Assassinen unter sich

Stellt man die Fähigkeiten Ezios und Altairs gegenüber, hat der Meuchelmörder der Renaissance klar die Nase vorn: Nicht nur, dass er im Kampf die gleichen Konter- und Ausweichmöglichkeiten oder Wurfmesser zur Verfügung hat und er in den Kanälen Venedigs auch schwimmend entkommen kann. Er kann im z.B. auch seinen Gegner entwaffnen, dessen Waffe selbst schwingen, ihn im Nahkampf packen und ihm weitere Schläge und Tritte verpassen, während Altair seinen Feind nur von sich wegstoßen konnte.

Die brachialen Kämpfe sind aufwändig choreografiert und bieten mit z.B. Entwaffnungen einige neue Möglichkeiten. Die Doppelklinge ist allerdings viel zu mächtig.

Außerdem kann er mit Rauchbomben seine Feinde verwirren und so eine ungefährlichere Flucht vorbereiten. Er kann zahlreiche, viel zu häufig in der Stadt verteilte Personengruppen wie Diebe oder Kurtisanen anheuern, um entweder Wachen abzulenken oder ihn bei der Flucht zu unterstützen. Er hat zudem die Möglichkeit, eine Klinge mit Gift zu versehen und einen Feind auf diese Art und Weise auszuschalten. Er kann sogar eine Art Schusswaffe benutzen, deren Zielvorrichtung allerdings enorm viel Zeit in Anspruch nimmt. Und er kann jetzt tatsächlich in der Menge untertauchen und die Bevölkerung aktiv nutzen: Jedes Mal, wenn er sich unbemerkt unter eine Gruppe von mindestens vier Passanten mischt, wird Ezio für die Wachen nicht mehr erkennbar. Optisch wird dies durch ein futuristisches  Muster unter den Füßen der Gruppe sowie eine Graufärbung von Ezio und den Zivilisten kenntlich gemacht.

Viele Waffen, mächtige Klingen

Man hat also deutlich mehr Möglichkeiten, seine Tötungsmissionen zu lösen und unerkannt zu entkommen. Doch unter dem Strich spielt sich Ezio trotz aller Erweiterungen und zusätzlicher Optionen gar nicht so anders wie ich es erwartet hätte und wie es sich anhören mag. Was vor allem einer bislang noch nicht erwähnten Ergänzung seines Arsenals zuzuschreiben ist: Der Doppelklinge. Denn anstatt wie sein mordender Kollege zur Zeit der Kreuzzüge eine Klinge im Ärmel zu haben, verfügt er über zwei, deren Möglichkeiten immer wieder für hoch befriedigende Momente sorgen. Wenn sich Ezio unbemerkt an zwei Wachen heranschleicht und einen links, einen rechts, dann beide fallen lassend die Soldaten aus dem Verkehr zieht, sieht das nicht nur gut aus – es sorgt auch für Genugtuung.

Gleiches gilt, wenn sich Ezio aus einigen Metern Höhe wie ein Adler auf seine nichts ahnenden Opfer stürzt und sie mit seiner Doppelklinge beinahe in den Boden spießt. Das Problem mit diesen Klingen: Sie sind zu mächtig. Was wiederum dazu führt, dass man fast immer nur mit ihnen unterwegs ist und die anderen angebotenen Möglichkeiten nur in Ausnahmefällen nutzt oder wenn man dazu vom Missionsdesign gezwungen wird. Bei Tötungen aus dem Schatten heraus ist ihre Effizienz klar, logisch und nachvollziehbar – und nicht zuletzt unheimlich befriedigend, wenn man feststellt, dass der Plan aufgegangen ist.

Ezio kann auch versuchen, Auseinandersetzungen zu entkommen.

Aber dass man mit den kleinen Doppelklingen im normalen Kampf mit entsprechendem Einsatz des Konterns ebenso tödlich ist, wirkt befremdlich und entwertet auch die neuen Möglichkeiten des Entwaffnens.

Die martialische Leichtigkeit

AC2 gerät trotz ebenso eleganter wie martialischer Tötungsmanöver niemals über den schmalen Grad der Gewalt zum Selbstweck hinaus. Ganz im Gegenteil: Als Teil einer pompösen Kampfchoreografie kann man die Grazie nicht genug bewundern, mit der Ezio dem schier übermächtigen Feind die Doppelaxt entreißt, sich schwungvoll um seine Achse dreht und dann die Schneide im Helm des Gegners versenkt. Aber Kenner des Vorgängers werden sich erinnern, dass bereits in Jerusalem aufwändig choreographiert gekämpft wurde. Dementsprechend wirkt das Kampfsystem eher wie eine Ergänzung denn wie eine Weiterentwicklung.

