraten miterlebt. [GUI_PLAYER(ID=107903,width=300,text=Serientypisch werden historisch verbürgte Figuren interessant mit den fiktiven Figuren und Geschehnissen verknüpft.,align=right)]Mal kämpft er auf Seiten der Templer. Dann wiederum setzt er auf die Freibeuter, nur um schließlich auf Seiten der Assassinen zu kämpfen. Dass er dabei ihr Credo “Alles ist erlaubt” gehörig missversteht und für seine Zwecke missbraucht, anstatt mit seinen Fähigkeiten dem Gemeinwohl zu dienen, findet er erst spät und auf Kosten anderer heraus. Er ist sich selbst am wichtigsten, zerrissen zwischen der Liebe zu seiner Frau auf der einen und der Liebe zur See und Piraterie auf der anderen Seite. Während die Assassinen vor ihm in ihrer Zeichnung und Entwicklung eindimensional bleiben, bringt er eine Ambivalenz mit, die mich neugierig gemacht hat und die für mich der Hauptgrund war, mich trotz mechanischer Stagnation durch die Kampagne zu kämpfen. Zumal er bis zum Ende der etwa 15 bis 20 Stunden dauernden Geschichte serientypisch viele zeitgenössische sowie historisch verbürgte Figuren kennenlernt, darunter den legendäre Pirat Blackbeard, die beiden Freibeuterinnen Mary Read und Anne Bonny oder Benjamin Hornigold. Im erzählerischen Kontext wirken die Figuren, die mit ihnen verbundenen Themen wie z.B. Sklaverei oder ihre Auswirkungen auf die Entscheidungen Edwards sogar glaubwürdiger als die Gründungsväter Amerikas in Teil 3 in Bezug auf Connors Leben.

Best and worst of Assassin’s Creed

Ich spiele und teste Assassin’s Creed seit dem ersten Teil. Und jedes Jahr hoffe ich, dass mechanisch etwas mehr Anspruch eingefordert wird, sei es nun beim Klettern auf Schienen, beim Schleichen oder bei den Kämpfen gegen die meist schwache KI – allesamt Elemente, die mit nur wenig optionalem Modifikationsaufwand eine neue Ebene erreichen könnten.

Das dynamische Wetter führt mitunter zu spektakulären Erlebnissen.
Das dynamische Wetter führt mitunter zu spektakulären Erlebnissen. © 4P/Screenshot

Gebt mir optional die Möglichkeit, eine Art Ausdauer einzuschalten, damit ich nicht zehn Minuten am Stück an einem Vorsprung hängen könnte. Lasst mir die Wahl, das Symbol zu deaktivieren, mit dem ein gegnerischer Angriff signalisiert wird, so dass ich rechtzeitig einen Konter setzen kann. Und wäre es so schwer, in den Einstellmöglichkeiten einen Punkt einzubauen, bei dem mir nicht angezeigt wird, in welcher Richtung nun ein Feind steht, der mich entdeckt hat? Die Spannungsmomente wären deutlich häufiger, die Panik bei Entdeckung deutlich intensiver, die nach wie vor schick choreografierten Kämpfe wären fordernder. Und das alles optional, für die Spieler, die nicht nur geleitet werden wollen. Dafür würde ich sogar auf viele der bewährten Elemente verzichten, die es auch hier wieder gibt und die in der Summe sogar vielfältiger sind als bei dem in dieser Hinsicht zurück gestuften Assassin’s Creed 3. Hier kommt man zwar schnell in einen angenehmen Spielfluss, doch der Spannungsbogen ist in den ersten Stunden zu schlaff. Auch weil sich die Gegner-KI wieder einmal bemerkenswert uneinheitlich zeigt und zwischen fordernd und proaktiv suchend auf der einen sowie grenzdebil auf der anderen Seite schwankt.

Die Ausflüge und Gefechte auf See mit Edwards Segler Jackdaw inkl. Angriffen auf gegnerische Forts, die hier zwangsläufig deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen, kennt man aus Teil 3 – auch wenn sie hier stark verfeinert und intensiviert, aber auch noch arcadiger und michaelbayiger wurden. So muss man beim Entern gegnerischer Schiffe z.B. erst den gegnerischen Kahn bewegungsunfähig machen, bevor man die übrige Besatzung dezimiert und Sonderaufgaben wie das Zünden einer festgelegten Anzahl Pulverfässer, das gezielte Töten von Offizieren oder das Zerstören der Flagge am Hauptmast erledigt, um das Schiff und die Besatzung vollends unter Kontrolle zu haben.

