Ängste und Spanungen

Es hätte auch deshalb besser gepasst, weil ich das Abenteuer trotz seiner ernsten Themen als zu unbeschwert empfinde. Viele Handelnde sprechen und fluchen zwar im harten Ton einer glaubwürdigen Umgangssprache, doch einige Konstellationen sind so verspielt und oberflächlich, dass sie wie nebensächliche Stichpunkte anmuten. Ich begegne etwa einem Jungen, dessen Familie kaum etwas zu essen hat. Also angelt er in einem beinahe vollständig verschmutzten Gewässer, markiert mir aber alle sauberen Stellen, nachdem ich ihm einen fetten Fisch aus dem Wasser gezogen habe. Dadurch verlieren sein Schicksal und meine Suche nach Nahrung mit einem Schlag an Bedeutung.

Dabei musste ich in den ersten Tagen stets darauf achten, meine Ausdauer durch regelmäßiges Essen zu erhalten: Vom Verdienst meiner ersten Jobs gingen viele Dollar für den Kauf von Fast Food drauf, das kaum sättigt. Überhaupt fehlt der Erzählung eine konsequente Dramatik, weil ich mir allzu sicher sein kann ans Ziel zu gelangen. So könnte ich zwar jeden der Jobs ablehnen, die mir einer meiner Kumpel anbietet – vielleicht lasse ich vor Ort auch einfach alles fallen, stehle Geld oder arbeite schlampig. Dass das möglich ist und dass ich in vielen Situationen meinem Gegenüber eine Abfuhr erteilen kann, macht Always Sometimes Monsters zu etwas Besonderem! Dass ich allerdings über die Zeitarbeitsagentur an jedem Tag des Abenteuers einen ausreichend gut bezahlten Job finde, nimmt drohenden Konsequenzen den wichtigen Schrecken. Sowohl Papers, Please als auch Cart Life haben soziale Ängste und Spannungen im Arbeitsumfeld intensiver eingefangen –

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Always Sometimes Monsters bildet Menschen und Beziehungen überzeugend ab. © 4P/Screenshot

auch weil die interaktive Umsetzung der virtuellen Arbeit fordernder war. Schade außerdem, dass ich in Bars oder an anderen Treffpunkten nur dann einen Gesprächspartner finde, wenn das Skript es vorsieht.

Masken hinter Masken

Seine Stärke zieht das Spiel nicht aus den Aktionen, sondern aus den Dialogen. Auch wenn Unterhaltungen oft zu lange dauern – oft fühle ich mich wie ein Zuschauer, nicht wie ein Handelnder. In diesen Gesprächen entpuppen sich viele Charaktere aber als gut beobachtete Ebenbilder echter Menschen. Beeindruckt hat mich z.B. ein Vorarbeiter, ein notorisch schlecht gelaunter Chef, der genüsslich zusieht, wie ich eine geschlagene Viertelstunde lang Kisten schleppe und mich anschließend anraunzt, er hätte doppelt so viele getragen. Ein Arbeitstier, das wohl mit Scheuklappen durch die Welt geht…

… bis ich erlebe, wie er von Punks erniedrigt wird, die gegen seine Gewerkschaft protestieren. Es ist nicht nur Mitleid – doch langsam dämmert mir, dass hinter diesem einfachen Menschen eine ehrliche Haut steckt. Er ist jemand, dem seine und die Arbeit anderer etwas wert ist. Der dafür aufrichtige Anerkennung verdient hat.

Und dann bittet mich dieser Mann die bevorstehende Wahl zu manipulieren, weil die Partei seiner Gewerkschaft sonst mit Sicherheit keine Mehrheit erhält. In solchen Momenten ist Always Sometimes Monsters ganz groß!

  1. Ups, ich habe das Datum hier nicht beachtet.
    Gut, da hast du wohl recht, insbesondere weil der Platin-Award-Träger hier eher wieder den Stein ins Rollen bringen dürfte. War dennoch bei Threes! ganz ulkig zu sehen, in welche neuen Sphären die "Ist das noch ein Spiel?" Diskussion eintreten kann.

  2. LePie hat geschrieben:Angesichts des Threes!-Threads greife ich hier schon mal voraus:Bild
    Der Thread hier ist schon 7 Tage alt, der von Threes ist von Gestern. Wenn du jetzt nicht grad ne Chaos-Truppe einschleust, tut sich wohl nicht mehr viel. Ich wüsste auch nicht wieso. Mit 75% hat ASM ja auch nicht so das "Popkornpotenzial" wie der Gold-Award-Träger im Nachbarsthread.

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