Und der Kampf scheint insgesamt auch gegen zahlenmäßig überlegene Gegner deutlich einfacher – vor allem auch dann, wenn Kumpanen an Ezios Seite kämpfen, die Feinde ablenken, so dass man diesen dann gemütlich von hinten mit einem Treffer das Lebenslicht ausbläst, bevor man zum nächsten Opfer weiter zieht, das sich natürlich nicht um einen kümmert. Die Tode, die ich über die gesamte Kampagne einstecken musste, resultierten nicht in einem einzigen Fall aus Kampfverlusten, sondern aus Falscheinschätzungen beim Abspringen von zu hohen Gebäuden. Und das war im Vorgänger noch anders – dort hat auch das normale Gefecht ab und an zu Altairs Ableben geführt.

Schauplatz vs. Spielplatz

Die größte Änderung findet sich im Missionsdesign: Die Zeit, in denen man sechs von zehn meist eintönigen Aufgaben lösen musste, bevor man sich an sein Attentatsziel heranwagen durfte, ist glücklicherweise vorbei. Stattdessen reist Ezio in etwas weniger engem Korsett weitestgehend linear von Florenz durch die italienische Provinz über das imposante Venedig bis nach

Nicht nur beim Fliegen ist die Architektur der italienischen Renaissance ein Hochgenuss.

Rom. Das bedeutet aber nicht, dass man abseits seines Rachefeldzuges nichts mehr zu tun hat. Aber anstatt dem Spieler ein Areal zum Austoben zu geben wie z.B. in Just Cause, nutzt man die offene Welt hier, um den Meuchelmördereien ein ansprechendes Ambiente zu verpassen – hier stellt man sich gerne mal auf ein Dach und schaut einfach nur zu, wie das Leben pulsiert.

Dieses Ambiente hätte allerdings noch glaubwürdiger gewirkt, wenn auch die Bevölkerung einen Verhaltensfortschritt gemacht hätte. Dass Händler und Passanten ihrem Tag- oder Nachtwerk nachgehen und die Straßen füllen, kennt man bereits aus dem Vorgänger. Und auch viele Reaktionen, wie das Zurückweichen der Zivilisten, nachdem sie einen bei einer verbotenen Tat wie z.B. dem neuerdings möglichen Ausrauben der besiegten Gegner beobachtet haben, sind keine neuen Verhaltensmuster. Es bleibt auch bei alten Inkonsequenzen wie dem nur kurzzeitig irritierten Innehalten, wenn Passanten über eine Leiche stolpern oder ihnen eine von Ezio vom Dach geworfene Wache vor die Füße fällt. Ich bezweifle, dass die Tötungsrate im Venedig der Renaissance tatsächlich derart hoch war, dass die von Ezio dem Leben entrissenen Wachen und selbst Zivilisten tatsächlich so teilnahmslos zur Kenntnis genommen wurden.

In jedem Fall kratzen diese immer wiederkehrenden Verhaltensmankos am Gesamteindruck, der nach wie vor gut ist, aber so viel mehr hätte sein können, wie z.B. die Momente während des Karnevals deutlich machen: Gaukler auf den Straßen, Feuerschlucker und überall maskierte und verkleidete Passanten transportieren die lockere Stimmung nahezu mühelos. Grundlegende Änderungen der Reaktionen auf Tote dürfen natürlich auch hier nicht erwartet werden, aber mit den kleinen Überraschungen während des Karnevals können einige der unglaubwürdigen Verhaltensweisen übertüncht werden.

     