Die meisten Mechaniken sind mit all ihren Vor- und Nachteilen bekannt.
Die meisten Mechaniken sind mit all ihren Vor- und Nachteilen bekannt. © 4P/Screenshot

Das Upgrade-System stammt zwar aus keinem der Assassin’s-Creed-Spiele, ist jedoch allen ein Begriff, die Far Cry 3 gespielt haben: Jagt man Tiere und häutet sie bzw. nimmt sie aus, kann man die hier gewonnenen Rohstoffe nicht nur gewinnbringend verkaufen, sondern in Upgrades z.B. für Gesundheit, neue Pistolengurte etc. umwandeln. Wieso man das klassische Kaufen der Upgrades damit ersetzt, erschließt sich mir nicht. Wenn man die Jagd, die offensichtlich ein beliebtes Element des Vorgängers war, partout integrieren wollte, dann eben, um Rohstoffe zum Verkaufen oder Nahrung für die Schiffsfahrten zu Sammeln. Doch es gibt auch ein paar erfrischende Elemente wie z.B. die Möglichkeit, bei Wracks nach Schätzen zu tauchen, was allerdings erst nach etwa der Hälfte der Kampagne freigeschaltet wird. Dabei muss man seinen Luftvorrat im Auge behalten und seine Route gut planen, während man Gefahren wie Haien oder Feuerquallen aus dem Weg geht. Man kann auf den Tauchgängen sogar Höhlen entdecken, die man wie Ezio in der italienischen Renaissance erforscht. Ebenfalls interessant sind die Schatzkarten: Über diese bekommt man die Koordinaten einer Insel sowie eine mitunter kryptische Skizze des Fundorts der Truhe und muss nun selbst entschlüsseln, wo sich der Schatz befindet. Als Belohnung locken nicht nur stattliche Goldsummen, sondern auch Elite-Upgrades für das Schiff und seine Bewaffnung, die man auf herkömmlichen Weg nicht bekommen kann. Doch diese gut integrierten Neuerungen reichen nicht, um AC4 mit einem neuen Spielgefühl zu versehen. Vieles bleibt zu bekannt, zu routiniert und unter dem Strich wie die Kämpfe zu langweilig.



  1. lefu hat geschrieben:Wieviel hat Ubisoft euch überwiesen damit Ihr 79% gebt? Das Spiel ist bis auf die fantastische Optik eine Katastrophe. Die erwähnte schlechte KI ist nicht nur störend sondern macht das Spiel komplett kaputt. Entnervend viele Missionen bestehen aus stupidem zigfachem trial&error mit den verbunden "desyncs": frustrierend und langweilig. Von dem misslungenen Versuch die Kernelemente, 3D Stealth-Jump`n`Run Action, durch diverse Casual-Action-MMO-Elemente zu ergänzen mal ganz zu schweigen. Kein Fisch kein Fleisch mehr das Ganze. Einzig die Piraten Story treibt einen zum weiterspielen.
    du verstehst schon den begriff subjektivität, oder???
    das da nich unbedingt jeder deiner meinung is, sollte doch irgendwie klar sein.

  2. Also bis jetzt hatte ich ja jedes AC durchgespielt. Wobei ich bei AC3 schon mehr oder weniger dazu zwingen musste. Aber AC4 wird das erste AC was ich vorläufig beenden werde und wohl nie durchspielen werde. So schön und gut die Karibik umgesetzt wurde....ich finde es stink langweilig! Ich bin einfach kein Piraten Fan und man viel auf den Meer unterwegs ist finde ich nervig und langweilig. In AC3 fande ich die Schiff Nebenmission klasse weil es halt ne Nebenaufgabe war. Aber hier meh... Was mich auch stört das dass Spiel 0 Assassin Feeling hat. Edward ist mir zwar um einiges Symaptischer als Connor, aber in ein AC will ich nun mal einen Assassinen Spielen und das iss er nicht.
    Und auch sonst finde ich das Spiel eher lala. Story reißt mich auch nicht mit :?

  3. Wieviel hat Ubisoft euch überwiesen damit Ihr 79% gebt? Das Spiel ist bis auf die fantastische Optik eine Katastrophe. Die erwähnte schlechte KI ist nicht nur störend sondern macht das Spiel komplett kaputt. Entnervend viele Missionen bestehen aus stupidem zigfachem trial&error mit den verbunden "desyncs": frustrierend und langweilig. Von dem misslungenen Versuch die Kernelemente, 3D Stealth-Jump`n`Run Action, durch diverse Casual-Action-MMO-Elemente zu ergänzen mal ganz zu schweigen. Kein Fisch kein Fleisch mehr das Ganze. Einzig die Piraten Story treibt einen zum weiterspielen.

  4. Ja, da sagst du etwas Wahres. Sie haben wohl erkannt, dass Spiele sich am besten verkaufen, wenn sie bestimmte Triebe befriedigen. Die Trieb zum sammeln und jagen, der wird von ihren Games gut befriedigt. Immer wieder wollte ich bei FC 3 und auch bei AC 4 sammeln, aufrüsten und Gebiete von Feinden säubern und ich wusste gar nicht warum. Über 40 Stunden hab ich nur damit verbracht. Das war einfach dieser Höhlenmenschinstinkt, der mich dazu trieb. Es ist zwar in Ordnung, dass Ubisoft an diesen Instinkt appelliert (machen ja viele Spiele so), aber es täuscht nicht über erhebliche Schwächen hinweg, die ihre Spiele haben. Meine Lobhymne, die ich auf dervorigen Seite auf AC 4 gesungen habe, nehme ich zurück. AC 4 kann insgesamt zwar relativ gut unterhalten, aber es hat definitiv grosse, störende Schwächen. Die Wertung 79% passt gut.

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