  1. Aläx hat geschrieben:Nochmal zum Klettern: das soll kein Assassinen Simulator sein!
    Nach einem Attentat soll man schnell entkommen und dabei wäre es nur hinderlich, wenn man bei jedem Wand hochklettern erstmal 10 Minuten überlegen muss, wie man da jetzt hoch kommt.
    Und selbst wenn, wie wollt ihr das realisieren? Jeweils ein Knopf für rechte Hand, linke Hand, rechter Fuß, linker Fuß?
    Wie soll das denn bitte gehen? Gamepads haben eben ein paar Knöpfe weniger und sonst wär die Tastatur total überladen.
    Der Kritikpunkt ist somit einfach nur falsch!
    Hier im Test ist vieles einfach nur total falsch. :lol:
    RhymeSayer hat geschrieben: ...
    Einige Leute scheine hier wohl was nicht zu verstehen. Es ist durchaus möglich, dass der 2. Teil besser ist als der 1. und trotzdem eine schlechtere Wertung hat. Der 1. Teil ist im Jahre 2007 erschienen und der 2. 2009. Dazwischen liegen 2 Jahre, in denen die Entwickler genug Zeit hatten. Ihr müsst das mit der Wertung nicht an dem Vörgänger messen, sondern an der Zeit. ;)
    ...
    Wertungen müssen immer am Vorgänger gemessen werden, ansonsten brächte man doch gar nicht erst testen und könnte die Vergleiche sparen. Fakt ist, dass der zweite Teil alles besser macht als der erste und auch noch einige Neuerungen mitbringt wie zum Beispiel das Ausbauen der Stadt und die deutlich besseren Missionen. Alles ist jetzt nicht mehr so eintönig und die Welt kann jetzt im Gegensatz zu Teil 1 frei bereist werden und das abseits der Missionen wann immer man möchte.

  2. Nochmal zum Klettern: das soll kein Assassinen Simulator sein!
    Nach einem Attentat soll man schnell entkommen und dabei wäre es nur hinderlich, wenn man bei jedem Wand hochklettern erstmal 10 Minuten überlegen muss, wie man da jetzt hoch kommt.
    Und selbst wenn, wie wollt ihr das realisieren? Jeweils ein Knopf für rechte Hand, linke Hand, rechter Fuß, linker Fuß?
    Wie soll das denn bitte gehen? Gamepads haben eben ein paar Knöpfe weniger und sonst wär die Tastatur total überladen.
    Der Kritikpunkt ist somit einfach nur falsch!

  3. Naja, an AC II kann man schon weit mehr aussetzen:
    Da wäre das Kampfsystem, das einem mit stupiden Linke-Maus-Klicks jeden Kampf gegen 5 verschiedene Wachentypen gewinnen lässt.
    Da wäre das Klettern, das per Leertaste-gedrückt-halten automatisch abläuft.
    Da wären die Sidequests, die außer "Verprügele den betrügerischen Ehemann" nichts bieten.
    Da wären die Attentatsmissionen, die sich alle viel zu stark gleichen.
    Da wären die 6 Dungeons, die sich bis auf wenige Stellen im Schlaf durchspielen lassen und - unter anderem deswegen - zum Gähnen sind. (Übrigens sind die einzigen schweren Stellen im Spiel nur deshalb herausfordernd, weil sie unfair sind.)
    Die Story fand' ich in weiten Teilen auch einfach fad. Zwar hatte diese Potential, aber das haben die ganzen Handlungslöcher dann wieder zunichte gemacht...
    Dabei will ich ACII ja nicht mal alles absprechen: Es sieht wunderschön aus, hat einen tollen Soundtrack und die Städte wirken recht lebendig. Die Präsentation ist vom allerfeinsten, nur spielerisch war mir das alles oft zu platt. Trotzdem hab ich´s ganz gerne gespielt, aber "Gold" würde ich dem Spiel nicht geben.

  4. Habe das Spiel gestern Platiniert und finde 82% viel zu hart!!!
    Sicherlich...das Spiel ist zu einfach ( Auch mein gröster Kritikpunkt) und das Wirtschaftssystem war wirklich nicht ausgereift. Aber ansonsten hat AC2 viele TOP gemacht. Okay das Klettern hätte viell etwas komplexer sein können. Aber hey...bei den neuen TR Teilen regt sich auch keiner auf das Lara vieles selber macht :roll:
    Gold ist für AC2 locker drin. Aber 4p macht ihren Name alle ehre mal wider :roll:

  5. pokerstaro hat geschrieben:@ Sarkasmus: Hier sind alle Glyphen-Lösungen mit Bildern:
    http://www.videogameszone.de/Assassins- ... 699602/14/
    Bin mit dem Spiel heute morgen Fertig geworden. An sich ist das Spiel sehr gut. Leider etwas zu einfach. Hatte keine Situation in der ich ernsthaft in Schwierigkeiten gekommen bin. Gestorben bin ich nie in kämpfen. Und diesen Animus fand ich irgendwie .... :roll:
    Würde dem Spiel ne gute 80 geben.
    Jep, AC II ist sehr einfach. Brotherhood bietet hingegen zusätzliche Herausforderungen an, aber grunsätzlich bleibt der simple Schwierigkeitsgrad erhalten!
    Meiner Meinung nach hätte es genügt, die Heiltränke zu entfernen. Die Heilung ist echt zu stark für so leichte Kämpfe. Und wer braucht schon 15 Stück davon? :lol:

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